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GUTE-NACHT/3047: Die Reise eines Apfels (SB)


Gute Nacht Geschichten


Die Bauersfrau hatte bereits alle Äpfel in ihren Korb gelesen, da trug sie ihn aus dem Garten auf den Hof. Hier stellte sie den Korb ab, um ihn später mit den anderen Kisten voller Salat, Möhren und Kohl mit ihrem Karren in die Stadt zum Markt zu ziehen. Jede Woche einmal brachte sie ihre Erträge dorthin und verkaufte sie. Manchmal kamen einige Obst- und Gemüseteile wieder zurück, aber meistens verkaufte sie alles.

Das letzte Mal hatte sie nur noch ein paar wenige Äpfel übrig. Bis auf einen aß sie diese alle selber auf. Schließlich besagte ein chinesisches Sprichwort, daß es gesund erhält, jeden Tag einen Apfel zu essen. Und die alten Chinesen mußten es ja wissen.

Nun war eben nur noch ein Apfel übrig geblieben. Diesen nahm die Bauersfrau mit, falls sie unterwegs selbst Hunger bekommen sollte. Da wollte sie nicht einen der frischen Äpfel nehmen. Die frischen Äpfel konnte sie besser verkaufen als den alten hier.

Die Alte zog ihren Wagen allein bis in die Stadt. Unterwegs hielt sie einige Male an, um zu verschnaufen. Sie dachte jedesmal daran, jetzt ihren Apfel zu essen. Doch dann hob sie ihn sich lieber für die nächste Rast auf. Bei der letzten Stelle vor der Stadt, wo die Bauersfrau stets eine Rast einlegte, war es schon zu spät für eine solche. Die Glocken vom Kirchturm läuteten bereits den Markttag ein. So sputete sich die Bauersfrau und zog den Karren ohne letzte Rast durch das Stadttor.

Die Käufer waren derweil schon unterwegs. Die Bauersfrau stellte den Karren an ihren angestammten Platz und richtete das Gemüse und das Obst noch ein bißchen zurecht, um die Kunden anzulocken. Der Korb mit den roten Äpfeln bildete dabei das Herzstück. Die Bauersfrau nahm die obersten Äpfel und putzte sie an ihrer Schürze blank. Dabei fiel ihr auch der eine Apfel wieder in die Hände. Auch jetzt war keine Zeit, ihn zu verspeisen. Doch ihn einfach in dem Apfelkorb liegen zu lassen, war auch nicht möglich. Die Bauersfrau kannte ihre Kunden. Sie würden bei dem Anblick nur eines älteren oder gar schrumpeligen Apfels neben all den frischen Äpfeln darauf schließen, der Korb wäre voller alter Äpfel und nur wenige schöne lägen obenauf. Es war ihr auch nicht möglich, den älteren Apfel zwischen all den anderen frisch aussehenden Äpfeln zu verstecken. Sobald ein Kunde gerade diesen herausfischen würde, käme er zu dem Schluß, die Bauersfrau würde nur Schrumpelobst verkaufen.

So nahm die Bauersfrau ihren Apfel und steckte ihn in die Tasche unter ihrer Schürze. Hier war es dunkel und der Apfel schlief schnell ein.

8. Oktober 2009

Gute Nacht