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GUTE-NACHT/2350: Teddy aus der Kiste (SB)


Sperrmüll

Auf einem dunklen Dachboden in einer noch dunkleren Kiste steckt Teddy schon seit mehreren Jahren. Neben ihm liegen viele andere Spielsachen. Doch die sind alle mit sich selbst beschäftigt. Teddy hat bereits einige Anstrengungen hinter sich gebracht. Doch ohne fremde Hilfe kommt er aus der Kiste nicht heraus.

Teddy findet: "Jetzt liege ich schon so lange in dieser Kiste! Könnte Luise mich nicht endlich hier herausholen? Sie hat uns alle doch nur in diese Kisten gesteckt, um uns zu reparieren. Das hat sie versprochen. Aber warum dauert das so lange?"

Teddy's Bitte scheint erhört worden zu sein. Die Bodentür öffnet sich und fahles Licht fällt herein. Diese Dachbodenkammer hat kein eigenes Fenster oder eine kleine Luke. So fällt nur durch die geöffnete Tür Licht herein. Teddy schaut durch den Spalt im Karton und nimmt das wenige Licht sofort wahr. Teddy denkt: "Bitte, hol mich endlich hier heraus! Ich bin schon ganz steif!"

Eine Frau, es ist Luise, scheint etwas zu suchen. Oder will sie nur aufräumen? Ein Durcheinander herrscht hier wirklich in der kleinen Kammer. Da könnte etwas Sortieren nicht schaden. Zuerst holt Luise die wirr durcheinanderstehenden Kartons heraus. Nun scheint sie zu überlegen, ob sie vielleicht alles leerräumt, um einmal gründlich die ganze Kammer durchzuforsten.

Luise: "Warum steht hier nur so viel herum? Am besten ich werfe alles weg oder zumindest jede Menge. Immer sammele ich alles und hebe so viele Dinge auf. Doch dann habe ich gar keine Zeit, damit wirklich etwas anzufangen oder die kaputten Sachen zu reparieren. Hier stehen vier Kartons und alles nur kaputte Spielzeuge. Die werfe ich jetzt als erstes weg. Morgen ist Sperrmüll."

Teddy hat das alles mit angehört: "Das darf doch nicht wahr sein! Sie kann uns doch nicht einfach wegwerfen! So viele Jahre haben wir gewartet und nun war alles umsonst? Wenn Luise doch nur einen einzigen Blick auf uns werfen würde. Sie brächte es bestimmt nicht über sich, uns auf den Müll zu schmeißen."

Doch Luise öffnet keine der vier Kisten mehr. Sie weiß wohl warum. Würde sie nur einen Blick riskieren, kämen all die Erinnerungen wieder und sie würde ihr Vorhaben noch einmal überdenken. "Hilfst du mir mal?" hört Teddy Luise rufen. Und schon wird der Karton, in dem Teddy sich befindet, bewegt. Langsam fällt auch mehr Licht durch die Löcher in den Karton herein. Doch das tröstet Teddy nicht. "Einfach so weggeworfen zu werden, das ist wirklich gemein", denkt Teddy, "das lasse ich mir nicht bieten. Ich werde auf jeden Fall versuchen, aus der Kiste herauszukommen. Ich will nicht auf den Müllberg."


*


Doch soweit ist es noch nicht. Denn Sperrmüll ist nicht gleich Müll! Meist stehen die Sachen für den Sperrmüll an der Straße bereit. Und ab und an kommen neugierige Passanten vorbei und schauen, was denn die Nachbarn so wegwerfen. Manchmal fahren auch Fremde direkt mit Autos von Haus zu Haus, um unter den alten Sachen noch etwas Brauchbares zu entdecken. Das nehmen sie sich dann einfach mit. Da hat auch keiner etwas dagegen. Ob auf diese Weise Teddy vielleicht dem Müllberg entgeht?

Gute Nacht