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ATTAC/1354: Rio+20 - Für soziale und ökologische Gerechtigkeit statt Green Economy


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 20. Juni 2012

* Rio+20: Für soziale und ökologische Gerechtigkeit statt Green Economy

* Machtinteressen werden ausgeblendet / Handlungsdruck entsteht durch soziale Bewegungen



Mit einer Großdemonstration am heutigen Mittwoch in Rio de Janeiro macht der Peoples Summit, der Gegengipfel zur Rio+20-Konferenz, auf die scharfe Kritik indigener Bevölkerungsgruppen sowie entwicklungs- und umweltpolitischer Organisationen an der UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung aufmerksam. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac unterstützt die Proteste ebenso wie Kampagnen zur Eindämmung des Konzernlobbyismus in UN-Konferenzen. Notwendig seien harte politische Regeln für soziale und ökologische Gerechtigkeit statt neoliberaler Green Economy für Konzerne.

"Auf den 'Erdgipfel' 1992 in Rio folgten die Welthandelsorganisation WTO, die Verschärfung von Liberalisierung, Privatisierung und Finanzspekulation. Trotz einiger guter Ansätze vor allem auf lokaler Ebene ist Nachhaltigkeit eine leere Worthülse geworden, die Interessen- und Machtfragen verschleiert", sagte Eberhard Heise vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis. In Folge einer ungehemmt konkurrenz- und wachstumsbasierten Wirtschaft stiegen die CO2-Emissionen weiter an, nehme die Artenvielfalt ab, wachse die Ungleichheit und seien Millionen Menschen im globalen Süden bedroht. "Green Economy aber bekämpft nicht die Ursachen von Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung, sondern betreibt deren Verschärfung. Das maßgeblich von Konzernen mitentwickelte Konzept steht für mehr pauschales Wachstum, mehr Risikotechnologie und mehr Einfluss der Finanzmärkte."

Beispiele für negative Folgen der Green Economy gebe es auch in Lateinamerika, wo indigene Gemeinschaften gegen gigantische Staudammprojekte, Monokultur-Plantagen für den Biosprit-Export oder die Verrechnung von geschütztem Regenwald mit europäischen und chinesischen Kohlekraftwerken (REDD) kämpfen. Eberhard Heise: "Die versprochene Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch bleibt aus, stattdessen werden Rohstoffe für grüne Technologie schmutzig im globalen Süden abgebaut."

"Grüne" Entwicklungen und Technologien sein global wichtig, ausschlaggebend sei aber, in wessen Dienst sie gestellt würden."Es geht um gegensätzliche Interessen, um Eigentums- und Machtfragen. Wie diese politisch beantwortet werden, entscheidet darüber, ob am Ende etwas Positives oder Destruktives herauskommt", sagte Chris Methmann von der Attac-AG Energie, Klima, Umwelt.

Für globale soziale und ökologische Gerechtigkeit fordert Attac unter anderem eine Demokratisierung der Energieversorgung, den Kohleausstieg, die Rückzahlung der Klimaschulden an den globalen Süden, ein Verbot von Agrar- und Nahrungsmittelspekulationen sowie generell eine strikte Kontrolle der Finanzmärkte. Chris Methmann: "Das ist dann eben oft nicht eine 'Win-win-Situation', wie das Green-Economy-Konzept suggeriert, sondern erfordert politische Entscheidungen, die von der Rio-Konferenz nicht zu erwarten sind. Handlungsdruck für konkrete Schritte entsteht durch die Lebendigkeit und Ungeduld sozialer Bewegungen. Die Landlosenbewegung Lateinamerikas, die Antikohle-Bewegung, die Indignados machen Hoffnung."


Weitere Informationen:

* Peoples Summit:
http://rio20.net/en/

* Kampagne zur Eindämmung des Konzernlobbyismus in UN-Konferenzen:
http://www.foei.org/en/get-involved/take-action/end-un-corporate-capture

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Quelle:
Pressemitteilung vom 20.06.2012
Pressesprecherin Attac Deutschland
Frauke Distelrath
Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; Fax: 069/900 281-99
E-Mail: presse@attac.de
Internet: www.attac.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2012