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GUTE-NACHT/3316: Der einsame Pantoffel träumt vom Weihnachtsbaum (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


"Nur noch zehn Tage bis Heilig Abend", stellt Oma Erna fest, als sie aus dem Adventskalender das heutige Leckerlie für Mops Bello holt. Bello hat sich schnell an dieses tägliche Ritual gewöhnt. "Was machen wir bloß, wenn die Adventszeit vorbei ist?", scherzt Oma Erna, "und was steht überhaupt heute auf dem Vorbereitungsplan für unser Weihnachtsfest?" In der Küche an der Wand hängt ein Zettel, auf dem alles notiert steht, was noch zu erledigen ist. Oma Erna geht die Liste durch. "Stimmt, den Weihnachtsbaum dürfen wir nicht vergessen."

"Und Weihnachtssterne sollen wieder auf allen Fensterbänken stehen", hört Oma Erna Opa sagen. "Gut, dann nutzen wir den Spaziergang auch diese zu besorgen", sagt Oma zu Bello und zieht sich an.

Zu Fuß ist es nicht weit bis zum nächsten Blumenladen. Hier kann Oma Erna besorgen, was sie braucht. Auf dem Hinweg hat es sich Bello in dem kleinen Handwagen gemütlich gemacht, auf dem Rückweg wird auch Bello laufen müssen.

Im Laden warten Oma und Bello erst einmal bis sie an der Reihe sind. Das Warten wird Bello bald langweilig und er knabbert an dem verklumpten Schee an seinen Pfoten herum. Oma Erna dagegen kann einer Unterhaltung lauschen, die die Verkäuferin mit einer Kundin führt. Dabei geht es um das Alter der Weihnachtsbäume. "Die gibt es doch schon ewig!", verkündet die Kundin. Doch die Verkäuferin ist da anderer Meinung. Damit das Gespräch aber nicht zu einem Streit ausartet, gibt die Verkäuferin bald nach.

Neugierig geworden, schlägt Oma Erna zuhause ein Buch über Weihnachtsbräuche auf und erfährt darin Genaueres. Sie setzt sich in ihren Sessel ans Fenster und liest laut vor. Bello kuschelt mit seinem Pantoffel im Nebensessel und sieht sehr interessiert aus ...

Der Weihnachtsbaum - schmückender Begleiter
vom Weihnachtsfest bis zum 06. Januar

Wer kennt ihn nicht, den schmückenden Begleiter vom Weihnachtsfest bis zum Tag der Heiligen Drei Könige? Richtig, wir meinen den Weihnachtsbaum, auch oft "der schönste Baum des Jahres" genannt. Sicher habt auch ihr einen Tannenbaum zuhause stehen, festlich geschmückt mit Kerzen, Kugeln, goldenen Nüssen oder Weihnachtsbehang aus Holz oder Zuckerwerk - je nach Vorliebe und Phantasie.

Doch seit wann gibt es diese Sitte eigentlich, sich einen Tannenbaum aus dem Wald zu holen oder ihn von einem Händler zu kaufen und ihn mitten in der Stube oder einem anderen geeigneten Platz im Hause aufzustellen? Nun, so lange noch nicht.

Erstmalig wurde im Jahre 1605 von dieser Sitte berichtet. Die ersten Tannenbäume standen zu Feiern und Festen in Zunft- und Patrizierhäusern (Häusern der Handwerksvereinigungen und der reicher Kaufleute) und in Spitälern (Krankenhäusern), reichlich behängt mit Naschwerk. Die Süßigkeiten der Prachtbäume durften später von den Kindern geplündert werden.

Schön waren auch die Bäumchen aus Kirschzweigen, an denen kunstvolles Backwerk wie Engel, Puppen, Tiere (alles aus Zucker), vergoldetes Obst und Nüsse hingen. Doch durfte erst am Tag der Heiligen Drei Könige, also erst am 6. Januar, der eßbare süße Baumschmuck abgenascht werden.

Solch teuer behängte Bäumchen konnten sich natürlich nur reiche Leute leisten. Daher finden wir den Weihnachstsbaum auch zuerst in den europäischen Fürstenhäusern. Aber im 19. Jahrhundert, als auf den Weihnachts- und Christkindlmärkten Weihnachtsbäume bzw. "Christbäume" verkauft wurden, eroberte der Weihnachtsbaum nun alle Familienstuben in Stadt und Land.

Seitdem freuen sich nicht nur die Kinder, sondern auch die großen Leute an seinem strahlenden, festlichen Glanz und betrachten ihn als den Hauptschmuck des Weihnachtsfestes und schönsten Begleiter bis zum Tag der Heiligen Drei Könige.

Oma Erna klappt das Buch zu. "Komm Bello, es wird Zeit, schlafen zu gehen." An der Stubentür dreht sich Oma Erna noch einmal um und wünscht eine: "Gute Nacht!"

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Advent 2010