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GUTE-NACHT/2878: Der Geist in Pantoffeln und drei in einem Schrank (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Können Geister wirklich fliegen?", fragt Paddy. "Nur wenn sie keine rasselnden Ketten an ihren Füßen haben", glaubt Großmutter. "Geister und Füße?", überlegt Paddy, "auf Bildern sieht man die Füße nie." Großmutter meint: "Ich glaube, das liegt daran, daß die Geister es nicht so gerne haben, wenn man ihre Pantoffeln sieht." Großmutter und Paddy lachen. Am Tag ist es einfach sich über Geister lustig zu machen. Da tauchen sie ja auch nicht auf.

Erst am Abend sind die Geister Moder, Mieder und Sekretär für Paddy und Großmutter wieder ein Gesprächsthema. Heute darf Paddy bei Großmutter schlafen. Schließlich kann sie morgen ausschlafen. Großmutter nimmt Paddy in den Arm und dann berichtet sie weiter von den drei Geistern.

"Sie waren gerade im Flug zum westlichen Flügel, da schoß etwas auf die drei leuchtenden Geister zu. Gerade noch rechtzeitig konnten sie dem Geschoß ausweichen. "Was war das?", fragte Moder, den das Geschoß beinahe aus der Bahn geworfen hätte. "Keine Ahnung", sagte Sekretär, "aber dem fliegen wir später nach. Jetzt wollen wir erst einmal auf zum Licht." Das alte Schloß war mit vielen Erkern, Giebeln und Vorsprüngen in der Außenwand gebaut worden. Da fand sich für jeden der drei Geister ein Platz, auf dem sie sitzen und durch die Fenster in das Schloß hineinschauen konnten. Sie hielten sich verdeckt. Denn bevor sie wissen würden, was hinter den Lichtern steckte, wollten sie sich ihrem Ruhestörer noch nicht zu erkennen geben.
Moder spähte zuerst um die Ecke. In dem Raum brannte ein sehr kleines Licht, aber sonst entdeckte er nichts, was sich bewegte. Sekretär blickte durch ein anderes Fenster. Hier nahm er einen riesigen Schatten wahr und schrak zurück. Denn auch Geister können sich fürchten. Gleich noch einmal spähte Sekretär in das Fenster. Da sah er einen Mann im Zimmer auf und ab gehen. Er sah nicht gerade freundlich aus.

"Menschen, es sind Menschen hier", erklärte Sekretär den anderen beiden. "Bist du sicher?", fragte Mieder, "können es nicht auch andere Wesen sein?" - "Nein", Sekretär war sich absolut sicher, daß es nur Menschen sein konnten, die hier ins Schloß eingedrungen waren. Mieder schwebte hinauf zu einem weiteren Fenster, in dem Licht brannte. Auch hinter diesem Fenster war ein Mensch. Es war eine Frau, die vor einem Tisch mit einem großen Spiegel saß und sich die Haare bürstete. Mieder betrachtete sich das Zimmer genau. Es war sehr schön eingerichtet. Plötzlich stand die Frau auf und Mieder zog sich schnell vom Fenster zurück. Dann ging das Licht im Zimmer aus, und es dauerte nicht lange, da verlöschten auch die anderen Lichter und das Schloß lag wieder im Dunklen. Daraufhin wollten sich die Geister zurückziehen. Denn jetzt war es vom Innern des Schloßes her viel leichter etwas zu entdecken, das sich draußen vor dem Fenster herumtrieb.
"Ziehen wir uns zu einer Lagebesprechung zurück", schlug Sekretär vor. So flogen die drei Geister zurück auf den Dachboden und berieten, was jetzt zu tun sei. Doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Da begann es bereits zu dämmern. "Wir sollten uns wieder verbergen", schlug Mieder vor. "Aber wo?" fragte Sekretär, "dort unten auf dem Schloßhof ist es mir in meinem alten Zuhause zu unsicher. Auch Geist Mieder wollte nicht in ihre Kommode zurück, die auf den Hof gestellt worden war. Da schlug Moder vor, die beiden könnten doch mit in seinen Schrank kommen. Dort sei es zwar ein bißchen eng und rieche nach Motten. Aber durch die Mäntel sei es doch sehr bequem. Da die beiden anderen Geister keine bessere Idee hatten, verschwanden sie mit Moder in dessen Schrank. Wie eng es darin wirklich war, stellten sie erst jetzt fest. "Nimm deinen Zeh aus meinem Gesicht", schimpfte Moder und auch Mieder beschwerte sich, denn sie mußte dauernd niesen. Es dauerte eine Weile bis die drei zur Ruhe kamen. Darüber vergaßen sie ganz sich "Gute Nacht" zu sagen.

10. März 2009

Gute Nacht