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GUTE-NACHT/2263: Maria und der Maulwurfshaufen (SB)


Sechsunddreißig Tage bis Ostern


Als Maria am Morgen aus dem Fenster schaut, sieht es gar nicht so aus, als ob der Frühling bald kommt und der Osterhase dann die vielen bunten Eier in Marias selbstgebaute Nester legt. Auf dem flachen Dach vor ihrem Fenster sieht sie deutlich, daß es in der Nacht sehr kalt gewesen sein muß. Denn Reif liegt auf dem Dach. Das findet Maria gar nicht toll, wollte sie doch heute mit ihrer Mama Samen einpflanzen und sich dazu die Erde aus dem Garten holen.

Als Mama den traurigen Blick von Maria sieht, fragt sie, was denn los ist. Maria teilt ihre Sorge mit. Doch Mama kann Maria gleich wieder davon befreien und sie sagt: "So kalt ist es da draußen nicht wie es ausschaut. Das ist nur ein bißchen Reif. Die Erde vom Maulwurfshaufen kannst du auf jeden Fall holen. Die ist nicht festgefroren." Gleich nach dem Frühstück zieht Maria ihre Gummistiefel an und geht mit Eimer und Schaufel in den Garten. Mama kommt auch mit. Sie will den Komposteimer leeren. "Wo hat denn der Maulwurf seinen Berg?" fragt Maria. Mama zeigt ihn ihr. "Darf ich denn dem Maulwurf seinen Berg wegnehmen?" fragt Maria und setzt noch hinzu, "ist er dann nicht ganz traurig, wenn er nicht mehr so weit gucken kann?"

"Da mach dir mal keine Sorge. Der Maulwurf wirft diese Haufen nicht auf, weil er darauf klettern und dann in die Ferne schauen will. So ein Maulwurf gräbt viele Gänge in die Erde und da muß die weggeschaufelte Erde ja irgendwo bleiben. Also befördert der Maulwurf die lose Erde einfach an die Erdoberfläche. Einen Maulwurf, der auf seinem Hügel sitzt und es sich dort gemütlich macht, so etwas habe ich noch nicht gesehen."

Maria ist beruhigt. Schließlich hat sie an ihren Papa gedacht, der im letzten Winter viel Erde auf den alten Komposthaufen mit der Schubkarre hingeschafft hatte, nur damit Maria eine kleine Rutschbahn bekam. So konnte sie nämlich mit ihrem Schlitten diesen kleinen Berg hinunterrutschen. Das hatte Maria wirklich Spaß gemacht. Aber Maulwürfe rutschen eben nicht auf Schlitten einen Berg hinunter, auch wenn sie das vielleicht in einem Bilderbuch machen. Die Maulwürfe draußen im Garten haben andere Sorgen. Sie haben viel zu tun. Ein Nest als Schlafplatz ist anzulegen. Gänge sind zu graben, in die sich Würmer und andere kleine Tiere verirren sollen, um dann vom Maulwurf gefressen zu werden. Schließlich muß so ein kleiner Kerl auch noch einen anderen Maulwurf suchen und finden. Denn auch die Maulwürfe wollen nicht aussterben.

Am Abend kann Maria von ihrem Bett aus auf den Blumentopf mit den eingesäten Samen schauen. Sie freut sich schon darauf, wie der kleine Baum wächst. Dann fällt Marias Blick auf ein Blatt Papier. Mama hat es mit Stecknadeln an der Wand befestigt. Darauf hat Maria heute einen Maulwurf gemalt, der mit einer Schaufel einen riesigen Berg Erde auftürmt. Der kleine Kerl gerät richtig ins Schwitzen. Maria stellt sich vor wie Karli - so hat Maria den Maulwurf genannt - sich noch weiße Flocken besorgt, um dann mit einem Brett oder einfach auf seinem Hosenboden den Berg hinunter zu rutschen. Maria überlegt, wie sie den dunkelbraunen Berg weiß bekommen kann. Doch eine Antwort fällt ihr erst einmal nicht ein, denn die Augen fallen ihr vor Müdigkeit zu.

3. März 2007


Gute Nacht