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MELDUNG/110: Kollektiver Planungsraum im Netz - EU-Projekt gestartet (idw)


Technische Universität Dresden - 30.03.2016

Kollektiver Planungsraum im Netz: EU Projekt U_CODE gestartet

Bürgerbeteiligung für große Bauprojekte - Ein neues europaweites Forschungsprojekt unter Federführung des TU Dresden WISSENSARCHITEKTUR Laboratory of Knowledge Architecture (Prof. Dr.-Ing. Jörg Rainer Noennig) will Methoden und Prozesse entwickeln, die die Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit ermöglichen und so Eskalationen verhindern helfen


Stuttgart 21, Elbphilharmonie Hamburg oder Dresdner Waldschlösschenbrücke - große Bauprojekte bergen oft riesiges Konfliktpotenzial. Gegensätzliche Interessen von Anwohnern, Umweltschützern, Wirtschaftsvertretern oder Politikern prallen aufeinander. Fühlt sich die Bevölkerung nicht ausreichend an Planungsprozessen beteiligt, können massive Proteste, Klagen und Verzögerungen die Folge sein. Ein neues europaweites Forschungsprojekt unter Federführung des TU Dresden WISSENSARCHITEKTUR Laboratory of Knowledge Architecture (Prof. Dr.-Ing. Jörg Rainer Noennig) will nun Methoden und Prozesse entwickeln, die die Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit ermöglichen und so Eskalationen verhindern helfen. Wissenschaftler vom Medienzentrum, dem Dresden Center for Digital Linguistics und dem Laboratory for Knowledge Architecture arbeiten dabei mit akademischen Partnern von der TU Delft und dem ISEN Toulon, mit den Firmen gmp Gerkan, Marg & Partner, Conject und Optis wie auch mit dem Silicon Saxony Cluster zusammen.


"Eine Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten ist grundsätzlich jetzt schon möglich, aber in der Praxis schwierig, vor allem für den Laien", sagt Torsten Holmer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am WISSENSARCHITEKTUR Laboratory for Knowledge Architecture. "Wer ist schon in der Lage, während der Büroöffnungszeiten ins Rathaus zu gehen, die komplizierten Baupläne zu verstehen und sich auf dieser Grundlage eine Meinung zu bilden?" Die Vision, die hinter dem Forschungsprojekt "U_CODE: Urban Collective Design Environment" steht, setzt früher an - bevor die Bevölkerung mit fertigen Plänen konfrontiert wird. Es soll ein virtueller Raum entstehen, in dem sich Planungsexperten und Bevölkerung treffen und austauschen. Jeder - und das können bei massiver Beteiligung durchaus tausende Bürger sein - soll so die Möglichkeit bekommen, seine Ideen einzubringen und die Vorschläge anderer zu diskutieren. Im Idealfall lassen sich daraus Pläne entwickeln, die auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens fußen.

"Man muss sich das als öffentliche Spielwiese im Internet vorstellen", erklärt Torsten Holmer. Ein Beispiel: Es gibt ein freies Areal wie in Berlin-Tempelhof. Die Bürger können online ihre eigenen Pläne gestalten und so visualisieren, wie sie sich eine künftige Bebauung und Nutzung vorstellen, und diese mit Planern und Architekten weiter entwickeln. Alle Vorhaben sollen transparent kommuniziert werden und jederzeit einsehbar sein. Dafür braucht es vielfältige Schnittstellen zwischen allen Beteiligten. Die eigentliche Herausforderung wird sein, aus all den Ideen und Diskussionen ein umsetzbares Ergebnis abzuleiten. Daher sind umfangreiche wissenschaftliche Vorarbeiten nötig, bevor die eigentliche Software-Plattform für den kollektiven Planungsraum entstehen kann. Im Kleinen gibt es bereits Erfahrungen mit dem Konzept. Daraus sollen nun zunächst Modelle entwickelt werden, wie es auch im Großen funktionieren kann. Außerdem müssen Lösungen für die Auswertung der möglicherweise Tausenden Kommentare gefunden werden.

Das Forschungsprojekt "U_CODE: Urban Collective Design Environment: A New Tool for Enabling Expert Planners to Co-create and Communicate with Citizens in Urban Design" wird bis Juli 2019 mit rund 3,6 Millionen Euro von der Europäischen Union im Horizon-2020-Programm "ICT 19: Technologies for creative industries, social media and convergence" gefördert.


Weitere Informationen unter:
http://ec.europa.eu/research/participants/portal/desktop/en/opportunities/h2020/topics/912-ict-19-2015.html

Details zum Projekt und den Partnern unter
http://cordis.europa.eu/project/rcn/199881_en.html

http://tu-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution143

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Dresden, Kim-Astrid Magister, 30.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2016

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