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MARKT/139: Milch - Große Betriebe in Dänemark und den Niederlanden können auch nicht kostendeckend arbeiten (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 4. Juli 2016

Milchmarkt: Große Betriebe in Dänemark und den Niederlanden können auch nicht kostendeckend arbeiten

Aktuelle Kostenzahlen widerlegen Behauptung, große Betriebsstrukturen seien Lösung für Milchdilemma


Brüssel, 04.07.2016: Es wird viel von Dänemark und den Niederlanden als produktionsstarken Ländern mit großen Betriebsstrukturen geredet. In diesem Zusammenhang wird behauptet, die großen, sogenannten effektiven Betriebe stünden im freien Wettbewerb sehr gut da. Sie könnten durch große Produktionsmengen kostendeckend arbeiten und auch außereuropäischen Wettbewerbern spielend die Stirn bieten.

Mit den aktuellen Zahlen zu den Produktionskosten und Milchpreisen in den beiden Ländern wird diese Argumentation jedoch ad absurdum geführt. Denn mit einer Unterdeckung der Produktionskosten von 26 bzw. über 30 Prozent durch den Preis setzt sich auch in Dänemark und den Niederlanden der aktuelle europäische Trend einer hohen Verlustproduktion fort.

Wie die aktuelle Studie des Büros für Agrarsoziologie (BAL) zeigt, beträgt das Defizit in den Niederlanden zwischen einem durchschnittlichen Preis von 30,75 Cent und den Kosten von 44,50 Cent/ Kilogramm Milch im Jahr 2015 knapp 14 Cent. Für Dänemark sind es bei Kosten von 41,70 Cent und einem Durchschnittspreis von 31,03 Cent für das Kilogramm Milch über 10 Cent Verlust.

Angesichts der fallenden Preise im Jahr 2016 hat sich diese Situation noch verschärft und verlangt nach einer Lösung, die die steigende Überproduktion der EU ins Visier nimmt.


Der freiwillige Lieferverzicht - ein smartes Instrument zur Stabilisierung

Ein freiwilliger Lieferverzicht wäre ein gutes Instrument, um die Mengenverwerfungen in den Griff zu bekommen. Da hier auf eine freiwillige Mengensenkung gesetzt wird, für die der Erzeuger einen finanzieller Ausgleich erhält - also Niemand als Verlierer dastehen würde - kann mit einer großen Bereitschaft unter den europäischen Milcherzeugern gerechnet werden. Dies ist auch für stark bzw. geringer produzierende Länder, die sehr darauf bedacht sind, nicht zur Produktionssenkung verpflichtet zu werden, eine gute Alternative. Ist der finanzielle Ausgleich hoch genug, kann über die freiwillige Reduzierung genügend Menge zurückgehalten werden, um den Markt und damit die Milchpreise zu stabilisieren. Ein Ergebnis, das allen Milcherzeugern in der Europäischen Union in der jetzigen Situation große Erleichterungen bringen würde.

Es geht darum, den Schaden zu verhindern bevor er entsteht - also schädliche Milchmengen gar nicht erst zu produzieren. Damit würden man auch nicht mehr auf ineffektive Instrumente wie die Interventions- und private Lagerhaltung setzen, die in der aktuellen Krise wenig Wirkung zeigen.

Ob für die Niederlande und Dänemark als Länder mit größeren Betrieben oder die Mitgliedsstaaten mit kleineren oder gemischten Strukturen - Milchproduktion spielt als Wirtschaftsfaktor in ganz Europa eine wichtige Rolle. Dabei kommt der Europäischen Kommission und den nationalen Regierungen im Rahmen der EU-Agrarpolitik eine hohe Verantwortung zu: Die Milcherzeugung muss flächendeckend erhalten und damit Arbeitsplätze in und außerhalb des Milchsektors gesichert sowie EU-Bürgern eine regionale und abwechslungsreiche Ernährung geboten werden. Wann werden die Verantwortlichen diese Aufgabe endlich ernsthaft wahrnehmen?


Die Studien zur Kostenkalkulation für die Niederlande und Dänemark wurden jeweils vom EMB gemeinsam mit seinem Mitgliedsverband - also dem niederländischen Dutch Dairymen Board bzw. dem LDM Dänemark - beim Büro für Agrarsoziologie in Auftrag gegeben.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Juli 2016
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2016

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