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GENFRUCHT/011: Doppelstandards der Lebensmittelbehörde EFSA (Testbiotech)


Testbiotech - Pressemitteilung vom 30. Oktober 2012

Doppelstandards bei der EFSA

Unterschiedliche Kriterien der Bewertung von Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen



München, 30. Oktober 2012. In einem heute [30.10.12] veröffentlichten Bericht zeigt Testbiotech, dass die Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA unterschiedliche Standards bei der Bewertung wissenschaftlicher Publikationen anlegt. Demnach variieren die Kriterien von Fall zu Fall und die Bewertung von Studien wird von vorgefassten Meinungen beeinflusst.

Hintergrund sind jüngst veröffentlichte Ergebnisse von Langzeitversuchen mit gentechnisch verändertem Mais (NK603) und dem Herbizid Roundup. Hier zeigten sich bei Ratten deutliche Hinweise auf gesundheitliche Schäden (Séralini et al., 2012). Die EFSA wies diese Ergebnisse mit dem Argument zurück, bei der Durchführung der Studie seien wissenschaftliche Standards wie die der OECD nicht eingehalten worden.

Die jetzt vorgelegte Analyse zeigt aber, dass die Behörde in der Vergangenheit bereits mehrfach Studien akzeptiert hat, die keineswegs die wissenschaftlichen Standards erfüllen, welche die Behörde nun als Maßstab an die Veröffentlichung aus Frankreich anlegt. Allerdings waren dies durchwegs Studien, in denen keine gesundheitlichen Risiken festgestellt wurden. Der Verdacht liegt nahe, dass sich die EU Behörde die ihr jeweils passenden Befunde selektiv herauspickt.

"Die Art und Weise, wie die EFSA Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen bewertet, scheint von der einseitigen Absicht geleitet, jegliche Zweifel an der Sicherheit der Produkte zurückzuweisen", sagt Christoph Then von Testbiotech "Die Debatte über wissenschaftliche Standards wird dazu instrumentalisiert, um die bisherigen Stellungnahmen der Behörden zu verteidigen, nach denen keine gesundheitlichen Risiken zu befürchten sind."

Laut Testbiotech zeigt die Studie aus Frankreich im Vergleich mit bisherigen Studien sogar ein deutlich höheres wissenschafliches Niveau, auch wenn sie methodische Schwächen aufweist. Die Ergebnisse müssten ernst genommen werden und die Grundlage für weitere Untersuchungen bilden. Da die Verbraucher tagtäglich mit den kontroversen Produkten in Berührung kommen könnten, müssten bei der Vorsorge hohe Maßstäbe eingehalten werden.

Testbiotech fordert, dass die gegenwärtigen Standards für die Bewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Herbiziden grundlegend überarbeitet werden, um einen besseren Schutz für Umwelt und Verbraucher zu erreichen. Zudem muss die unabhängige Risikoforschung mit höherer Priorität gefördert werden.

Der aktuelle Bericht: www.testbiotech.de/node/724

Die zitierte Studie aus Frankreich:
Séralini, G-E., E. Clair, R. Mesnage, S. Gress, N. Defarge, M. Malatesta, D. Hennequin, J. Spiroux de Vendômois (2012): Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize, Food Chem. Toxicol., http://dx.doi.org/10.1016/j.fct.2012.08.005

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. Oktober 2012
Testbiotech e. V.
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2012