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MELDUNG/001: EU-Parlament verhindert Zulassung von Klebefleischenzym (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 20.05.2010

EU-Parlament verhindert Zulassung von Klebefleischenzym
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben die Zulassung von Thrombin als Lebensmittelzusatzstoff gestoppt.


Das umstrittene Enzym, das von Schweinen oder Rindern stammen kann, dient dazu, aus kleinen Fleischstückchen ein neues Fleischprodukt zu formen. Solche Fleischerzeugnisse, die dann beispielsweise wie Schinken aussehen, trügen ein unvertretbar hohes Risiko, Verbraucher irrezuführen, begründeten die Parlamentarier am 19. Mai ihr Veto. Ein solcher zusammengeklebter Schinken dürfe nicht als hochwertiger Vollschinken verkauft werden.

Die Abstimmung fiel knapp aus: 370 Ja-Stimmen, 262 Nein-Stimmen und 32 Enthaltungen. Mindestens 369 Ja-Stimmen waren nötig, damit das Parlament sein Recht auf Veto im Rahmen des sogenannten "Regelungsverfahren mit Kontrolle" ausüben konnte.

Die EU-Kommission wollte das Thrombin EU-weit als Lebensmittelzusatzstoff zulassen und muss nun einen neuen Vorschlag präsentieren. Vor allem Grüne und Sozialdemokraten im Europaparlament stimmten gegen die Zulassung. Neben der Verbrauchertäuschung kritisierte der Vorsitzende des Umweltausschusses Jo Leinen (SPD), dass das Zusammenkleben kleinster Fleischteile unappetitlich sei. "Ein Steak soll ein Steak bleiben", sagte er. Der FDP-Abgeordnete Holger Krahmer wies hingegen darauf hin, dass Thrombin und ähnliche Zutaten tierischen Ursprungs von Metzgern seit Jahrhunderten für die Herstellung von Blut- und Leberwurst verwendet würden.

Nach Angaben von EU-Gesundheitskommissar John Dalli ist der Fleischkleber gesundheitlich unbedenklich. Er wird auch in Deutschland in Wurstwaren als sogenannter technischer Hilfsstoff verwendet. Allerdings dürfen hier zusammengeklebte Fleischstückchen ohnehin nicht als vollwertiger Schinken bezeichnet werden.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch geht davon aus, dass Klebefleisch weiter auf den Tellern der Verbraucher landet. Der Vize-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt forderte von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), sich für ein EU-weites Verbot von Imitat-Schinken einzusetzen. [mbu]

Entschließungsantrag des Parlaments
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+MOTION+B7-2010-0264+0+DOC+XML+V0//DE

Foodwatch - http://www.foodwatch.de


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 20/10, 20.05.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 20.05.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2010