Welt der Steine
Meerblick, grau in grau
Frühlicht, Farbe ungewiss
doch in harter, dichter Klarheit
Steine
Steine nichts als Steine
nah und quer durch alle Nähe hin
kindskopfgroß, doch
augen-, mund- und ohrenlos
nur grau und rund
abgeschliffen, ausgebleicht
Welt der Steine
Weit hinaus abfallend sacht
und immer kleiner hin zum Meer
das düster und verhangen
sich zusammenzieht
(Leuchtturm, Mole schwärzlich hin
zum Rand geschrumpft)
Platz zu schaffen für Gewölk
Fetzen, fedrig
dunkelhell
Herrschaft der Steine.
Geste ohne Ziel -
sie kümmert nicht die Ferne und die Welt
sie sehn nur sich und halten sich
an sich und wiederkäuen immer nur
das Graue, Schwere, Runde
Alles Leichte fortgeblasen
fortgeschwemmt die Erde und der Sand
sie alle dicht im Schulterschluss
verschwiegen, schwer, bewegungslos
ergeben so dem Himmel nur
und ihrer inneren Struktur
Manchmal überkommt sie doch Bewegung
wenn das Meer nach ihnen greift und Brandung
schwer sich zwischen ihnen bricht -
dann klappern, poltern sie, rumoren
tanzen kurz, verkeilen sich und gurgeln
lecken Schaum und Salz
und sinken
rückwärts wieder in die Ruhe, Schwere
schweigen fort - unberührbar überdauernd
Menschheitsgetümmel aller Art
um Äonen
Rainer Luce, 2009
* Quelle: © Rainer Luce Mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2011 |