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GUTE-NACHT/3343: Pinguin, Wuffy und Bär kommen als Blinde Passagiere mit (SB)


Gute Nacht Geschichten von Pinguin



"Brrrrrrrrrrrrrr ...", der Wecker klingelt.

Aber anstelle eines Stehaufmännchens, das aus dem Bett springt, verkriecht sich das Mädchen tiefer unter die Bettdecke. Da wird der Wecker mit folgenden Worten zum Schweigen gebracht: "Das Klingeln ist ja nicht zum Aushalten. Das höre ich bis in die Küche. Aufstehen, Mia. Es wird Zeit für den Kindergarten."

Nachdem nun der Wecker Mia nicht mehr in den Ohren weh tun kann, setzt sie sich hoch. "Also ab ins Bad", ordnet Mama an. "Okay!", willigt Mia ein und trippelt los. Mama kehrt zurück in die Küche, Frühstück zubereiten.

"Pinky, Bär! Wo seid ihr? Und wo bin ich?", ruft Wuffy aus seinem Versteck heraus. "Keine Panik! Wir kommen", beantwortet Pinguin Wuffys Rufen. "Du steckst im Mantel. Hast du das vergessen?", erklärt Bär. Bär und Pinguin überqueren nun so schnell sie können das Bett, und jeder der beiden versucht durch die rechte beziehungsweise die linke Seitentasche in das angenähte Mantelfutter zu gelangen. Pinguin ist zu ungeschickt, daß ihm Bär hilft und ihn ein bißchen nachschiebt. Aber auch Bär hat seine Mühe in das Innere zu gelangen. Pinguin und Wuffy ziehen nun von innen jeweils an einer Pfote, damit es gelingt.

Genau zur richtigen Zeit ist auch Bär im Mantel angelangt. Denn schon kommt Mia bereits aus dem Badezimmer zurück. Mama ruft erneut: "Beeil dich! Du wirst wohl keine Zeit mehr haben, etwas zu essen." - "Ich habe sowieso gerade die Zähne geputzt", entgegnet Mia. Dann zieht sie sich an. Den Mantel streift sie zum Schluß über. Sie wundert sich, warum er auf dem Bett liegt, hatte sie ihn doch gestern über die Stuhllehne gehängt. "Und warum ist er heute so schwer?", wundert sie sich weiter. "Irgendwas steckt in den Taschen!", erkennt sie. Doch da bleibt keine Zeit, nachzusehen. Denn Mama steht schon in der Tür. "Wir müssen los! Komm!" - "Das ist doch nicht so schlimm, wenn ich ein bißchen später komme!", versucht Mia ihre Mutter zu beruhigen. Schließlich kommen die Freunde im Kindergarten wirklich nicht alle zur gleichen Zeit an. "Mag sein", meint Mama, "aber ich habe einen Termin beim Zahnarzt. Da muß ich pünktlich sein, sonst warte ich später um so länger."

Mama bringt Mia nur kurz an die Eingangstür des Kindergartens, dann verabschiedet sie sich. Mia geht traurig hinein. "Warum hat Mama bloß immer so wenig Zeit!" Mia ist bei ihrem Kleiderhaken angelangt und zieht sich den Mantel aus. Dabei fällt ihr wieder auf, wie schwer er ist. Doch sie kommt nicht dazu, nachzusehen, was in den Taschen steckt. Denn schon sind zwei weitere Kinder in den Flur getreten und stürmen auf Mia los. "Freunde gehen vor, der blöde Mantel kann warten!", denkt sich Mia.


Den ganzen Vormittag trauen sich die drei Tiere nicht aus ihrem Versteck. Ein bißchen können sie beobachten, was da im Kindergarten vor sich geht. Pinguin lugt aus der einen Tasche, Bär aus der anderen und Wuffy meint, daß er durch den Futterstoff sehen kann. Dabei ist sein Sichtfeld doch sehr eingeschränkt und ihm zeigen sich bloß ab und zu wie durch einen Schleier ein paar Füße - in Patschen oder Schuhen steckend -, die auf dem Flurboden vorbeiziehen.

Im Kindergarten ist Lärm und Geschrei, Singen und Vorlesen. Erst gegen zwölf Uhr wird es ruhiger, denn da sollen die Kleinen einen Mittagsschlaf halten. Auch die Großen ziehen sich zurück. Die einen bleiben bei den Kindern, die anderen ziehen sich zum Abwaschen in die Küche oder zum Bearbeiten der Papiere in das Büro zurück.

"Das ist unsere Gelegenheit!", erklärt Bär und versucht, aus dem Mantel wieder heraus zu steigen. Doch rein zu gelangen war wesentlich einfacher. Da hat Wuffy eine Idee. Er hatte sowieso nach und nach den Futterstoff ein wenig vom Mantel getrennt, damit er besser hinausschauen konnte und nicht mehr alles bloß durch einen dunklen Schleier sehen mußte. Jetzt knabbert er die Nähfäden weiter durch und ein Loch im Saum entsteht, durch das alle nacheinander hindurchpassen.

Pinguin läßt sich als erster aus dem Saumloch herausplumpsen. "Endlich frische Luft!", stellt er fest. Hinter einem paar Stiefel an der Wand versteckt er sich, bis seine Freunde ebenfalls erscheinen. Der nächste ist Bär und der letzte Wuffy. "Wohin gehen wir?", fragt Pinguin. "In das Zimmer der Kinder!", schlägt Bär vor. "Aber leise!", meint Wuffy, "wir wollen sie ja nicht aufwecken." Wuffy ist immer sehr ängstlich, das verbirgt er hinter seiner Vorsicht.

In dem Liegeraum der Kinder sind die Fenster abgedunkelt. "Wir brauchen ein gutes Versteck!", flüstert Bär. Wuffy schnüffelt herum und findet eins. Im Zimmer steht ein Schrank, dessen Tür nur leicht angelehnt ist. Darin befinden sich Decken. Die drei klettern sogleich in das oberste Fach und warten. Es dauert eine lange Zeit, bis die Kinder wieder aufwachen. Aber da unsere drei Helden doch noch von der vergangenen Nacht sehr müde sind, bemerken sie gar nicht, daß sie einschlafen.

Da die Kinder gelernt haben, in dem Schlafraum stets sehr leise zu sein, bekommen Bär, Pinguin und Wuffy gar nicht mit, wie sie das Zimmer wieder verlassen und wie die Stunden verstreichen. Erst am Abend, wenn längst keiner mehr im Kindergarten weilt, werden sie erwachen. Doch das ist eine andere Geschichte.

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24. Januar 2011