Stadt Bonn - Pressemitteilung von Donnerstag, 6. Juni 2013
Ernst-Robert-Curtius-Preis 2013 an Prof. Ulrich Raulff und Adam Soboczynski
ib Bonn - Prof. Dr. Ulrich Raulff (Hauptpreis) und Adam Soboczynski (Förderpreis) heißen die Preisträger des Ernst-Robert-Curtius-Preises 2013. Auf diese beiden hat sich die Jury am vergangenen Montag geeinigt. Die Preisverleihung - es ist insgesamt die 24. - wird in der zweiten Oktober-Hälfte in Bonn stattfinden.
Der Ernst-Robert-Curtius-Preis wurde 1984 von Thomas Grundmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Universitätsbuchhandlung Bouvier gestiftet. Seit einigen Jahren wird der Preis von der Universitätsgesellschaft Bonn getragen, finanziert und verliehen. Der Hauptpreis ist mit 8000 Euro und der Förderpreis mit 4000 Euro dotiert.
Als literarische Kunstform genießt der Essay, insbesondere der politische, in Deutschland noch nicht das in anderen Ländern selbstverständliche Ansehen. Der Preis hat daher zum Ziel, den Essay als eine literarische Form zu fördern, die aus einer kritisch-rationalen und zugleich humanen Haltung heraus mit den ästhetischen Mitteln der Sprache Stellung bezieht zu politischen und geistesgeschichtlichen Fragen unserer Zeit.
Der Historiker und Kulturwissenschaftler Ulrich Raulff, seit November 2004 Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, hat nicht nur mit Übersetzungen (u.a. von Gilles Deleuze, Michel Foucault und Jean Starobinski) seine profunde Vertrautheit mit der französischen und allgemein europäischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts unter Beweis gestellt, sondern vor allen Dingen auch mit seiner Studie zu Marc Bloch, der gemeinsam mit Lucien Febvre 1929 die Annales d'histoire économique et sociale begründete und damit einen Paradigmenwechsel in der Geschichtswissenschaft in Richtung auf eine Struktur- und Mentalitätsgeschichte bewirkte. Diesem theoretischen Ansatz sind im Besonderen seine Essays zu Aby Warburg, dem großen Vorbild für Ernst Robert Curtius, verpflichtet. In herausragender Weise gilt dies auch für sein Buch "Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte", das spannend, kurios, exzentrisch, schräg, zugleich akribisch recherchiert.
Es erzählt die Geschichte eines einzigartigen Kreises voll illustrer Charaktere - eines Kreises, der sich ideologisch und persönlich immer weiter diversifiziert, der Allianzen bildet und Feindschaften pflegt, um Deutungshoheit und Treue ringt und dabei von 1933 bis 1968 nebenher eine außergewöhnliche Wirkungsgeschichte bis hin zu seinem allmählichen Untergang entfaltet. Eine abgründige kulturell-politische Ideengeschichte, ein Lesevergnügen der exquisiten Art.
Grundsätzlich gilt für Raulffs Studien, Essays und journalistische Beiträge der übergreifende Bezug auf eine genuin europäische Perspektive, in deren Zusammenhang er auch einem größeren Publikum komplexe sozio-kulturelle und politisch-historische Zusammenhänge mit hoher stilistischer Präzision nahebringt.
Adam Soboczynski, Redakteur beim Feuilleton der Wochenzeitung "Die Zeit", erhält den Preis für seine stilistisch leichthändigen und treffenden Beobachtungen des großstädtischen Gegenwartslebens, die er in Reisereportagen, Feuilletons und essayistischen Monographien artikuliert. An die Klugheitslehren der europäischen Moralistik anknüpfend, verbindet er analytische Schärfe und feinsinnigen Humor in einer essayistischen Schreibweise, die zugleich aufzuklären und auf hohem Niveau zu unterhalten vermag."
Die Mitglieder der Jury: Prof. Dr. Marion Gymnich, Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf, Dr. Hans Daniels, Prof. Dr. Wolf-Dieter Lange, Prof. Dr. Christian Moser, Martin Schumacher, Dr. Hajo Steinert und Thomas Grundmann.
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Pressemitteilung von Donnerstag, 6. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2013