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ITALIEN/042: Lega Nord Italiens plante bewaffneten Putsch (Gerhard Feldbauer)


Lega Nord Italiens plante bewaffneten Putsch

Faschisten der Casa Pound involviert

von Gerhard Feldbauer, 3. April 2014



Die separatistische Lega Nord scheint ernst zu machen mit ihren Forderungen, die reichen Nord-Regionen Italiens vom Zentralstaat abzuspalten. Wie "Le Republicca" und weitere Zeitungen am Donnerstag berichteten, habe die Staatsanwaltschaft von Brescia am Vortag in den Provinzen Padua, Treviso, Rovigo, Vicenza und Verona 24 Rädelsführer aus dem Umkreis der Lega verhaftet, Waffen sichergestellt und Dokumente mit "umstürzlerischen Hinweisen für den Übergang zu Gewalt und zu einer bewaffneten Volksrevolte" gefunden, die die Forderungen nach der Abspaltung des Veneto in einem unabhängigen Staat vorantreiben sollten. Während der Operation der Staatsanwaltschaft nahmen Spezialkräfte der Polizei 33 Hausdurchsuchungen vor, gegen 51 Personen wurden Ermittlungen eingeleitet. Die Aufdeckung der Verschwörung wurde durch einen eingeschleusten verdeckten Ermittler der Polizei möglich. Die Rädelsführer werden beschuldigt, Waffen gehortet und Kriegsgerät, darunter einen zum Panzer umgebauten Traktor, mit einer 12 Zentimeter-Kanone ausgerüstet zu haben, der bei der Besetzung des Markusplatz in Venedig eingesetzt werden sollte. Von der albanischen Mafia sollten weitere Handfeuerwaffen geliefert werden.


Aktionen im Vorfeld der EU-Wahlen

Die geplanten Aktionen sollten im Vorfeld der am 26. Mai stattfindenden EU-Wahlen in Szene gesetzt werden. Die regionale Lega Nord und die Südtiroler Freiheitspartei planten, während der Kampagne zu den EU-Wahlen ein Abkommen zur Gründung eines Freistaates zu beschließen und zu veröffentlichen. Ermittelt wird u. a. gegen den Gründer der Lega von Venetien, einen früheren Abgeordneten und Staatssekretär der Regierung Berlusconi, Franco Rocchetta, der seit Jahren zu den Separatisten gehört, die die Nord-Regionen vom Zentralstaat durch die Gründung eines unabhängigen Staates Padania abspalten wollen. Rochetta gehört zu einer "Gruppe Life" (Unternehmer für ein freies föderales Europa), die kürzlich in der sogenannten Movimento Forconi (Mistgabelbewegung) an Protesten gegen das Sparprogramm der EU, Arbeitslosigkeit und Steuererhöhungen aktiv waren.


Führungszentrum Alleanza mit 100 Millionen Euro

Zu den Organisatoren der Forconi gehört wiederum die berüchtigte links getarnte faschistische Bewegung Casa Pound. Die aufgefundenen Dokumente weisen auf die führende Rolle einer bekannten Sezessionistischen Gruppe "Serenissima" (in Anlehnung an den historischen Namen der Republik von Venedig als der allerdurchlauchtesten), die sich auch "Veneto Serenissima Armata" nennt und auf ein "Alleanza" genanntes Führungszentrum der umstürzlerischen Kräfte hin. Die Alleanza hatte einen illegalen Finanzfond über 100 Millionen Euro angelegt. Deren Aktivitäten und dazu vorgefundene Dokumente vermittelten eine "Völlig neue politische Realität", hieß es in der "Repubblica".


Lega mit eigenen Bürgerwehren

Die 1991 entstandene Lega Nord verfolgte, gefördert von einflussreichen Kapitalkreisen wie dem größten privaten Industriekonzern FIAT, von Anfang an eine Strategie der Abspaltung der reichen Industrie-Regionen des Nordens vom Zentralstaat. Diese Forderungen erhob sie auch als Koalitionspartner in den Regierungen Berlusconis. Sie konnte weitgehende Autonomie durchsetzen, scheiterte aber mit ihrem Sezessionismus am Widerstand der zentralstaatlichen Positionen der AN-Faschisten in der Regierung. Die Lega betrieb bereits die Aufstellung eigener bewaffneter Milizen und unterhält eigene Bürgerwehren, die gegen Immigranten vorgehen und Stadtzentren "ausländerfrei" machen. Mit dem Fall Berlusconis sieht die Lega freie Bahn für ihre Politik des "Weg von Rom". Mit einer kürzlichen von ihr, die in Veneto als stärkste Partei den Ministerpräsidenten stellt, geförderten Umfrage über einen unabhängigen Staat Veneto, in der 89 Prozent dafür stimmten, erhielten die Separatisten Auftrieb. Bei der Umfrage wurde bereits ein Komitee von zehn Personen gewählt, das die Bildung eines unabhängigen Staates einleiten soll.

Die Lega Nord hat für den kommenden Sonntag zu einer Protestdemonstration gegen die Festnahme ihrer 24 militanten Separatisten aufgerufen und dazu die Losung ausgegeben: "Die Idee kann nicht verhaftet werden".

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Quelle:
© 2014 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2014