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MELDUNG/035: Bekanntgabe der Balzan Preisträger 2012 (PR&D)


PR&D - Public Relations für Forschung & Bildung - 10. September 2012

Bekanntgabe der Balzan Preisträger 2012
Deutscher Musikwissenschaftler mit 750.000 Schweizer Franken-Preis geehrt

Preisträger aus vier Fachgebieten erhalten je 750.000 Schweizer Franken (zirka EUR 620.000).
Die Preisträger müssen die Hälfte des Preisgeldes für die Finanzierung von Forschungsprojekten nutzen.



Mailand, 10. September 2012 - Heute wurden in Mailand die Namen der Balzan Preisträger 2012 bekannt gegeben:

  • Reinhard Strohm (Deutschland), University of Oxford, für Musikwissenschaft
  • Roland Dworkin (USA), New York University, für Theorie und Philosophie des Rechts
  • Kurt Lambeck (Australien), Australian National University, für Wissenschaften der festen Erde, unter besonderer Berücksichtigung interdisziplinärer Forschungsbeiträge
  • David Baulcombe (Grossbritannien), University of Cambridge, für Epigenetik

Die Profile der Preisträger und die Begründungen für die Auszeichnungen, die am 14. November in Rom verliehen werden, wurden von Mitgliedern des Preisverleihungskomitees der Internationalen Balzan Stiftung "Preis" am Sitz der Stiftung Corriere della Sera dargelegt:

Gottfried Scholz (emeritierter Professor für Musikanalytik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) begründete die Vergabe des Preises für Musikwissenschaft an Reinhard Strohm folgendermaßen:
"Für seine weitreichenden Forschungen zur europäischen Musikgeschichte und deren Einbettung in die kultur- und sozialhistorische Entwicklung vom ausgehenden Mittelalter bis in die Jetztzeit, sowie für die detaillierten Darstellungen der repräsentativen Vokalmusik, insbesondere der alten flämischen musica sacra und der Opern von Vivaldi, Händel und Richard Wagner."

Antonio Padoa Schioppa (emeritierter Professor für mittelalterliche und neuere Rechtsgeschichte der Universität Mailand) begründete die Vergabe des Preises für Theorie und Philosophie des Rechts an Ronald Dworkin folgendermaßen:
"Für seine wesentlichen Beiträge zur Rechtswissenschaft, welche sich durch profunde Analyse, nachhaltige und originelle Forschung und Klarheit in der Darlegung seiner Rechtsfolgerungen auszeichnen, die sich in produktiver Wechselwirkung mit politischen und ethischen Theorien sowie der Rechtspraxis befinden."

Enric Banda (Forschungsprofessor für Geophysik am Institut für Erdwissenschaften des Spanischen Nationalen Forschungsrates in Barcelona; Präsident von Euroscience, Strassburg) begründete die Vergabe des Preises für Wissenschaften der festen Erde, unter besonderer Berücksichtigung interdisziplinärer Forschungsbeiträge an Kurt Lambeck folgendermaßen:
"Für seinen außerordentlichen Beitrag zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen der post-glazialen Landhebung und der Veränderung der Meeresspiegel. Seine Erkenntnisse haben die Klimaforschung radikal verändert."

Marc Van Montagu (emeritierter Professor für Molekulargenetik der Universität Gent; Direktor des Instituts für Pflanzen-Biotechnologie in Entwicklungsländern) begründete die Vergabe des Preises für Epigenetik an David Baulcombe folgendermaßen:
"Für seine grundlegenden Beiträge zum Verständnis der Epigenetik und ihrer Rolle in der Entwicklung von Zellen und Geweben unter normalen und belastenden Bedingungen."

Der Präsident des Preisverleihungskomitees, Professor Salvatore Veca, gab die Themen für die Preisausschreibung 2013 bekannt:
- Geschichte des Mittelalters
- Soziologie
- Quanteninformatik: Mechanismen und Kommunikation
- Infektionskrankheiten: Grundforschung und klinische Aspekte

Die Preissumme der vier Balzan Preise 2012 wird je 750.000 Schweizer Franken sein (zirka EUR 620.000).
Die Preisgebiete der Internationalen Balzan Stiftung variieren jedes Jahr, um besonders innovative Forschung auf den Gebieten der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Kunst sowie den Naturwissenschaften, der Physik, Mathematik und Medizin zu würdigen, die im Gegensatz zu traditionellen Wissenschaftsgebieten oftmals spezieller und interdisziplinärer ausgerichtet sind. Die Preisträger müssen die Hälfte des Preisgeldes für die Finanzierung von Forschungsprojekten aufwenden, die vorzugsweise von jungen Wissenschaftlern und Forschern durchgeführt werden sollen.

Anschließend an die Veranstaltung, die in Mailand am Sitz der Stiftung Corriere della Sera und unter der Schirmherrschaft der Stadt Mailand stattfand, folgte eine Vorlesung von Colin Renfrew, Balzan Preisträger 2004 für Prähistorische Archäologie.

