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GUTE-NACHT/3390: Der kleine Nachtwächter findet einen Berg (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Am frühen Abend geht es wieder los. Der kleine Nachtwächter nimmt seine Laterne und die Taschenlampe. Seinen Hund Rebell braucht er gar nicht mehr zu rufen. Der Vierbeiner hält sich stets an der Wohnungstür bereit, wenn er mitbekommt, daß Herrchen gleich zur Arbeit geht.

Die beiden schlendern die Straße entlang. Da es Sommer ist und noch recht hell, braucht die Laterne noch nicht angezündet zu werden. Die langen Abende locken auch die Kinder noch einmal nach dem Abendbrot hinaus. Auch auf dem Ponyhof ist das der Fall. Der kleine Nachtwächter hört die Kinder schon von weitem singen und sich gegenseitig rufen.

Als er endlich einen Blick auf den Hof werfen kann, sieht er einen riesigen Sandberg dort liegen. "Der war doch gestern noch gar nicht hier? Daran könnte ich mich wohl erinnern?", grübelt der kleine Nachtwächter.

Nun sieht er die Kinder ein großes Loch in den Sandberg buddeln. "Was die wohl vorhaben?", überlegt er. Aber er sagt nichts und geht weiter. "Was man mit Sand nicht alles anfangen kann", denkt er. "Burgen am Strand bauen, in die dann Muscheln gesteckt werden können; Sandkuchen backen in den unterschiedlichsten Größen und Formen; Straßen anlegen, die in Serpentinen den Sandberg entlang laufen, und auf denen kleine Autos und Spielzeugbagger fahren können; sich Sand über die Hand und die Beine rieseln lassen, denn das kitzelt; oder eine Höhle für Spielzeugtiere erschaffen; ja, es gibt noch so vieles, was mit Sand möglich ist", stellt der kleine Nachtwächter fest.

Dann sieht er wieder das riesige Loch am Fuße des Sandbergs vor seinen Augen, und es läßt ihm keine Ruhe. Es sah nicht aus wie eine Höhle für Spieltiere. Das Loch war schon viel zu groß, so als wollten die Kinder für sich selbst eine Höhle in den Berg buddeln. "Aber das geht nicht gut!", empört sich der kleine Nachtwächter, "der Sand kann ins Rutschen geraten und die Kinder in ihrer Höhle verschütten. Das muß ich verhindern."

Der kleine Nachtwächter kehrt um und läuft zurück zum Ponyhof. Immer schneller werden seine Schritte, Rebell wundert sich und folgt. Am Ponyhof angekommen, sieht der kleine Nachtwächter, wie die Kinder etwas in das große Loch hineinschieben. Aufgeregt tritt er näher.

Die Kinder haben den kleinen Nachtwächter und Rebell kommen gehört und drehen sich zu ihnen um. Jetzt ist die Sicht auf den Sandberg und das Loch am Fuße frei. Der kleine Nachtwächter atmet auf. Die Kinder haben eine Garage für ihren Minitrecker gebaut und diesen da hinein geschoben. Da ertönt ein Ruf. "Wir müssen jetzt rein und ins Bett!", sagt das größere Mädchen. "Schade", finden die beiden Jungs, "aber morgen spielen wir weiter und graben die Garage noch tiefer aus!"

Da kann der kleine Nachtwächter nicht an sich halten und sagt: "Ihr dürft das Loch nicht noch tiefer graben, denn dann könnte der Sand nachgeben und einsacken. Und ihr dürft auf keinen Fall selber in eine solche Sandhöhle hineinkriechen. Ihr könntet verschüttet werden und niemand ist da, der euch schnell wieder herauszieht. Ihr würdet unter dem Sand ersticken. Die Kinder bekommen angsterfüllte Augen und die Vorstellung daran, was passieren könnte, läßt bei ihnen eine Gänsehaut erstehen. Sie versprechen dem kleinen Nachtwächter, nichts dergleichen zu unternehmen. "Morgen kommt sowieso der Bagger mit der Schaufel und schiebt alles glatt", entgegnet das Mädchen. Da ist der kleine Nachtwächter beruhigt. "Versprochen ist versprochen", sagt er noch. Und während die Kinder zum Haus laufen, zündet der kleine Nachtwächter jetzt doch seine Laterne an.

Sandberg mit Höhle - © 2011 by Schattenblick

zum 17. Mai 2011