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GUTE-NACHT/2464: Die Eicheln für den Förster (SB)


Auf dem Tisch im Kinderzimmer liegt eine Zeitung und
darauf trocknen Kastanien und Eicheln. Diese Baumsamen
hat Mareike am Nachmittag bei ihrem Spaziergang in der
warmen Herbstsonne gesammelt. Eigentlich war es kein
Spaziergang, sondern eher ein Bückgang. Die ganze Zeit
waren Mareikes Augen auf den Boden geheftet, um ja
keine Eichel und keine Kastanie zu verpassen.

Vorsorglich hatte Mutter schon einige Stoffbeutel
mitgenommen. Sie kennt Mareike nur zu gut. Im Herbst
will sie immer nur Eicheln, Kastanien und Blätter
sammeln, um damit zu basteln. Dann stehen im
Kinderzimmer und im Flur immer viele Tüten herum,
prall gefüllt mit den Früchten der Laubbäume, daß
Mutter schon überlegt, ob sie die Tüten beim nächsten
Kindergarten abgeben soll. Doch andere Kinder haben
ein ähnliches Vergnügen am Sammeln von Eicheln und
Kastanien, daß Mutter im Kindergarten diese sicher
nicht los wird.

Mareike hat heute mit Laura bereits angefangen eine
Westernstadt zu bauen. Die soll Papa als
Weihnachtsgeschenk erhalten. Deshalb haben die
beiden sie auch gut versteckt. Nun überlegt Mareike,
was sie ihrer Mutter zu Weihnachten basteln könnte.
Auf jeden Fall muß es etwas Praktisches sein. Eine
schöne Landschaft aus Kastanien nur so zum Anschauen
würde ihre Mutter nicht erfreuen. Denn da denkt sie
sowieso nur ans Abstauben.

Während Mareike noch hin und her überlegt, freut sich
Mutter im Wohnzimmer. Die gerade in der Zeitung
gefundene Nachricht will sie unbedingt noch
weitersagen. So geht sie ins Kinderzimmer und liest
Mareike gleich die Nachricht vor: "Stadtförster kauft
Eicheln zur Winterfütterung. Pro Kilo werden 20 Cent
bezahlt. Kastanien werden auch gern genommen, aber
dafür gibt es keine Bezahlung."

Mareike ist ganz aufgeregt. "Es gibt Geld für Eicheln?"
fragt sie noch einmal nach. Sogleich springt sie wieder
aus dem Bett. "Wieviel Kilo sind das da auf dem Tisch?"
Mutter versucht Mareike zu beruhigen. Doch die läßt
nicht locker. So geht Mutter in die Küche, um die
Waage zu holen. Sogleich werden die Eicheln gewogen.
Gerade mal ein Pfund ergeben die Eicheln auf dem Tisch.
Das macht zehn Cent. Nicht gerade viel. "Aber es ist
ja auch für einen guten Zweck, für die Fütterung der
Waldtiere", sagt Mutter und denkt, "allerdings hätten
sie ruhig auch etwas mehr zahlen können. Es wird so
viel Geld ausgegeben, auch im Forstbetrieb, da könnte
ein wenig mehr für kleine Mithelfer herausspringen."

Mareike überlegt ebenfalls. Heute hat sie ein halbes
Kilo Eicheln gesammelt und das in nicht gar so langer
Zeit. Morgen könnte sie doch mit Laura noch einmal
sammeln gehen. Dann würden sie einfach länger draußen
bleiben. Wenn Mutter ihnen mithelfen würde, bekämen sie
bestimmt einige Kilos zusammen. Mareike freut sich
darauf. Schade nur, daß es nicht auch für Kastanien
Geld gibt. Wirklich schade.

Gute Nacht

29. Oktober 2007

Gute Nacht