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GUTE-NACHT/2771: Frühling, Sommer, Herbst und Winter (SB)


Ein Star, der auf einem Feld einer Schar von Möwen begegnet, fragt eine der Möwen, die nach Futter schnappt: "Wird es nicht langsam Zeit, die Flügel zu putzen und dann wie alle Zugvögel in den Süden zu ziehen?"

Die Möwe verneint die Frage: "Ich ziehe nicht dorthin, wo immer die Sonne scheinen soll. Ich bleibe hier im Land wo mir der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter begegnet. Auch wenn der Winter oft hart ist und mein Schnabel leer bleibt, ich will neben der Hitze des Sommers auch die Wechselhaftigkeit und die Farbenpracht des Herbstes erleben. Und ist der Winter noch so kalt, wenn die frische Brise des Frühlings mir durch die Federn weht und die Vögel wiederkommen und ihr Gezwitscher überall zu hören ist, hat sich das Ausharren in der Kälte gelohnt. Ihr Zugvögel werdet das aber sicher nie erleben." Damit dreht sich die Möwe um und fliegt zu einem anderen Stück des frisch umgeackerten Feldes.

Der Star, der es gewohnt ist, sich leckere Insekten in den Schnabel zu stopfen und diese schon Ende des Sommers immer weniger werden, schüttelt sein Gefieder, fliegt mit seiner Gruppe davon und denkt bei sich: "Die Möwe wird wohl nie erfahren, wie schön eine Reise in die Ferne sein kann."

30. Oktober 2008

Gute Nacht