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GUTE-NACHT/2985: Hinter der Mauer - Aktion Sperrmüll (SB)


Gute Nacht Geschichten


Solveig und Anselm sind bei ihrer Oma in den Ferien zu Besuch. Hinter dem Haus ist ein großer Garten. Da spielen die beiden, wenn sie nicht mit ihrer Oma in die Stadt fahren oder sonst etwas unternehmen. Heute haben die Kinder geholfen den Schuppen im Garten aufzuräumen. Das kam so.

Die Geschwister haben sich mächtig gelangweilt. Sie wären gern ins Schwimmbad gefahren. Das war eine gute Idee, aber leider kam sie zu spät. Auf den kleinen Dörfern fahren kaum Busse, die die Dorfbewohner, die kein eigenes Auto haben, in die Stadt bringen. Gut, es gibt Taxis, aber nicht jeder kann sich eine solch teure Fahrt leisten. Deshalb beschloß Oma, nach dem alten Schwimmbecken aus Plastik zu schauen, das irgendwo in dem alten Gartenhaus versteckt sein mußte. Der Häuschen war früher Opas Reich. Seitdem er gestorben ist, hat Oma diesen Raum nur als Abstellfläche genutzt. Mittlerweile ist er so vollgestopft, daß man kaum noch treten kann.

"Es wird wirklich Zeit, den Schuppen zu entrümpeln. In der nächsten Woche ist sowieso gerade Sperrmüll, da kommt der alte Plunder weg", beschloß Oma. Die Kinder halfen so gut sie konnten mit, die Laube leer zu räumen. Auf der Wiese wurden mehrere Stapel angelegt mit den Sachen, die später wieder eingeräumt werden sollten, mit Sachen, die zum Fortwerfen waren und den Dingen, bei denen sich Oma noch nicht schlüssig war, was mit ihnen zu geschehen habe.

Es kamen viele Dinge zum Vorschein. Es gab Gartenstühle und sogar eine Liege. Die Kissen dazu fanden sie in einer gesonderten Kiste. Aber durch das lange in der Kiste Eingeschlossensein rochen die Kissen recht muffig. Solveig hing sie an der Wäscheleine auf. Vielleicht half das. Anschließend bekam Solveig einen Eimer mit Wasser, um den Staub von den Gartenmöbeln zu wischen. Die sollten in dem Garten aufgestellt werden. Anselm rollte die Reifen von Opas früherem Auto aus einer Ecke. Oma wollte sie auch auf den Sperrmüll stellen. Aber der Nachbar, der ganz verwundert über den Zaun spähte, was denn Oma da trieb, sagte ihr, da Reifen Sondermüll seien, wären diese direkt zur Müllstation zu bringen. Anselm aber hatte eine bessere Idee. "Aus den Reifen bauen wir uns einen Kletterturm." Das hatte er schon auf Spielplätzen gesehen.

Noch immer war nicht alles ausgeräumt. Es gab viele Bretter und Latten, Steine und Blumentöpfe tauchten auf und jede Menge anderer Dinge. Endlich wurde auch das gesuchte Schwimmbecken gefunden. Als Oma und Anselm den Karton mit dem Plastikbecken herauszogen, kam noch ein zweiter Karton zum Vorschein. In ihm waren jede Menge Gartenzwerge verborgen. Solveig fand sie voll niedlich und wollte sie gleich im Garten verteilen. Oma aber war froh, die kleinen Kerle los zu sein. Überall standen sie früher im Weg herum oder versteckten sich zwischen den Beeten und erschreckten einen dann. Jedenfalls war das so, als Opa noch da war. Er hatte stets seine Freude an diesen kleinen Kerlen - so wie Solveig jetzt. Sie bettelte so lange, bis Oma ihr erlaubte, die Zwerge aufzustellen. Allerdings hatte sie zu versprechen, die Zwerge vor Solveigs Abreise wieder einzusammeln. So wurde es abgemacht.

Das Schwimmbecken war in seinem Karton vom Staub verschont geblieben. Anselm bekam die Aufgabe, das Becken aufzupumpen. Allerdings brauchte er dazu einen Blasebalg. Sonst wäre Anselm schnell aus der Puste gewesen. In all dem Gerümpel hatten sie keinen Blasebalg gefunden. So borgte sich Oma den von ihrem Nachbarn aus.

Endlich war das Gartenhaus leer geräumt. Oma fegte erst einmal aus. Im Grunde war die Laube ein richtiges Häuschen mit gemütlichen Fenstern und so. Das erkannten die Kinder sofort. Da stand nur noch so ein merkwürdiges Gestell an der einen Wand. Wenn das nicht wäre, könnten sie hier glatt einziehen. Anselm schlug das Oma vor. Oma lachte: "Ihr wollt hier im Gartenhaus schlafen?" - "Ja, ja!", antworteten die Kinder freudig. Zu dieser hellen Mittagsstunde dachte Solveig gar nicht daran, wie es am Abend hier sein würde.

Während Anselm weiter das Becken aufpumpte, putzten Solveig und Oma das Haus. Der Nachbar half mit, das merkwürdige Gestell von der Wand in seinen eigentlichen Gebrauchszustand zu verwandeln. Es entpuppte sich als ein altes Jugendherbergsetagenbett. Anselm beschloß gleich, oben zu liegen. Oma fiel ein, daß die Matrazen für das Bett noch im Haus auf dem Dachboden lagerten, eingeschlagen in je eine große Folie. Sie herunterzuholen, auch dabei half der Nachbar mit. Oma versprach, wenn alles fertig sei, vielleicht morgen oder übermorgen, zu Grillen. Der Nachbar wurde eingeladen. Er versprach zu kommen und auch noch Würstchen mitzubringen.

Gegen Abend konnten die Kinder einziehen. Die Liege und die Gartenstühle sowie der Klapptisch wurden ebenfalls wieder in das Gartenhaus zurück gestellt. Diesmal aber nicht in ihrer zugeklappten Form. Sie dienten jetzt als gemütlicher Platz im Häuschen. Dann wurde es dunkler. Solveig war froh, daß im Haus auch die Gartenliege stand. So konnte sie Oma bitten, ob sie nicht auch mit im Häuschen übernachten wolle. Oma wußte, daß sie sich auf eine ungemütliche Nacht einließ, aber sie willigte ein. Zuvor ging sie noch an eine verborgene Stelle im Garten. Als sie zum Gartenhaus zurückkehrte, sahen die Kinder etwas Rotes durch das Gebüsch herüberleuchten. Was konnte das nur sein? Da Oma etwas so Geheimnisvolles umgab, wagten sie nicht zu fragen.

Von der vielen Arbeit des heutigen Tages sind alle drei recht müde und schlafen bald ein.

20. Juli 2009

Gute Nacht