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GUTE-NACHT/2892: Der Geist in Pantoffeln und die Scherben (SB)


Gute Nacht Geschichten


Kurz vor Mitternacht klingelt der Wecker. Es dauert eine Weile bis Paddy erwacht. Mit ihren Händen sucht sie nach dem Ausschaltknopf und findet ihn endlich. Dann tastet sie nach dem Schalter der Nachttischlampe. Sie knipst die Lampe an und blickt auf die Zeiger des Weckers: "Oh, noch mitten in der Nacht." Paddy will sich gerade auf die andere Seite drehen und weiterschlafen, da erinnert sie sich, warum der Wecker um diese Zeit geklingelt hat. Sie schlüpft aus dem Bett, hinein in ihre Hose und den Pullover. Den Schlafanzug läßt sie einfach unten drunter. Schließlich will sie nach getaner Tat wieder ins Bett zurück.

Nun greift sich Paddy ihre Taschenlampe und hängt sich ein Bettlaken über. Schließlich - sollte sie einem Geist begegnen - will sie ihn mit gleicher Waffe erschrecken und in die Flucht schlagen.

Leise öffnet Paddy die Kinderzimmertür. Auf dem Flur ist nichts zu hören. Barfuß tapst Paddy zur alten Treppe hin, die nach oben zum Geisterzimmer und dem einen Dachraum führt. Vor sich mit der Taschenlampe leuchtend, steigt sie die Treppe hinauf, möglichst dicht an der Wand entlang, denn es fehlt noch immer das Geländer auf der anderen Seite. Fast ist Paddy oben angelangt, da stößt ihr Fuß gegen etwas Hartes. Der Gegenstand beginnt zu kippen und fällt die Stufen hinunter. Paddy hat es durch ihr Bettlaken nicht gesehen. Zum Glück ist sie selber nicht gestolpert. Mit der Taschenlampe leuchtet sie hinter dem fallenden und gerade zerspringenden Ding hinterher. Auweiha, es ist eine Blumenvase und die ist in ganz viele Teile zersprungen. Nicht nur das. Der Krach ist nicht ungehört geblieben. Unten im Flur geht das Licht an und jemand ruft.

Was soll Paddy jetzt bloß unternehmen? Nach unten zurück in ihr Zimmer rennen, schafft sie nun nicht mehr. Vor allem liegen hier auf den Treppenstufen viele Vasenscherben aus Glas. Wie leicht könnte sie mit ihren bloßen Füßen da hineintreten. Paddy besinnt sich und steigt die Treppe weiter hinauf. Gleich hinter der Tür zum Dachraum will sie sich verstecken. Gerade hat sie die Tür hinter sich zugezogen, da hört sie auch schon Stimmen unten an der Treppe. "Die schöne Vase!" stöhnt Oma.

Jetzt erst fällt Paddy ein, daß ihre Mutter und Großmutter sicher gleich in Paddys Zimmer nachsehen werden, ob Paddy noch schläft oder von dem Krach erwacht ist. Auweiha, sie saß ganz schön in der Patsche. Schließlich hat Mutter ihr verboten, allein die Treppe ohne Geländer hinaufzusteigen. "Laß uns mal oben nachsehen!", hört sie Großmutter sagen, "vielleicht ist eine Katze im Haus." - "Katzen sind doch vorsichtig. Die schmeißen nicht so leicht etwas um", entgegnet Mutter. Ich hole erst einmal ein Kehrblech, sonst treten wir noch in die Scherben." Damit geht Mutter hinunter zur Besenkammer, während Großmutter sich auf der oberen Etage umschaut. "Hier ist nichts. Aber warum steht die Tür zum Dachraum leicht auf? Die habe ich doch letztens hinter mir zugezogen?", grübelt Großmutter und drückt den Schalter für das Licht im Dachraum herunter. Nichts. "Ach, wir haben noch immer nicht die Birne ausgetauscht", stöhnt Großmutter.

Da fällt Licht vom Flur in die Dachkammer hinein. Großmutter will gerade die Tür zuziehen, da entdeckt sie wieder kleine Fußstapfen wie vor einigen Tagen. Aufgeregt ruft sie nach ihrer Tochter. Die kommt gerade mit dem Kehrblech in der Hand und ist genauso aufgeregt wie ihre Mutter selber.

"Sieh mal, Fußspuren im Staub, wie wir gesagt haben", stellt Großmutter fest und deutet auf den Boden. "Da ist doch nichts dabei", poltert Mutter los. Gerade war sie noch ganz aufgeregt, wo Paddy steckt. Denn auf dem Weg zurück nach oben, hatte sie im Kinderzimmer nachgesehen, ob alles in Ordnung ist. Da mußte sie feststellen, daß Paddys Bett leer war. Natürlich hat sie das völlig erregt. Doch als Großmutter ihr nun die kleinen Fußabdrücke zeigt, weiß sie wo der Ausreißer steckt.

"Geist komm raus, du bist umzingelt!", ruft sie in die Dachkammer hinein. Paddy weiß, daß sie es jetzt nicht noch schlimmer machen sollte und kommt hinter der Tür wieder zum Vorschein, das weiße Bettlaken noch immer über sich. Großmutter erschrickt und die Luft bleibt ihr weg. Auch Mutter erschrickt im ersten Moment bei dem Anblick des Geistes. Doch dann entdeckt sie die Taschenlampe in seiner Hand. Ein Geist besitzt keine Taschenlampe. Mutter greift nach dem Geist und zieht ihm das Bettlaken vom Kopf. Zum Vorschein kommt Paddy. Sie ist ebenso erschrocken wie Mutter und Großmutter selber.

Großmutter faßt sich wieder und nimmt Paddy in den Arm.
"Gott sei dank", bringt sie hervor. Mutter hält sich
zurück. Sie ist mächtig sauer. Noch immer hält sie die
Kehrschaufel in der Hand und kehrt nun die Scherben von
der Treppe.

Großmutter und Paddy folgen hinunter. Mutter ist so verärgert, daß sie es Großmutter überläßt, Paddy ins Bett zu bringen. "Du hast mich aber erschreckt", sagt die zu ihrer Enkelin. "Gut, daß nur du es warst und kein richtiger Geist. Oh, hast du kalte Füße. Ich hole dir mal eine Wärmflasche. Sicher bist du ganz müde. Schlaf ruhig schon ein. Ich lege dir dann gleich die Eulenwärmflasche an deine Füße.

26. März 2009

Gute Nacht