Schattenblick → INFOPOOL → DIE BRILLE → FAKTEN


PREIS/195: Karen Duve erhält im Jahr 2017 den Literaturpreis für grotesken Humor (Stadt Kassel)


Stadt Kassel - Pressemitteilung von Dienstag, 14. Juni 2016

Karen Duve erhält im Jahr 2017 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor


Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, geht im Jahr 2017 an die Schriftstellerin Karen Duve. Der Preis zeichnet die 1961 geborene Autorin für ihre sprachkräftige Erzählkunst aus, die das Komische vielseitig und gewagt gestaltet. Das gilt für ihre engagierten und realistischen Romane, von denen einige für Film und Theater verarbeitet wurden; es gilt auch für Fantastisches wie die eigenwillige Verarbeitung von Märchen der Brüder Grimm. Dies gab Oberbürgermeister Bertram Hilgen jetzt bekannt.

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden u. a. Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Herbert Achternbusch oder Dieter Hildebrandt und zuletzt Wolf Haas ausgezeichnet. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis großzügig.

Die Preisverleihung findet am 11. Februar 2017 im Kasseler Rathaus statt. Die Laudatio hält der Leiter des Literaturhauses Hamburg, Professor Dr. Rainer Moritz.

Wer den mit 3000 Euro dotierten und auf Vorschlag von Verlagen vergebenen "Förderpreis komische Literatur" erhält, wird im Herbst bekannt gegeben.

Begründung des Stiftungsrates

Der auch als Preisjury fungierende Stiftungsrat begründet seine Entscheidung für Karen Duve wie folgt:

"Der Preis zeichnet eine Autorin aus, deren Schreibkunst schon seit den frühen Erzählungen das Komische vielseitig, interessant und auch riskant gestaltet. Karen Duves grotesker Humor tendiert zu Schwärze und Sarkasmus und erprobt auch, wie ihr jüngster satirischer Roman "Macht", die Grenzen des Komischen. In dem ihr eigenen, mehrstimmigen Sound verhandelt sie gesellschaftlich hochbrisante Themen und entfaltet dabei ein spannungsreiches Kräftespiel, das auch zwischen ihren unterschiedlichen Büchern entsteht: Engagement verbindet sich mit Poesie, Realismus mit Phantastik, Pathos mit Trash, Heiterkeit mit Melancholie, Zorn mit Empathie, all das durchzogen vom Grundton des Tragikomischen. Damit vermag sie ihr Publikum auf faszinierende Weise zu unterhalten und zu irritieren."

Über Karen Duve

Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren, lebt als freie Schriftstellerin auf einem Hof in der Märkischen Schweiz, Brandenburg. Nach dem Abitur ging sie verschiedenen Tätigkeiten nach, u. a. war sie Korrektorin und fuhr 13 Jahre lang in Hamburg Taxi. Seit 1990 ist Duve freie Schriftstellerin. 1995 erschien ihre erste Erzählung "Im tiefen Schnee ein stilles Heim", 1999 ihr erster Roman "Regenroman". Zu ihren bekanntesten Büchern gehören "Dies ist kein Liebeslied" (2002) und der Roman "Taxi" (2008), der 2015 verfilmt wurde. Stipendienaufenthalte führten sie u. a. nach Stuttgart, New York und Hanoi (Vietnam).

Mit ihrem lakonischen, kraftvollen und tragikomischen Stil gestaltet Karen Duve hautnah Einblicke in die menschliche, vor allem die weibliche Psyche, in Verwerfungen zwischenmenschlicher Beziehungen oder in gesellschaftspolitische und ökologische Krisen. Das fiktionale Spektrum reicht dabei vom dokumentarischen Selbstversuch ("Anständig essen", 2011), über autobiografisch angereicherten Realismus ("Taxi") bis zum Fantastischen ("Die entführte Prinzessin", 2005). So kommt es auch zur mitunter drastisch komischen Verarbeitung von klassischen Märchenstoffen wie im Erzählband "Grrrimm" (2012), für den fünf bekannte Grimm-Märchen postmodern umgedichtet wurden. Durch das Werk zieht sich die Auseinandersetzung mit der oft zerstörerischen Energie der Macht, die dann im Zentrum des jüngsten Romans steht ("Macht" 2016). Gerade an diesem politisch und moralisch engagierten Buch scheiden sich die Geister der Kritik. Verrisse hat es besonders dort gegeben, wo man - anders als die Jury des Kasseler Literaturpreises - die satirische Ambivalenz, die auch den Leser fordert, nicht erkennen konnte oder wollte.

"Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" und "Förderpreis Komische Literatur"

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wurde der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht und erstmals 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Sprachkünstlern (im ersten Jahrzehnt des Preises auch Literaturwissenschaftlern) zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischen Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Folgende Personen erhielten die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf, Herbert Achternbusch, Thomas Kapielski, Ulrich Holbein, Wilhelm Genazino, Dieter Hildebrandt, Frank Schulz und zuletzt Wolf Haas.

Den gleichzeitig vergebenen "Förderpreis Komische Literatur" in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer, Rebekka Kricheldorf, Jan Neumann, Tino Hanekamp, Wolfram Lotz, Arno Camenisch und zuletzt Kirsten Fuchs. Die Förderpreisvergabe für das Jahr 2017 ist noch offen.

Die Stiftung Brückner-Kühner

wurde 1984 von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der international avancierten Poesie, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten.

Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Dr. h.c. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorinnen Friederike Emmerling (Frankfurt a.M.) und Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor und Kasseler Literaturpreisträger Ingomar von Kieseritzky (Berlin), der Literaturwissenschaftler und Autor Christian Maintz (Hamburg), der Literaturprofessor Dr. Uwe Wirth (Gießen), Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie, sowie einmalig der jeweilige Preisträger bzw. die Preisträgerin. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung unter
http://www.brueckner-kuehner.de.

*

Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 14. Juni 2016
Stadt Kassel
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Rathaus, Obere Königsstraße 8, 34112 Kassel
Telefon: 0561 / 787-1231 oder 0561 / 787-1232
Telefax: 0561 / 787-87
E-Mail: presse@stadt-kassel.de
Internet: www.kassel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang