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BUNTE WELT/515: Uromas Schulzeit (Stadt Cuxhaven)


Stadt Cuxhaven

Uromas Schulzeit

Eine Ferienpassgruppe im Schulmuseum Zetel


Cuxhaven. "So, und jetzt zu zweit aufstellen, zuerst die Mädchen, die Kleinen aus der 1. Klasse vorne, ganz hinten dann du, Berta, du bist ja schon in der 8. Klasse. Danach die Jungs nach dem gleichen System und Fokko, du bist wieder der Letzte und machst die Tür zu, wenn wir im Klassenzimmer sind. Aber heute bitte von innen!" So eingewiesen marschierten 10 Ferienpasskinder und ihre beiden Betreuer Gabriele Hoffmann und Rüdiger Pawlowski brav in ihre Klasse in der Zeteler Schule. Mit dem Befestigen der Namensschilder, die aus Kindern von heute Alma, Eske, Erna und Tadeus aus dem Jahre 1910 machten, und dem Überstreifen der Schürzen für die Mädchen wurde der Zeitsprung in eine längst vergangene Epoche perfekt. Im detailgetreu gestalteten Klassenzimmer ertönte dann auch ein zwölfstimmiges "Guten Morgen, Herr Lehrer!", gefolgt von einem gemeinsamen Gebet und einem Lied sowie der Kontrolle von Fingernägeln und Taschentüchern. Erwartungsgemäß hatte der Lehrer hier leider hier vielfach Grund zum Klagen.

Erst dann hieß es "Setzen, Kinder" und auf harten Holz-Viererbänken, die Hände artig auf dem Tisch und der Rücken stets gerade, konnte der Unterricht beginnen. Schreibübungen auf der Schiefertafel in deutscher Schrift oder auch für die beiden "Achtklässler" mit Feder und Tinte ein Aufsatz über den Museumsbesuch waren ebenso unterhaltsam wie die immer wieder eingestreuten Informationen über das damalige Leben in Familie und Schule. Was heute Rucksack ist, war früher der Tornister, der in Ehren gehalten wurde, genauso wie der Griffel, den es häufig nur als Belohnung für gute Zensuren gab. Die Tatsache, dass Jungs erst nach der Konfirmation lange Hosen tragen durften und vorher auch im Winter in kurzer Beinkleidung und mit den für alle Kinder obligatorischen Holzschuhen zur Schule kamen - zu Fuß, da "Mama Taxi" noch nicht erfunden war - entlockte den Kindern ungläubiges Staunen.

Die seinerzeitigen Anforderungen an die Lehrer führten unweigerlich zu Vergleichen mit heutigen Lehrkräften. Lehrerin konnte eine Frau nur sein, wenn sie unverheiratet war und auch ein Leben lang blieb, Geige spielen war eine Einstellungsvoraussetzung für den Lehrberuf. Mehrstimmiges "Ihhhhh!" wurde laut bei der Schilderung, was früher das "Nase putzen" war, denn dies wurde mit Hilfe des Spucknapfes erledigt, der in jedem Klassenraum stand und alle zwei Tage gereinigt wurde. Diese Mal war Alma dran… War es die Atmosphäre oder was führte dazu, dass innerhalb von Minuten aus "ganz normalen", quicklebendigen, übermütigen und lebhaften Cuxhavener Kindern für die Dauer einer Schulstunde folgsame, höfliche Schülerinnen und Schüler wurden, die nur redeten, wenn sie nach dem korrekten (!) Melden dazu aufgerufen wurden und selbstverständlich dazu aufstanden? In ihrem vorbildlichen Verhalten standen sie in nichts ihren Urgroßeltern nach, für die so etwas selbstverständlich war. Zurück im Jahre 2010 verwandelten sich alle genauso schnell wieder in die "Jugend von heute", die es allerdings genauso verdient, geschätzt und geliebt zu werden.

Das große Interesse der Kinder und der Spaß, den alle hatten, werden sicher dazu führen, dass dieses wunderbare Angebot des Schulmuseums Zetel auch im Ferienpass 2011 seinen Platz finden wird.

Weitere Informationen unter www.schulmuseum.de


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Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 27. Juli 2010
Stadt Cuxhaven
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2010