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GUTE-NACHT/2659: Die Schnecke und die Ameise (SB)


Die Schnecke und die Ameise

Am Abend schaut der kleine Naturfreund bei den Schnecken nach, die er zur Zeit in einem Glas hält. Täglich füttert er sie, denn draußen im Garten scheint es ihm zur Zeit für seine Gäste viel zu kalt. Frische Luft bekommen die Schnecken durch den durchlöcherten Deckel. Der Naturfreund wundert sich, denn heute abend entdeckt er nur eine Schnecke: "Es waren ihrer doch zwei?" Wo aber ist die zweite hin?" Das Glas war zugeschraubt und durch die kleinen Löcher hätte die Schnecke nicht gepaßt.

So sucht der Naturfreund im Glas alles ab. Da ist keine zweite Schnecke zu entdecken. Auch nicht im Sand. "Wie kann das angehen?" Da kommt dem Naturfreund eine Ahnung: "Sollte die eine Schnecke die andere gefressen haben?" Daran mag er gar nicht denken und sucht weiter,


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"Nur weil ich klein und langsam bin, bin ich doch nicht ungefährlich", sagt die Schnecke zu einer Ameise. Die Ameise aber hört nur mit halbem Ohr hin. Sie hat es eilig. Sie hat es immer eilig. Ameisen sind geschäftig. Die Schnecke zieht ihrer Wege und ärgert sich nicht. "So eine kleine Ameise, was weiß die schon von der Welt", sagt sich die Schnecke, "die lebt doch nur in ihrem Ameisenhaufen, der auch noch unter der Erde liegt. Ich dagegen kann hoch hinauf in den Holunderbusch kriechen." Mit diesen Gedanken begibt sich die Schnecke auf den Weg. Es dauert so seine Zeit. Doch irgendwann ist sie oben angekommen und bewundert die Aussicht. Im Baum aber sitzt ein schwarzer Vogel. Der freut sich über den herannahenden Leckerbissen und schnappt zu.


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Nachdem der kleine Naturfreund das ganze Schneckenglas abgesucht und noch immer keine zweite Schnecke entdeckt hat, ist er sich sicher, daß auch Schnecken keine Vegetarier sind. "So hab ich mir das aber nicht vorgestellt", schimpft der kleine Naturfreund und setzt kurzerhand die kleine überlebensfähige Schnecke wieder vor die Tür.

16. Juni 2008

Gute Nacht