Die Internationale Balzan Stiftung wurde im Jahr 1957 gegründet und hat ihre Sitze in zwei Städten. Die Internationale Balzan Stiftung "Preis" in Mailand, unter dem Vorsitz des Botschafters Bruno Bottai, bestimmt durch das Preisverleihungskomitee die Fachbereiche und wählt die Kandidaten aus. Die Internationale Balzan Stiftung "Fonds" in Zürich, unter dem Vorsitz von Achille Casanova, verwaltet den Nachlass von Eugenio Balzan.

Internationale Balzan Stiftung
Die Internationale Balzan Stiftung entstand im Jahre 1957 mit dem Zweck, weltweit die Kultur und Wissenschaften sowie verdienstvolle Initiativen für den Frieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern zu fördern. Die Hauptaktivität der Stiftung besteht in der Verleihung der Balzan Preise. Die Stiftung hat internationalen Charakter und verfügt über zwei juristisch getrennte Sitze; leitende Organe der beiden Stiftungen sind die jeweiligen Stiftungsräte: die Internationale Balzan Stiftung "Preis" mit Sitz in Mailand beschäftigt sich mit der Ermittlung der Preisträger und der Verleihung der Balzan Preise; die Internationale Balzan Stiftung "Fonds" verwaltet und bewahrt das Vermögen, um der Internationalen Balzan Stiftung "Preis" die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Balzan Preise werden vom Preisverleihungskomitee, einem Organ innerhalb der Internationalen Balzan Stiftung "Preis" in Mailand vergeben, dem Salvatore Veca vorsteht und dem 20 namhafte europäische Geistes- und Naturwissenschaftler angehören. Das Preisverleihungskomitee entscheidet jährlich über die auszuzeichnenden Fachgebiete und wählt die Preisträger unter den Kandidatenvorschlägen aus, die von einschlägigen internationalen, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen (Universitäten, Forschungsinstitute, Akademien) sowie von namhaften Persönlichkeiten erbeten werden.

Balzan Preise
Alljährlich werden vier Balzan Preise an Forscher, Wissenschaftler bzw. Künstler vergeben, die sich in ihrem Tätigkeitsbereich auf internationaler Ebene hervorgetan haben. Der Zweck der Balzan Preise besteht darin, die Kultur und Wissenschaften sowie besonders verdienstvolle humanitäre Initiativen für den Frieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern, unabhängig von Nationalität, Rasse und Religionszugehörigkeit, zu fördern.
Die vier auszuzeichnenden Fachgebiete wechseln von Jahr zu Jahr und entstammen den Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Kunst sowie der Physik, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin. Auf diese Weise können sowohl neue, wegweisende Forschungsrichtungen als auch solche von anderen grossen Preisen vernachlässigte wichtige Forschungsgebiete unterstützt werden.
Seit 2001 müssen die Preisträger die Hälfte der Preissumme zur Förderung von Forschungsprojekten vornehmlich junger Wissenschaftler aufwenden.

Sonderpreis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern
Der Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern ist ein Sonderpreis, der von der Balzan Stiftung in unregelmässigen Zeitabständen, aber im Abstand von mindestens drei Jahren, vergeben wird. Diese Auszeichnung geht an eine Person oder Einrichtung, die sich durch besondere humanitäre Leistungen hervorgetan hat.

Biographie von Eugenio Balzan
Eugenio Francesco Balzan wurde am 20. April 1874 in Badia Polesine (Rovigo) als Sohn verarmter Grossgrundbesitzer geboren. Seine berufliche Karriere vollzog sich fast zur Gänze bei der Mailänder Zeitung Corriere della Sera, wo er im Jahre 1897 seine Laufbahn begann und zuerst Redakteur, dann leitender Berichterstatter und schliesslich Sonderkorrespondent war. 1903 wurde er vom Herausgeber der Zeitung, Luigi Albertini, mit der Geschäftsführung der Verlagsgesellschaft des Corriere betraut, deren Miteigentümer er schliesslich mit einer kleinen Beteiligung am Aktienkapital wurde. Er war ein fähiger und umsichtiger Geschäftsführer, aber auch eine herausragende Persönlichkeit im Mailand seiner Zeit. Im Jahr 1933 beschloss er jedoch, Italien zu verlassen, weil er die Unabhängigkeit des Corriere durch faschistische Kreise in Frage gestellt sah.
Sein Exil führte ihn in die Schweiz, nach Zürich und Lugano, wo er bereits seit Jahren sein gesamtes Vermögen erfolgreich angelegt hatte. Dort setzte er seine grosszügige Unterstützung von Einrichtungen wie auch Privatpersonen fort. 1950 kehrte er offiziell nach Italien zurück. Eugenio Balzan starb aber am 15. Juli 1953 in Lugano, in der italienischen Schweiz. Die Internationale Balzan Stiftung entstand 1957 in Lugano auf Wunsch von Angela Lina Balzan, die das beträchtliche Vermögen, das sie von ihrem Vater, Eugenio Balzan, geerbt hatte, einer Stiftung zur Ehrung seines Andenkens überliess.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2012