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GUTE-NACHT/2781: Olga und Teddy und der Schalttag (SB)


"Nur noch sechs Wochen, dann ist Weihnachten. Ist das nicht schön?", stellt Paula keine wirkliche Frage. Schließlich wird sie ein Nein nicht dulden. Neben ihrem Geburtstag und lange vor Ostern ist das Weihnachtsfest für Paula das wichtigste Fest im Jahr.

Gut, daß ihr Geburtstag im Sommer liegt und Weihnachten im Winter, so kommt nicht alles auf einmal. Nicht so ist es bei ihrer Freundin Caro oder bei Ben. Ihre Klassenkameradin Caro hat gleichzeitig an Weihnachten auch ihren Geburtstag. Aber nie darf sie an diesem Festtag Gäste aus der Schule einladen. Immer heißt es "Nachfeiern", was nicht dasselbe ist wie an dem Tag Gäste um sich zu haben, an dem man auch wirklich ein Jahr älter wird. Caro weiß nie, ob die Gaben nun ihre Weihnachts- oder ihre Geburtstagsgeschenke sind.

Ben trifft es noch ein bißchen schlimmer. Er ist am 29. Februar geboren. Genau an dem Tag, den es nur einmal alle vier Jahre gibt. Also hat er auch nur alle vier Jahre wirklich Geburtstag, findet er. Wieso das so ist? Ben kam gerade in einem Schaltjahr zur Welt und zwar am 29. Februar.

Das Schaltjahr hat diesen einen Tag, den 29. Februar, mehr als die anderen Jahre. Statt 365 Tage zählt das Schaltjahr also 366 Tage. Dieser zusätzliche Tag wurde eingeführt, weil ein Jahr nicht wirklich aus exakt 365 Tagen besteht, sondern ein Jahr dauert 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Alle vier Jahre kommt auf diese Weise ein zusätzlicher Tag zusammen, der Schalttag. Er findet stets am 29. Februar statt.

Das weiß Paula aus der Schule. Denn wegen Ben hatte die Lehrerin das Schaltjahr erklärt. Sie hatte auch noch klargestellt, daß alle hundert Jahre der Schalttag ausfällt. Aber das alles konnte sich Paula gar nicht merken. Schließlich rechnen und zählen sie in ihrer Klasse doch auch noch gar nicht über Hundert hinaus.

"Ben ist erst zwei Jahre alt und geht schon zur Schule", stellt Paula fest, "ist das nicht lustig?" Paula sieht Olgas mahnenden Blick, der besagen will: "Ich bin schon dreißig, aber ich war noch nie in der Schule, obwohl ich einen Tornister habe." Olga will wirklich gern mit in die Schule, aber Paula möchte das nicht. Sie mag Olga sehr. Aber sie ist eben schon sehr alt. Paula möchte nicht, daß die anderen Kinder Olga hänseln oder ihr weht tun.

Teddy ist ebenfalls sehr alt und prahlt: "Ich bin schon 40 Jahre und war auch noch nie in der Schule, aber da will ich ja auch gar nicht hin. Ich möchte viel lieber wieder verreisen, so wie damals mit deiner Oma." - "Das war aber doch gar nicht so schön!", erinnert Puppe Olga Teddy an seine tragischen Erlebnisse von damals. "Heute ist das anders. Ich habe inzwischen schließlich Kung Fu gelernt und einiges mehr. Da werde ich mich nicht wieder in irgendeinen Glasschrank sperren lassen und warten bis mich jemand hervor holt. Selbst ist schließlich der Teddy." Paula lacht: "Die Geschichte mit dem Schrank kannst du mir gern wieder ein anderes Mal erzählen. Jetzt möchte ich viel lieber eine Weihnachtsgeschichte hören."

Teddy überlegt. Da fällt ihm ein Gedicht vom Christkind ein. Aber er bekommt es nicht mehr so ganz zusammen. Deshalb macht er ein sehr nachdenkliches Gesicht. Ob er das Gedicht bis morgen wieder beisammen hat?

12. November 2008

Gute Nacht