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GUTE-NACHT/3104: Wichtel nach dem Fest (SB)


Gute Nacht Geschichten

Das Weihnachtsfest gut überstanden, befinden sich die beiden Wichtel noch immer in der guten Stube des Bauernhauses, mittlerweile allerdings unter dem langen Eßtisch. Die Bäuerin hat sie dort abgestellt. Ihr Enkelkind wollte die beiden schon mit nach Hause nehmen. Großmutter hatte nichts dagegen, aber die Tochter wollte die beiden Gartenzwerge nicht mitnehmen. "Wo sollen wir die denn hinstellen? Wir haben ja nicht einmal einen eigenen Garten?", hatte sie festgestellt und ihrer Mutter zu verstehen gegeben, daß die beiden auf jeden Fall zu verschwinden hatten, bevor der Enkel an dem Tag der Abreise erwachte.

Großmutter sperrte die beiden Wichtel in die große Holztruhe, ganz zum Leidwesen der Versteckten. Sie bekamen schließlich kaum Luft. Dem Umstand, daß das Holz schon durch und durch getrocknet war, verdankten sie wohl ihr Leben. Denn beim Austrocknen des Holzes war ein Spalt im Holz entstanden, der einen geringen Luftaustausch möglich machte. Hierdurch rief der eine Wichtel auch um Hilfe, wurde aber von dem zweiten in die Seite gestupst. "Wir dürfen die Menschen nicht um Hilfe bitten." - "Aber wie sollen wir dann wieder hier herauskommen?", wollte der Wichtel wissen, der gerufen hatte. Darauf wußte der zweite keine Antwort.

Als der Besuch endlich abgereist war, hatten sich die beiden Wichtel um ihrer Rettung willen so in Rage geredet, daß sie ganz vergaßen, still zu sein, sobald Menschen in ihre Nähe kamen. Aus diesem Grund hörte Großmutter auch Gemurmel, Geschimpfte, Geklopfe und mehr. Sie versuchte herauszufinden, wo die Geräusche herkamen. Dabei fiel ihr Blick auf die Holztruhe. Großmutter glaubte nicht daran, daß die Geräusche irgendetwas mit den beiden Wichteln zu tun haben könnten. Dennoch schaute sie in der Holzkiste nach, nur um sicher zu gehen, daß da drinnen auch wirklich nichts los war.

Beim Öffnen der Truhe fand Großmutter die Wichtel so vor, wie sie sie hineingesteckt hatte. Oder doch nicht? Waren ihre Wangen nicht um einiges röter als zuvor? Nunja, das konnte ja nicht sein. Vielleicht war es das Licht hier im Raum, das sich verändert hatte und nun zu dieser Erscheinung führte.

Dennoch nahm Großmutter die beiden Wichtel wieder aus der Truhe heraus. Wo aber sollten sie jetzt bleiben? Eigentlich gehörten sie in den Schuppen zu den Gartengeräten, die auch erst wieder im Frühjahr hervor geholt wurden. Doch Großmutter erinnerte, wie schön ihr Enkel mit den beiden gespielt hatte und jedesmal, wenn sie die beiden ansah, war es als sei der kleine Junge noch hier. Großmutter beschloß, die Gartenzwerge erst einmal im Haus zu belassen. Um aber nicht ein Schmunzeln ihres Mannes in Kauf zu nehmen, stellte sie die beiden Gartenzwerge wie vergessen unter den langen Eßzimmertisch in der guten Stube. Ihr würde schon noch ein passender Platz für die beiden einfallen.


*


"Nun, Luft haben wir jetzt wieder genug. Aber noch immer sind wir hier bei den Menschen in ihrer Behausung eingesperrt", stellt der eine Wichtel fest und er fährt fort, "wie sollen wir nur durch die vielen Türen wieder nach draußen gelangen?" - "Am besten wir ruhen uns erst einmal aus und überdenken dabei alles ganz genau", schlägt der andere Wichtel vor. Und weil es jetzt im Zimmer wieder dunkel geworden ist, aber die Lichter am Weihnachtsbaum leuchten, erinnert das die beiden an die vergangenen Festtage, die sie mit ihrem kleinen neuen Freund verbracht haben. Jetzt wo dieser fort ist, fühlen sich beide Wichtel ein bißchen traurig, auch wenn sie das voreinander nicht zugeben. Wichtel und Menschen, nein, das ist keine passende Verbindung.


28. Dezember 2009

Gute Nacht