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MELDUNG/068: Buchtip - Prinzipien einer armutsreduzierenden Landpolitik (FoodFirst)


FoodFirst Ausgabe 1/2012
FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin für das Menschenrecht auf Nahrung

Prinzipien einer armutsreduzierenden Landpolitik



Auch wenn die Entwicklungszusammenarbeit es gerne so hätte, Landpolitik ist kein technisches, sondern ein hoch politisches und konfliktbeladenes Thema. Wird Landpolitik auf technische Aspekte reduziert, werden existierende Verteilungs- und Macht-Asymmetrien schnell verschärft und damit Zielsetzungen der Armuts- und Hungerbekämpfung konterkariert. Die SozialwissenschaftlerInnen und ausgewiesenen ExpertInnen zum Thema Land und Landkonflikte Saturnino M. Borras und Jennifer C. Franco haben neun Prinzipien erarbeitet, die sicherstellen sollen, dass Landpolitik armuts- und hungerreduzierend wirkt:

  • Schutz oder Transfer von Rechten an Land, Wasser, Wäldern und im Boden befindlichen Mineralien zu Gunsten identifizierter ländlicher Armutsgruppen;
  • Transfer von politischem Einfluss auf/Kontrolle über Landrechte zugunsten dieser Gruppen;
  • Bewusstsein, dass gerade die Landlosen und fast Landlosen von der Landpolitik profitieren;
  • Den historischen Kontext einbeziehen: Es muss verstanden werden, wie und warum sich Machtkonstellationen im ländlichen Raum gebildet haben, um diese angemessen anzusprechen;
  • Landpolitik muss Geschlechter-sensibel sein, sie muss insbesondere für Frauen die spezifischen Rechte an Land stärken;
  • Parallel, dazu muss Landpolitik auch sensibel sein für die Situation und Rechte ethnischer Gruppen. Sie muss die Rechte marginalisierter ethnischer Minderheiten stärken;
  • Steigerung der Produktivität. Die Landpolitik muss dazu beitragen, dass Land produktiver genutzt wird und diese Produktivität insbesondere den ländlichen Armutsgruppen zugute kommt;
  • Die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung muss gestärkt und diversifiziert werden;
  • Rechte sichern. Zu guter Letzt muss eine solche Landpolitik dazu beitragen, dass alte und neu transferierte Rechte an Land und damit verbundenen Ressourcen gesichert sind.

Die AutorInnen betonen einmal mehr, dass es beim Land um soziale und gesellschaftliche Themen und nicht um rein wirtschaftliche geht. Land muss verstanden werden als ein Element sozialer Beziehungen und nicht als eine Ware, die einzig mit dem Marktwert XY bemessen werden kann.


BUCHTIP ZUM WEITERLESEN:

Saturnino M. Borras und Jennifer C. Franco (2010)
Contemporary Discourses and Contestations around Pro-Poor Land Policies and Land Governance
www.tni.org/files/propoorlandpolicydebates.pdf

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Quelle:
FoodFirst - FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin für
das Menschenrecht auf Nahrung, Ausgabe 1/2012, Seite 7
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedelerstraße 13, 50969 Köln
Tel. 0221/7020072, Fax 0221/7020032
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de
 
Erscheinungsweise 4 Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro
Abonnement: 15,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2012