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AUSSENHANDEL/220: Südafrika will vom EU-System der Herkunftsindikatoren profitieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. April 2013

Südafrika: Schutz für Roibuschtee - Land will vom EU-System der Herkunftsindikatoren profitieren

von John Fraser


Bild: John Fraser/IPS

Südafrikanischer Roibuschtee aus der Zederbergregion enthält kein Koffein, aber viele Antioxidanten und Mineralien
Bild: John Fraser/IPS

Johannesburg, 17. April (IPS) - Von einem Handelsmarkensystem, mit dem europäische Länder ihre edlen Weine, Käsesorten und Schinken schützen, will nun auch Südafrika profitieren. So soll der Roibuschtee mit diesem besonderen Copyright ausgestattet werden.

Es geht um die Verwendung sogenannter Herkunftsindikatoren, die bei den Brüsseler Eurokraten hoch im Kurs stehen. Das französische Unternehmen 'Compagnie de Trucy' ist derzeit bestrebt, sich die Exklusivrechte für die Vermarktung des Roibuschtees in Frankreich zu sichern.

Herkunftsindikatoren sind Spurenelemente, die durch eine chemische Analyse feststellbar sind und die die Authentizität eines Erzeugnisses nachweisen. Sie spielen bei der Bekämpfung von Nachahmerprodukten eine wichtige Rolle. "Die Herkunftsindikatoren sind im globalen Handel zunehmend wichtig", meint dazu der in Pretoria ansässige Handelsberater John Maré.

Der südafrikanische Roibusch- beziehungsweise Rotbuschtee ist koffeinfrei und reich an Antioxidanten und Mineralien. Traditionell wächst die Pflanze in den Zederbergen 250 Kilometer nördlich von Kapstadt. Aufgrund ihrer Eigenschaften für die menschliche Gesundheit nimmt die Nachfrage nach den Blättern kontinuierlich zu, was wiederum erklärt, warum sich die Compagnie de Trucy die Vermarktungsrechte für Frankreich sichern will.


Gespräche mit EU

Die Angelegenheit wird bereits auf diplomatischer Ebene zwischen der Europäischen Union und Südafrika zu einer Zeit verhandelt, in der sich beide Seiten um den Abschluss eines weitreichenden und seit mehr als zehn Jahren überfälligen Handelsabkommens bemühen.

Obwohl China der größte Handelspartner Südafrikas ist, spielt die EU für das afrikanische Land eine größere Rolle, was den Wert des Warenaustauschs anbetrifft. Und es gibt handfeste Gründe, warum Herkunftsindikatoren in den künftigen Handelsbeziehungen beider Seiten eine größere Rolle spielen sollten.

Nach Angaben von Soekie Snyman, Sprecherin des Südafrikanischen Roibuschrats, der die Roibusch-Hersteller vertritt, muss der Tee zunächst in Südafrika als Markenzeichen anerkannt werden, bevor er für das System der Herkunftsindikatoren in Frage kommt. "Wir haben vom EU-Botschafter in Pretoria erfahren, dass man den Schutz der indigenen Pflanze unterstützt."

Snyman zufolge kann der Schutz des Roibuschs als Handelsmarke in Kürze beantragt werden. Der Tee sei Teil des südafrikanischen Erbes, bekräftigte sie. "Es handelt sich um eine einzigartige Pflanze aus dem Umfeld der Zederberge."

Der EU-Botschafter in Pretoria, Roeland van de Geer, hat in einer Pressemitteilung im März bestätigt, vom südafrikanischen Handels- und Industrieminister Rob Davies auf den Schutz südafrikanischer Nahrungsmittelnamen angesprochen worden zu sein. Die Anfragen beträfen neben dem Roibusch- auch den Honigbuschtee sowie Lämmer aus der Karoo-Wüste.

"Die Entwicklung eines Systems von Herkunftsindikatoren für südafrikanische Bauern wird die Einzigartigkeit und Qualität südafrikanischer Produkte stärken", betonte er in der Mitteilung. Südafrikanische Weinhersteller wendeten das System bereits seit vielen Jahren an und hätten eine effektive Methode gefunden, um bekannte Namen wie Paarl und Stellenbosch zu schützen.


Nischenprodukte mit Mehrwert

Maré zufolge hat das System der Herkunftsindikatoren den EU-Ländern dabei geholfen, sich einen globalen Nischenmarkt für Erzeugnisse wie Champagner mit einem erheblichen Wachstumspotenzial zu erschließen. Er empfiehlt Südafrika das System der Herkunftsindikatoren weiter auszubauen. Dadurch ergäbe sich die Möglichkeit der Produktdiversifizierung und der Wertschöpfung. Außerdem ließen sich auf diese Weise südafrikanische Produkte als Qualitätserzeugnisse international vermarkten.

Es gibt noch eine Vielzahl weiterer schützenswerter südafrikanischer Produkte wie das Fleisch von Straußen und Springböcken und den Amarula-Likör aus der Marula-Frucht. Andere afrikanische Länder der Region wie Mosambik, Botswana und Namibia könnten ebenfalls von ihren Garnelen, ihrem Rindfleisch und ihren Austern profitieren.

"Es ist wichtig für Südafrika, den Weltmarkt zu durchdringen. Und wir müssen uns unbedingt nach Nischenprodukten wie Roibusch umsehen", meinte der Handelsberater Francois Dubbelman mit Sitz in Pretoria. "Darin liegt die Zukunft des Handels. Damit lässt sich Geld verdienen. Roibuschtee ist wichtig für die ländliche Wirtschaft, und weil er gesund ist, gibt es auch einen wachsenden Markt." (Ende/IPS/kb/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/04/storm-in-a-teacup-between-the-eu-and-south-africa/

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IPS-Tagesdienst vom 17. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2013