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MELDUNG/004: Brexit-Studie - Deutsche und Briten glauben nicht an einen Austritt Großbritanniens aus der EU (Ipsos)


Ipsos - Pressemitteilung vom 9. Mai 2016

Ipsos Brexit-Studie: Deutsche und Briten glauben nicht an einen Austritt Großbritanniens aus der EU

- Weitere Austritte und gravierende Folgen für EU-Wirtschaft erwartet
- Italien und Frankreich für eigenes Referendum


Hamburg, 09. Mai 2016. Zwei Drittel (65%) der Briten glauben nicht an einen Austritt aus der EU. Das ergab eine internationale Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Ipsos. Sollten sich die Briten doch für einen Austritt entscheiden, stände die EU vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte. Befragt wurden insgesamt 11.000 Personen in neun EU Staaten: Bürger in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien Italien, Polen, Schweden, Spanien und Ungarn sowie Bürger in Australien, Kanada, Indien, Süd Afrika und den USA.

Im Durchschnitt gaben 53 Prozent der befragten EU Bürger an, die Briten werden in der EU verbleiben, in den Nicht-EU Ländern waren sogar 62 Prozent dieser Auffassung. Dabei schwanken die Meinungen unter den Ländern stark: so glauben 59 Prozent der Deutschen an einen weiteren Verbleib Großbritanniens in der EU. Anders in Frankreich und Italien, hier rechnet die Mehrheit von 58 bzw. 60 Prozent mit einem Austritt.

Große Mehrheiten, vor allem in Kanada (68%) und den USA (64%), aber auch in den drei Commonwealth-Ländern Indien (60%), Australien und Südafrika (je 58%) gehen von einem Pro-EU Votum der Briten aus.

Zerfall der Gemeinschaft und gravierende Folgen für die Wirtschaft befürchtet

Jeder zweite Deutsche (51%) glaubt, dass im Falle eines Brexit auch andere Länder aus der Europäischen Union austreten würden. Während in Ungarn sogar 55 Prozent davon überzeugt sind, glauben in Großbritannien selbst lediglich 42 Prozent der Bevölkerung an einen möglichen Dominoeffekt.

In den befragten EU-Ländern sieht jeder Zweite (51%) negative wirtschaftlichen Auswirkungen für die EU als Folge eines Brexit. Dies steht im starken Gegensatz zu den zu erwarteten Folgen für Großbritannien selbst. Nur jeder dritte (36%) befürchtet negative Effekte auf Großbritanniens Wirtschaft. Vor allem in Ungarn (75%) und Schweden (60%) ist man besorgt um die Konsequenzen für die EU Wirtschaft. Die Deutschen nehmen eine Sonderrolle ein. Sie haben mit 39 Prozent die wenigsten Ängste über wirtschaftliche Auswirkungen innerhalb der EU, 43 Prozent erwarten aber eine Verschlechterung der britischen Wirtschaft im Falle eines Austritts.

Vier von zehn Deutschen möchten auch ein Referendum, jeder Dritte will Austritt

Fast die Hälfte (45%) der befragten EU Bürger würde ein Referendum in ihrem Land befürworten aber nur 33 Prozent entschieden bei einem Referendum für einen Austritt ihres Landes. In Italien (58%) und Frankreich (55%) wünscht sich die Bevölkerung sogar mehrheitlich ein Referendum. Jedoch würde sich auch hier in beiden Ländern keine Mehrheit für einen EU-Austritt finden. In den anderen EU-Ländern, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, finden sich keine Mehrheiten für ein eigenes Referendum, dennoch sind es immerhin vier von zehn Deutschen (40%), die dafür eintreten und jeder Dritte Deutsche (34%) würde in diesem Fall für einen Austritt aus der EU votieren. In Schweden (43%), Belgien (42%), Polen (41%), Spanien (40%) und Ungarn (38%) sieht es ähnlich aus bezüglich des Referendumswunsches.

EU 2020: 46 Prozent der Deutschen wünschen sich eine stärkere EU

Mit dem Blick auf die Zukunft wünschen sich allen voran Belgier (50%), Spanier (48%) und Deutsche (46%) bis 2020 eine stärkere Europäische Union. Jedoch zeigen die großen Diskrepanzen zwischen dem was die Befragten möchten und dem, was sie vermuten, was geschehen wird, dass das Vertrauen in eine positive Entwicklung nicht sehr groß ist. Nur etwa jeder Fünfte in diesen Ländern meint, dass Europa bis 2020 tatsächlich stärker da stehen wird als heute. Nicht nur die Briten (65%) sind komplett gegensätzlicher Meinung. Auch Befragte in Schweden (52%) und Frankreich (47%) möchten 2020 lieber "weniger Europa".

Robert Grimm, Leiter von Ipsos Public Affairs in Deutschland sieht die EU vor großen Herausforderungen. "Der Umgang mit den Problemen der letzten Jahre, von der Währungs- zur Flüchtlingskrise, die fehlenden demokratische Nähe zwischen regierenden Institutionen und Bürgern und der allgemeine Mangel an Transparenz politischer Prozesse auf der EU Ebene führten zu einem wachsenden Vertrauensverlust der Bürger in die EU. Es ist deshalb verständlich, dass viele EU Bürger ein Bedürfnis nach direkter Demokratie und institutioneller Reform empfinden. Doch sind die Ipsos Umfragedaten auch ein wichtiger Indikator dafür, dass ein großer Teil der Menschen und besonders die Deutschen weiterhin von den Zielen der EU und den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt sind und den Verbleib Großbritanniens in der EU erwarten."

Steckbrief

Diese Ergebnisse stammen aus einer Ipsos Global@dvisor Studie, die zwischen dem 01. und 16. April 2016 durchgeführt wurde. Für die Studie wurde eine internationale Stichprobe von 11.030 Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren in den USA und Kanada und zwischen 16 und 64 Jahren in allen anderen Ländern befragt. Insgesamt wurde die Studie in 14 Staaten durchgeführt: Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Kanada, Polen, Schweden, Spanien, Südafrika, Ungarn und den USA. Pro Land wurden ca. 1000 Personen über das Ipsos Online Panel befragt, mit der Ausnahme von Belgien, Indien, Polen, Schweden, Südafrika und Ungarn, wo jeweils ca. 500 Personen befragt wurden. Die Daten wurden anhand der jeweils aktuellsten Zensusdaten nach demographischen Merkmalen gewichtet, um eine Annäherung an die Grundgesamtheit zu gewährleisten.

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Quelle:
Ipsos GmbH
Sachsenstraße 6, 20097 Hamburg
Telefon: +49 (0) 40 800 96 0, Fax: +49 (0) 40 800 96 4100
E-Mail: mailbox@ipsos.com
Internet: www.ipsos.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2016

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