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MARKT/174: Belgischer Milchpreis deckt nur 65 Prozent der Produktionskosten (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 2. September 2017

Belgischer Milchpreis deckt nur 65 Prozent der Produktionskosten


Eine aktuelle Kostenstudie zeigt, dass die Milcherzeugungskosten in Belgien im Jahr 2016 bei 41,37 Cent/kg lagen. Dem stehen gesunkene Milchauszahlungspreise von 26,70 Cent gegenüber, wodurch im Jahr 2016 nur 65% der Produktionskosten abgedeckt wurden.

Die Studie, die gemeinsam vom European Milk Board (EMB) und der Milcherzeuger Interessengemeinschaft Belgien (MIG) in Auftrag gegeben wurde, kalkuliert die aktuellen Kosten der Milchproduktion auf Grundlage von EU-Daten und berücksichtigt auch die Arbeitsleistung des Betriebsleiters und der Familienarbeitskräfte.

Milcherzeugungskosten der letzten Jahre: kein angemessenes Einkommen für Milcherzeuger

Durch die während der Milchkrise 2015 gesunkenen Milchauszahlungspreise ergab sich eine Unterdeckung der Erzeugungskosten von 35%. In den letzten fünf Jahren wurde in keinem Jahr ein Niveau bei den Milchauszahlungspreisen erreicht, welches den Milcherzeugern zumindest ein angemessenes Einkommen gesichert hätte.

"Dass es vorne und hinten für uns Milchbauern nicht reicht, ist uns ja allen tagtäglich schmerzhaft bewusst", kommentiert Erwin Schöpges, Vorstandsmitglied des EMB aus Belgien, das Ansteigen der Milcherzeugungskosten in den letzten Jahren. "Für mich stellt sich die Frage, wie lange wir noch weitermachen können, wenn man sieht, dass wir in den vergangenen fünf Jahren keine Deckung der Produktionskosten hatten und quasi nur noch auf Reserve laufen."

Entwicklung der Milcherzeugungskosten im Zeichen der Milchkrise

An den deutlich niedrigeren Abschreibungen und Zinsen wird deutlich, dass kaum mehr Investitionen möglich waren. Die an die Milchviehbetriebe ausgezahlten Beihilfen lagen 2016 nur noch bei 2,27 Cent pro Kilogramm und sanken damit in den letzten drei Jahren um mehr als 2 Cent/kg Milch. Angesichts einer existierenden Preise-Kosten-Schere von knapp 15 Cent können auch die Beihilfen kaum einen Beitrag zur Sicherung der Jahreseinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe leisten. Die aktuelle Studie macht deutlich, dass die Milcherzeugungskosten über den Auszahlungspreis abgedeckt werden müssen.

"Die Ergebnisse legen anschaulich die harten Fakten zur finanziellen Situation der Milcherzeuger auf den Tisch und sollten so manchen wachrütteln", so Christian Wiertz, Vizepräsident des belgischen Milcherzeugerverbands MIG. "Damit müsste unseren Politikern und dem Sektor klar sein, dass die belgischen Milcherzeuger mit den ausgezahlten Milchpreisen trotz Einsatz rund um die Uhr weder kostendeckend arbeiten, geschweige denn ein Einkommen erwirtschaften können."

Was fordert das European Milk Board?

Die Milchpreise erholen sich dank des EU-weiten Mengenreduktionsprogramms derzeit - Europas Milcherzeuger sind dennoch weit von kostendeckenden Preisen entfernt. Der freiwillige Lieferverzicht hat klar gezeigt, dass der Milchmarkt nur über die Menge stabilisiert werden kann. Als Dachverband der europäischen Milcherzeuger fordern wir eine gesetzliche Verankerung unseres sogenannten Marktverantwortungsprogramms (MVP) in der Gemeinsamen Agrarpolitik. Dieses Kriseninstrument schaltet bei Marktturbulenzen automatisch Stabilisierungsmaßnahmen wie beispielsweise einen freiwilligen Lieferverzicht. Die EU kann damit die chronischen Krisen des Milchmarkts in den Griff bekommen.

Hintergrund:

Die gemeinsam von European Milk Board (EMB) und MIG beim Büro für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Kostenstudie berechnet die Erzeugungskosten der Milch für Belgien. Sie basiert zum einen auf den aktuellen Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB), nutzt zu deren Aktualisierung zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Eurostat und greift auf einen Einkommensansatz zurück, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. September 2017
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2017

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