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EIN- UND AUSFÄLLE/008: Welt der Steine - Rainer Luce

Welt der Steine Meerblick, grau in grau Frühlicht, Farbe ungewiss doch in harter, dichter Klarheit Steine Steine nichts als Steine nah und quer durch alle Nähe hin kindskopfgroß, doch augen-, mund- und ohrenlos nur grau und rund abgeschliffen, ausgebleicht Welt der Steine Weit hinaus abfallend sacht und immer kleiner hin zum Meer das düster und verhangen sich zusammenzieht (Leuchtturm, Mole schwärzlich hin zum Rand geschrumpft) Platz zu schaffen für Gewölk Fetzen, fedrig dunkelhell Herrschaft der Steine. Geste ohne Ziel - sie kümmert nicht die Ferne und die Welt sie sehn nur sich und halten sich an sich und wiederkäuen immer nur das Graue, Schwere, Runde Alles Leichte fortgeblasen fortgeschwemmt die Erde und der Sand sie alle dicht im Schulterschluss verschwiegen, schwer, bewegungslos ergeben so dem Himmel nur und ihrer inneren Struktur Manchmal überkommt sie doch Bewegung wenn das Meer nach ihnen greift und Brandung schwer sich zwischen ihnen bricht - dann klappern, poltern sie, rumoren tanzen kurz, verkeilen sich und gurgeln lecken Schaum und Salz und sinken rückwärts wieder in die Ruhe, Schwere schweigen fort - unberührbar überdauernd Menschheitsgetümmel aller Art um Äonen Rainer Luce, 2009

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Quelle: © Rainer Luce Mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2011