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PREIS/150: Wilhelm Genazino erhält Literaturpreis für grotesken Humor (Stadt Kassel)


Stadt Kassel - Pressemitteilung 15.08.2012

Wilhelm Genazino erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor



Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, geht im Jahr 2013 an den Schriftsteller Wilhelm Genazino. Dies gab Oberbürgermeister Bertram Hilgen jetzt bekannt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Kasseler Literaturpreis wird seit 1985 jährlich vergeben und zeichnet Autoren aus, deren Werk auf hohem künstlerischem Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden und anderem Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Gerhard Polt und Peter Rühmkorf sowie zuletzt Ulrich Holbein ausgezeichnet.

Wer diesmal den zugehörigen "Förderpreis Komische Literatur" erhält, den die Kasseler Sparkasse unterstützt, wird demnächst bekannt gegeben.

Die Preisverleihung, findet am 23. Februar 2013 im Kasseler Rathaus statt. Damit wird zugleich das 6. Kasseler Komik-Kolloquium eröffnet, das seit dem Jahr 2000 regelmäßig in Kassel veranstaltete Festival zur Literatur des Komischen mit Lesungen, Bühnenkunst, Ausstellungen und Filmen sowie einer humorwissenschaftlichen Fachtagung.

Begründung des Stiftungsrates

"Der Preis ehrt einen Autor, dessen Werk, zugleich gesellschaftskritisch und poetisch, als hervorragendes Beispiel literarischer Komik zu gelten hat. Wilhelm Genazinos ironische Erzählprosa beobachtet so heiter wie melancholisch, zu welchen Zumutungen Arbeit, Liebe, Alter, Körper oder auch Kunst durch Fremdbestimmung werden. Darüber hinaus haben diese Texte mit ihrer feinsinnigen und makellosen Sprache die Kraft der Verwandlung: Sie transformieren das Unzulängliche, das Peinliche oder die Langeweile subtil zur inneren Erfahrung einer komischen Empfindung. Das ist die Magie in Wilhelm Genazinos literarischer Schule der Besänftigung. Hier unterrichtet er uns bezauberte Leser meisterhaft in seinen Fächern Existenzkunst, Enttäuschungspraxis, Sehnsuchtsabbau, Fremdheitsüberlistung und Hoffnungsclownerie."

Über Wilhelm Genazino

Wilhelm Genazino wurde 1943 in Mannheim geboren. Nach dem Gymnasium war er zunächst freier Journalist, dann Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem bis 1971 bei "Pardon". Von 1980 bis 1986 wirkte er als Mitherausgeber der Zeitschrift "Lesezeichen". Wilhelm Genazino ist Autor von Romanen, Hörspielen, Theaterstücken und Essays. Sein erster Roman "Laslinstraße" erschien 1965.

Einem größeren Publikum wurde er mit seiner ab 1977 veröffentlichten "Abschaffel"-Trilogie bekannt, die die Wahrnehmungswelt eines Angestellten auf scharfsinnige, witzige und böse Art entfaltet. Soeben erschienen ist sein Buch "Idyllen in der Halbnatur", in dem der Autor erzählt, wie er schreibt, wie er zum Schreiben kam und warum die Welt so merkwürdig und ohne Bücher kaum auszuhalten ist.

2010 produzierte der Hessische Rundfunk ein großes Autorenportrait als Hörspiel mit dem Titel "Genazinos Museum", dessen Regisseurin Marlene Breuer dem Kasseler Preisträger die Laudatio halten wird. Wilhelm Genazino ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und im PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde mit vielen Preisen bedacht, unter anderem mit dem Kleist-Preis und der bedeutendsten Auszeichnung für deutschsprachige Literatur, dem Georg-Büchner-Preis.

"Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" und "Förderpreis Komische Literatur"

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wurde 1984 der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Schriftstellern (im ersten Jahrzehnt des Preises auch Literaturwissenschaftlern) zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischem Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Seit 1985 erhielten folgende Personen die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf, Herbert Achternbusch, Thomas Kapielski und zuletzt Ulrich Holbein.

Den gleichzeitig vergebenen "Förderpreis Komische Literatur" in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten bislang Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer, Rebekka Kricheldorf, Jan Neumann und zuletzt Tino Hanekamp. Die Entscheidung, wer 2013 ausgezeichnet wird, wird in Kürze bekannt gegeben.

Die Stiftung Brückner-Kühner

wurde von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der international avancierten Poesie, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten.

Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Dr. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorin Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor Ingomar von Kieseritzky (Berlin), der Literaturwissenschaftler und Autor Christian Maintz (Hamburg), der Übersetzer Harry Rowohlt (Hamburg), der Literaturprofessor Dr. Uwe Wirth (Gießen) sowie Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der literaturWERKstatt Berlin. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung unter
www.brueckner-kuehner.de.

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Quelle:
Pressemitteilung von Mittwoch, 15. August 2012
Stadt Kassel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2012