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GUTE-NACHT/2927: Nicht mehr allein (SB)


Gute Nacht Geschichten


Mäuserich Sokrates ist im Käfig wieder aufgetaucht. George wundert sich zwar, warum seine Maus nicht wie früher, vor ihrem Schrank hin und her läuft, ein Schlupfloch zu finden, um hinein zu gelangen. Aber vielleicht ist das ja der Preis dafür, daß George seinen Mäuserich so lange bei seinem Freund Gunnar gelassen hat. Vielleicht hatte es der Maus dort in dem Käfig einfach zu gut gefallen, daß sie nicht mehr in den dunklen Schrank möchte.

In den letzten Tagen ist Sokrates in seinem Käfig geblieben, ob das Türchen offen stand oder nicht. Er verbrachte die meiste Zeit in seinem Mäusehaus. Nur zum Fressen und Trinken kam er heraus.

"Es wird mal wieder Zeit, deinen Käfig zu säubern", stellt George fest und rümpft die Nase. Ein muffiger Geruch, den jeder kennt, der weiße Mäuse hält und der auch sonst nur noch bei Hausmäusen zu finden ist, steigt George in die Nase. "Es muß wohl sein. Dabei habe ich heute gar keine Zeit." George holt Zeitungspapier und einen Putzeimer, frisches Streu und was er sonst noch benötigt. Er öffnet den Käfig, indem er die Seitenklammern hochklappt und das Oberteil des Käfigs aus Gitterstäben auf die Zeitung setzt. Jetzt hebt er das Dach des Mäusehäuschens hoch, um Sokrates heraus zu nehmen.

George traut seinen Augen nicht, was er jetzt vorfindet ist über alle Maßen völlig unmöglich. "Wie kann das sein?", fragt er sich und muß sich hinsetzen. Das Dach stellt er zurück und greift nach dem Telefon. Seine Finger wählen ganz automatisch die Nummer seines Freundes. Es dauert einen Moment, dann nimmt Gunnar ab. "Gunnar? Hier ist George!" - "Hallo George, schön deine Stimme zu hören. Was gibt es?" - "Du mußt sofort hier herkommen. Ich habe dir dringend etwas zu zeigen." Damit legt George den Hörer auf.

Gunnar ist total durcheinander. Was ist so wichtig, daß George es ihm nicht am Telefon sagt, sondern es ihm unbedingt zeigen will. Zum Glück hat Gunnar heute nachmittag keine Vorlesung. So schwingt er sich auf sein Rad und flitzt los.

An der Tür wartet George bereits. "Du wirst es mir nicht glauben, deshalb sieh selbst nach." Gunnar folgt George in die Wohnung. "Du hast Sokrates ja gar nicht in seinen Schrank gesteckt, wie ich sehe." - "Er wollte einfach nicht hinein", stellt George klar. Dann greift er nach dem Oberteil des Käfigs, das er inzwischen wieder auf den Käfig gesetzt hat, und nimmt auch das Dach des Mäusehauses hoch.

"Was ist denn hier los?", fragt Gunnar und kann es nicht glauben. In dem Mäusehaus liegt der weiße Sokrates und neben ihm vier kleine Mäuse mit spärlich gräulichem Fell." - "Wo hast du denn die bloß her?", fragt Gunnar. "Na, was glaubst du?", entgegnet George, "doch wohl von dir!"

Beinahe geraten die zwei Freunde in einen heftigen Streit. Da klingelt es und Nina, die mit den beiden studiert, steht vor der Tür. "Darf ich reinkommen?", fragt sie, wartet aber nicht ab, daß sie hereingebeten wird, sondern geht direkt an George vorbei. "Was seid ihr heute so heftig, daß man euch bis ins Treppenhaus hört?" George zeigt auf den Käfig und dann sieht auch das Mädchen die kleinen Mäuse. Zuerst sagt sie: "Oh wie niedlich." Faßt die Kleinen aber auf keinen Fall an. Dann findet sie, daß die kleinen Mäuse und die Mutter ihre Ruhe haben müssen. "Nun deckt sie doch wieder zu, die frieren ja sonst."

"Ich wollte sie gerade saubermachen, da habe ich den Nachwuchs entdeckt", erklärt George. "Dein weißes Mäuschen hat wohl hier im Zimmer noch irgendwo einen grauen Freund?", lacht das Mädchen. "Meine Maus ist ein Mäuserich!", protestiert George, "doch inzwischen denke ich, man hat mir wohl eine schwangere Maus untergejubelt."

"Du dachtest, du hast einen Mäuserich?", lacht das Mädchen. Jetzt lachen auch die beiden Freunde. Es ist doch wirklich zu komisch, daß Sokrates - oder wer auch immer dies hier ist - Nachwuchs bekommen hat. "Was soll jetzt weiter geschehen?", fragen sich die drei.

7. Mai 2009

Gute Nacht