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GUTE-NACHT/3284: Der kleine Nachtwächter beim Doktor (SB)


Gute Nacht Geschichten

Jeden Abend zieht der kleine Nachtwächter durch die Straßen der Stadt. In der einen Hand hält er die Laterne, in der anderen die Taschenlampe. In den letzten Tagen brauchte er nicht allein durch die Nacht zu gehen, denn Rebell war an seiner Seite. Auch jetzt wacht der schwarze Hund wieder mit ihm.

Der Wind weht und Regen fällt hin und wieder. Es ist recht ungemütlich hier draußen. Doch Rebell gefällt das. Er springt hinter den davonwehenden Blättern her und versucht sie zu fangen. Plötzlich flitzt er los, als habe er etwas entdeckt.

"Vorsichtig!", ruft der kleine Nachtwächter dem Hund nach. Doch da ist Rebell bei seiner Kehrtwendung auf den nassen Blättern auch schon ausgerutscht. Jetzt kommt er humpelnd zurück. Der kleine Nachtwächter stellt die Laterne auf den Boden und leuchtet mit seiner Taschenlampe auf den Hund. Dann legt er auch die Taschenlampe auf den Boden und tastet Rebells Beine ab. Bei dem linken Hinterlauf zuckt Rebell zusammen.

"Na, es ist noch nicht so spät. Da suchen wir doch den Tierarzt auf. Doktor Schmitt wird wohl noch wach sein. Es ist auch nicht weit von hier. Geht es Rebell? Oder muß ich dich tragen?" Der Hund wufft einmal und folgt dem kleinen Nachtwächter, nachdem dieser seine Lichter wieder aufgenommen hat.


Beim Tierarzt brennt noch Licht. Der kleine Nachtwächter klopft an. Es dauert nicht lange, da wird ihm die Tür geöffnet. "So spät noch unterwegs?", fragt der Tierarzt und korrigiert sich gleich wieder, "ach, du bist es, kleiner Nachtwächter. Du bist ja immer um diese Zeit in der Stadt unterwegs. Was kann ich für dich tun? Einen heißen Tee vielleicht?" - "Ja, gern. Aber deswegen bin ich nicht hier. Mein Hund ist auf dem nassen Laub ausgerutscht und hinkt jetzt. Können sie ihm helfen?"

"Na, da schauen wir uns den schwarzen Kerl doch einmal an. Komm her, mein Hund. Wie heißt du überhaupt?" - "Rebell!", antwortet der kleine Nachtwächter sogleich. "Nun, das ist aber ein ausgefallener Name. Laß dich einmal hochnehmen. So kann ich dich besser betrachten."

Rebell zuckt, als der Tierarzt den angeschlagenen Hinterlauf bewegt. "Na, da haben wir ja den Übeltäter. Den werden wir gleich einmal eincremen und bandagieren. Am besten wäre es, wenn du, kleiner Nachtwächter, Rebell heute Nacht bei mir läßt. Er sollte sich jetzt besser ein Weilchen ausruhen und nicht die ganze Nacht umherlaufen."

Das sieht der kleine Nachtwächter ein. "In Ordnung. Kann ich ihn dann morgen früh abholen?" - "Auf jeden Fall. Wenn sein Bein noch nicht wieder in Ordnung ist, leihe ich dir meinen Bollerwagen und du kannst Rebell damit nach Hause ziehen."

Der Tierarzt hebt Rebell wieder vom Tisch und legt ihn in ein gemütliches Körbchen. Dann stellt er ihm noch einen Napf mit Wasser hin. Der kleine Nachtwächter krault Rebell hinter den Ohren und flüstert ihm zu: "Sei schön brav. Ich hole dich gleich morgen früh wieder ab", damit reicht er dem schwarzen Hund ein Stückchen Wurst aus seiner Tasche, nimmt noch eine Tasse heißen Tee zu sich und verabschiedet sich dann endgültig von Rebell.

"Ja, das ist im Herbst schon ziemlich gefährlich, wenn die Blätter von den Bäumen fallen und naß werden. Eine richtige Rutschbahn entsteht dann. Nicht nur im Winter auf Schnee und Eis rutschen die Menschen und wie man sieht auch die Tiere aus", meint der Tierarzt.

Der kleine Nachtwächter nickt und verabschiedet sich. Draußen im Sturm und Regen merkt er dann, wie schnell er sich an seinen neuen Weggefährten gewöhnt hat und wie er ihn jetzt bereits vermißt.

2. November 2010

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