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STANDPUNKT/336: Dialog und Deeskalation statt Abschreckung und Drohung (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 8. Mai 2019
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Dialog und Deeskalation statt Abschreckung und Drohung

NATO-Großübung vom 9.-15. Mai 2019


Mit großer Sorge sieht die ärztliche Friedensorganisation IPPNW die morgen beginnende NATO-Übung, in der die militärische Reaktion der Allianz auf einen potentiellen russischen Angriff geprobt wird. Die Großübung beginnt am 9. Mai, ausgerechnet an dem Tag, an dem in Russland an das Kriegsende 1945 und die Befreiung Deutschlands vom Faschismus erinnert wird. Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf, für eine gemeinsame Sicherheitspolitik durch vertrauensbildende Maßnahmen, Rüstungskontrolle und Abrüstung einzutreten, statt sich an Großmanövern zu beteiligen.

Durch Militärübungen, Aufrüstung und die Pflege von Feindbildern setzen die NATO und Russland zunehmend auf Abschreckung statt auf eine Politik der gemeinsamen Sicherheit. Mühsam aufgebautes Vertrauen wird dadurch zerstört und friedliche Lösungen des Konflikts zwischen Ost und West erschwert. Ohne Zusammenarbeit mit Russland drohen weitere Konfrontation und die Eskalation des Ukraine-Konflikts und der militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Bereits durch die Kündigung des INF-Vertrages wird ein Eckpfeiler der Europäischen Sicherheit zerstört und ein neues Wettrüsten beginnt. Die Sicherheit Europas ist nicht gegen, sondern nur gemeinsam mit Russland möglich.

Derzeit modernisieren sowohl die USA als auch Russland ihre Atomwaffenstreitkräfte und entwickeln neue Atomwaffen sowie konventionelle Waffensysteme mit kurzen und mittleren Reichweiten. Die in Deutschland stationierten US-Atomwaffen sollen bis 2025 durch neue, "effektivere" Bomben des Typs B61-12 ersetzt werden. Diese Atomwaffen werden künftig steuerbar sein, die Sprengkraft ist variabel. Dadurch sinkt die Hemmschwelle, Atomwaffen einzusetzen, und ein konventioneller Krieg könnte in einem Atomkrieg enden.

"Wir leben in einer Welt, in der ein einzelnes atomar bestücktes U-Boot der USA oder Russlands in der Lage ist, die 20 größten Städte des Gegners mit einem Knopfdruck auszulöschen", erklärt der IPPNW-Ko-Vorsitzende Dr. Alex Rosen. "Die NATO-Übung simuliert den Beginn des dritten, des letzten Weltkrieges. Wenn auch nur halb so viele Ressourcen in Diplomatie, Dialog und Deeskalationsmaßnahmen gesteckt werden würden wie in diese Kriegsspiele, würde kein Mensch ernsthaft über neue Atomwaffen in Europa nachdenken."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. Mai 2019
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2019

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