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MARKT/144: Kein konsequentes Vorgehen gegen Krise im Milchsektor (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 19. Juli 2016

Kein konsequentes Vorgehen gegen Krise im Milchsektor

Von Agrarrat beschlossene Maßnahmen reichen für Krisenbewältigung bei weitem nicht aus


Außerordentlich groß ist der Druck für die Erzeuger am Milchmarkt. Die lang anhaltende Krise mit stetig sinkenden Milchpreisen hat die Milchhöfe EU-weit ausgelaugt. Umso wichtiger wären daher beim gestrigen Agrarrat durchgreifende Entscheidungen zur Reduzierung der Überproduktion am Markt gewesen. Doch die Maßnahmen, die hier beschlossen wurden, lassen den dringend benötigten Richtungswechsel im Sektor nicht zu. Anstatt hier einen konsequenten, EU-weiten Ansatz zu verfolgen, der allen Erzeugern die Möglichkeit eines freiwilligen Lieferverzichts bietet, wurde mit 350 Millionen Euro ein Großteil des Gesamtpakets von 500 Millionen für nicht genau definierte Maßnahmen bestimmt.

Romuald Schaber, Vorsitzender des European Milk Board (EMB), äußert sich enttäuscht: "Zwar ist auch Produktionsreduzierung eines der Schlagworte, mit denen für das aktuelle Maßnahmenpaket geworben wird. Doch an eine angemessene Umsetzung wagt man sich nicht heran. Lediglich 150 Millionen Euro sollen für produktionsreduzierende Maßnahmen verwendet werden. Ein Betrag, der angesichts der Schwere der aktuellen Krise bei weitem nicht ausreicht."

Zu kurze Reduktionszeit und keine gleichzeitige Deckelung Zudem gibt es während der zu kurz angedachten Reduktionsperiode von 3 Monaten, bei der reduzierwillige Erzeuger einen finanziellen Ausgleich erhalten sollen, keine gleichzeitige Mengendeckelung für die anderen Produzenten. Damit ist die Gefahr sehr groß, dass erreichte Produktionssenkungen durch die Mehrproduktion anderer Erzeuger wieder neutralisiert werden und die Wirkung auf den Milchpreis minimal bzw. nicht spürbar sein wird. Auch die umgerechnet 14 Cent je nicht produziertem Liter Milch reichen als Anreiz nicht aus. Hier müsste ein höherer Betrag gezahlt werden, um ausreichend Reduktionsbereitschaft für eine ausreichende Menge am Markt zu gewinnen.

"Mit Preisen zum Teil unter 20 Cent für den Liter Milch haben wir in Europa eine ganz starke und deutliche Krise im Milchsektor. Der muss mit einer konsequenten und deutlichen Politik begegnet werden", so Schaber. Doch von Seiten der EU-Kommission und einiger Mitgliedsländer würde man sich um diese Konsequenz schon seit Monaten drücken. Das hätten die gestern beschlossenen Maßnahmen leider erneut gezeigt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Juli 2016
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2016

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