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GUTE-NACHT/3254: Der kleine Nachtwächter beim Seemann (SB)


Gute Nacht Geschichten

Früh am Morgen bevor der kleine Nachtwächter seinen Weg nach Hause findet, geht er noch einmal zum Haus des Seemanns. Jetzt brennt hier Licht und bald darauf klappt die Haustür auf. Der Seemann tritt heraus.

"Was treibt dich, kleiner Nachtwächter, denn so früh am Morgen zu mir?", stellt der Seemann die Frage. "Nun, ich war gestern abend schon einmal hier. Aber da war bei dir alles dunkel und ich wollte dich nicht im Schlaf stören." - "Ach, du hättest ruhig läuten können. Ich hatte eine unruhige Nacht. Im Traum sind die Wellen so stark gewesen, daß ich glatt aus dem Bett gefallen bin. Dabei habe ich mir wohl den Kopf gestoßen. Doch im Traum war es der große Schiffsmast und ich habe mächtig geflucht, daß er mir im Weg stand." - "Das tut mir aber leid", sagt der kleine Nachtwächter, der sich an so manch eigenen Traum lebhaft erinnern kann.

"Das braucht es nicht. Aber nun sag schon, kleiner Nachtwächter, was wolltest du denn von mir?" - "Nun, ich war gestern bei unserem Dichter und habe ihn nach den Sternen befragt. Aber er konnte mir nicht viel über sie berichten, nur die Geschichte von der Milchstraße. Dann hat er gemeint, ich solle doch zu dir Seemann gehen, weil du ja die Sterne auf hoher See in der Nacht immer über dir siehst." Der Seemann nickt: "Das ist wahr. Wir Seemänner lieben die Sterne. Wir orientierten uns auch an ihnen, zumindest war das früher der Fall. Der Polarstern zum Beispiel war dabei sehr wichtig. Es scheint als stünde er immer am selben Platz, was natürlich nicht stimmt. Auch er beschreibt einen Kreis am Himmel. Aber der ist so klein, daß unser menschliches Auge dies nicht erkennt. So kann uns der Polarstern, der auch Nordstern oder Polaris genannt wird, als Orientierungspunkt dienen. Aber heutzutage wird in der Seefahrt vermehrt auf Schiffsinstrumente zurückgegriffen und sich darauf verlassen. Doch jetzt muß ich los, mein Schiff wartet im Hafen auf mich."

"Danke für deine Hilfe", ruft der kleine Nachtwächter dem Seemann hinterher. "Nichts zu danken. Wenn du noch mehr wissen willst, dann frag einmal den Mann der Sterne!" Bei diesen Worten biegt der Seemann um die Ecke und ist verschwunden. "Den Mann der Sterne soll ich fragen?", überlegt der kleine Nachtwächter, "wen meint der Seemann denn damit?" Dem kleinen Nachtwächter will es einfach nicht einfallen. So wendet er sich mit dieser Rätselfrage nach Hause, um zu schlafen. Doch es wird ein unruhiger Schlaf werden, weil dem kleinen Nachtwächter das Rätsel einfach nicht aus dem Kopf gehen wird.


8. September 2010

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