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GUTE-NACHT/2259: Besuch, gleich drei auf einmal (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Das wackelige Floß


Immer wieder heftiger Wind mit Regen weht durch den Garten der alten Schule und hinweg über die Gräben zwischen den Feldern, die bis obenhin voll geregnet sind. Einige Gräben sind sogar auf die Wiesen übergelaufen. Das ist eine gute Zeit für Enten, die jetzt an vielen Stellen gesichtet werden, wo sie sonst das ganze Jahr über nicht zu sehen sind.

Es ist nicht nur ein guter Tag für Enten. Auch die Jungs freuen sich über das hochstehende Wasser in den Gräben. Es sind die drei Neffen von Hausmeister Willi. Sie sind ein paar Tage zu Besuch. Phillip, Charly und Benni stürmen sogleich nach dem Mittagessen hinaus in den Garten. Auch hier gibt es einen Graben mit Wasser drin, der die alte Schule zum Nachbargarten hin abgrenzt. Die Jungs suchen sich die breiteste Stelle des Grabens aus und wollen hier ein Floß bauen. Hammer und Nägel haben sie von Hausmeister Willi erhalten. Hanfseile, mit denen sonst die Strohballen zusammengebunden werden, finden sie im Garten beim Hasenstall.

Zuhause bei Mutter hätten die drei jetzt nicht nach draußen stürmen dürfen. "Bei diesem Wetter!" hätte sie nur wieder gestöhnt. Benni ärgert sich oft über seine Mutter, besonders wenn sie vor ihren Freunden so besorgt mit ihnen spricht. Zum Glück ist Vater anders und läßt seinen Söhnen schon einiges durchgehen.

Beim Spaziergang mit Willi hat Benni am Rande der Baustelle ein stabiles Brett gesichtet. Das geht er nun holen. Charly hilft ihm dabei. "Sicher können wir das gleich gebrauchen", sagt Benni und freut sich schon, was Phillip für Augen machen wird. "Nachher können wir es ja wieder zurückbringen", schlägt Charly vor und fügt noch an, "damit Onkel Willi keinen Ärger mit seinen neuen Nachbarn kriegt."

"Wo ward ihr denn so lange?" fragt der große Bruder, der inzwischen die Hanfseile beim Hasenstall gefunden hat. Dann sieht er das Brett. "Was schleppt ihr denn da herbei?" staunt Philipp nicht schlecht. "Das Brett haben wir beim Bau gefunden. Das können wir doch brauchen oder?" fragt Benni. "Liegen da noch mehr rum?" fragt Phillip. "Hab zwar keine gesehen, aber auf einem Bau liegt doch immer was rum", meint Benni. "Soweit brauchen wir gar nicht zu gehen", weiß Charly. Dahinten sind doch noch die Bretter von unserem Baumhaus, das wir letzten Sommer mit Onkel Willi aufgestellt haben. Leider hat es ein Sturm total zerfetzt. Aber die Bretter können wir wieder gebrauchen." Schon sind die Jungen im Aufbruch und stapfen neben dem Graben zum zertrümmerten Baumhaus hinüber. Aus den Brettern, den Seilen und den Nägeln wird ein tolles Floß gebaut. Dann kommt der erste Test. Das Floß liegt gut auf dem Wasser. Wer ist der Leichteste? Wer soll den ersten Versuch wagen? Charly hat zwar keine Lust ins Wasser zu fallen. Doch er will nicht immer die anderen vorlassen. Er will den älteren Brüdern zeigen, daß er kein Mamasöhnchen ist, wie sie ihn manchmal nennen.

Vorsichtig hält er sich an einem Ast fest und tritt mit einem Bein auf das Floß. Die beiden Brüder halten das Floß fest. Doch je mehr Charly sein Gewicht auf das Brett drückt, um so tiefer geht es in diese Richtung. "Du mußt dich mit beiden Beinen gleichzeitig auf das Brett stellen", schlägt Phillip vor. "Wie soll das gehen?" fragt Charly, "soll ich draufspringen?" Benni hat einen besseren Vorschlag: "Häng dich da vorne an die Weide. Wir schieben das Floß genau unter dich." Vorsichtig setzt Charly beide Füße gleichzeitig auf. Doch das Brett scheint schon ohne Last als Floß nicht geeignet zu sein. Es sinkt unter dem Gewicht von Charly tiefer in den Graben.

Schon bis zu den Knöcheln steht Charly im Wasser. Noch immer hält er sich an der Weide fest, sonst läge er wohl schon im Graben drin. Er greift nach einem anderen Ast und will sich nach oben ziehen, um dem Versinken im Graben zu entkommen. Leider hat er einen viel zu biegsamen Ast erwischt. Dieser senkt sich tiefer herunter, als Charly sich das wünscht. "Vorsicht!" schreit Benni. Doch es ist schon zu spät. Charly rutscht aus und fällt mit seinem Hintern ins Wasser. Glücklicherweise ist der Graben an dieser Stelle nicht sehr tief. Aber einen glatschnassen Hintern hat Charly trotzdem bekommen. "Verdammt! Was mach ich jetzt nur? Was wird Onkel Willi sagen?" Phillip schlägt vor, daß sie alle drei ins alte Schulhaus gehen. Dort kann Benni seine Sachen trocknen und sie können sich überlegen, was mit ihrem Floß verkehrt ist. "Los kommt! Onkel Willi wird bestimmt nicht meckern. Außerdem hat er auch noch ein paar Bockwürstchen und Cola für uns!" Damit sind die drei Brüder einverstanden.


Gute Nacht