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MELDUNG/016: Projekt - Vom "Haus des Terrors" zum "Haus der Demokratie" (idw)


Zentrum für Zeithistorische Forschung - 26.02.2010

Vom "Haus des Terrors" zum "Haus der Demokratie"


Ein neues Kooperationsprojekt zwischen dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und der Universität Potsdam untersucht die Geschichte der Potsdamer Lindenstraße 54/55 von 1945-1989. Nach Kriegsende wurde das Gebäude vom sowjetischen Geheimdienst (1945-1952) und später von der DDR-Staatssicherheit (1952-1989) als Untersuchungsgefängnis genutzt. Im Dezember 1989 erzwangen Potsdamer Bürgerrechtler den Auszug des DDR-Geheimdienstes, woraufhin das "Haus des Terrors" von den neuen Bewegungen und Parteien übernommen und zum "Haus der Demokratie" erklärt wurde.

"Somit verschränkt sich in der Lindenstraße 54/55 auf einzigartige Weise die Kontinuität politischer Verfolgung mit der Überwindung der SED-Diktatur in der friedlichen Revolution des Jahres 1989/90", hebt Professor Hans-Joachim Teichler (Universität Potsdam) hervor, der das Projekt zusammen mit Hans-Hermann Hertle und Thomas Schaarschmidt vom ZZF leitet.

Das zweieinhalbjährige Forschungsvorhaben wird durch das brandenburgische Wissenschaftsministerium gefördert und ist in drei Teilprojekte gegliedert, die die wechselhafte Geschichte des Gebäudes nachvollziehen. Teilprojekt 1 wird den noch sehr lückenhaften Kenntnisstand zur Geschichte der Lindenstraße 54/55 als sowjetisches Geheimdienstgefängnis (1945-1952) vertiefen. Nach bisherigen Schätzungen waren hier 3.000 bis 5.000 Menschen zumeist unter dem Vorwurf der "Konterrevolution" oder "Spionage" inhaftiert gewesen.

Im Stasi-Untersuchungsgefängnis saßen zwischen 1952 und 1989 etwa 7.000 Insassen ein. Ziel des zweiten Teilprojektes ist es, die Haftbedingungen und Vernehmungsmethoden während dieser Zeit, u.a. durch die Befragung ehemaliger Häftlinge, herauszuarbeiten. Dabei soll auch auf die Folgen der Haft eingegangen werden.

Schließlich wird das dritte Teilprojekt den Zusammenbruch und die Überwindung der SED-Diktatur, im regionalen Kontext des damaligen Bezirkes Potsdam, untersuchen. Damit knüpft das Vorhaben an die Recherchen zur Dauerausstellung "DEMOKRATIE - JETZT ODER NIE!" an, die unter hohem öffentlichem Interesse am 20. Januar dieses Jahres in der Lindenstraße 54/55 eröffnet wurde.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1252


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zentrum für Zeithistorische Forschung, Marion Schlöttke, 26.02.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2010