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GUTE-NACHT/3442: Knopf und Knöpfchen verstauen den schwarzen Faden (SB)




K N O P F   &   K N Ö P F C H E N

verstauen den schwarzen Faden


Die beiden letzten Tage waren vergangen, ohne daß sich der Deckel der Knopfkiste geöffnet hatte. Knöpfchen war richtig ungeduldig geworden. Wie konnte das angehen? Sonst öffnete sich der Deckel jeden Tag gleich mehrmals oder blieb sogar einige Tage hintereinander offen stehen. Aber jetzt wo die zwei Knöpfe und das Auge losziehen wollten, geschah einfach nicht. Der Deckel der Knopfkiste öffnete sich einfach nicht mehr. War das ein schlechtes Omen?

Auge sah es als ein solches an. Er glaubte, er habe sich einfach zu sehr darauf gefreut, den alten Teddy wiederzusehen. Nun würde es wohl doch nicht klappen. Knopf ließ sich als einziger nicht beirren: "Klappt es heute nicht, klappt es sicher morgen, übermorgen aber ganz bestimmt."

Auf diese Weise blieb ihnen einfach genug Zeit, sich das ganze bevorstehende Abenteuer noch einmal durch den Knopf gehen zu lassen, zu prüfen, ob sie an alles gedacht hatten und zu überlegen, ob ihnen vielleicht für die Reise noch etwas fehlte.

Das Warten hatte sich dann auch gelohnt. Am zweiten Tag, an dem der Deckel sich nicht öffnete, war Knopf auf die Idee gekommen, ein Seil mitzunehmen. Er brauchte nicht lange in der Kiste herumsuchen. Schnell fand er, was seine Knopflöcher begehrten. Auf einer Rolle war Zwirn aufgewickelt. Dieser schwarze Faden ließ sich vor allem nicht so leicht zerreißen.

Den Faden wickelte Knopf ab und schob ihn sich durch seine Knopflöcher hindurch. Anfangs kam er damit gut allein zurecht. Als die Löcher aber durch die mehrfachen Lagen Zwirn immer enger wurden, halfen ihm Auge und Knöpfchen eine schöne Menge von dem schwarzen festen Faden durch seine Löcher zu stecken. Knopf sah richtig vollgefuttert aus. Doch da Knöpfe kein Problem mit dem Schlanksein oder mit dem Dicksein haben, freute sich Knopf nur darüber, daß sie jetzt zwar keinen roten Faden, doch aber einen schwarzen als eventuellen Retter in der Not dabei haben würden. Den roten Faden ihrer Reise mußten sie einfach selber spinnen. Doch wie ein altes Knopfsprichwort schon sagt, "meistens kommt es anders als knopf rollt", so ahnten Knopf, Knöpfchen und Auge nichts von all dem, was bald schon auf sie zukommen würde. Und das sollte schon sehr, sehr bald sein.

Dieser Tag ging nun zu Ende. Die Lichtblitze waren wieder unter den Wünschen des Diamanten aus der Kiste verschwunden, und alle Knöpfe kuschelten sich - so gut es harten Knöpfen eben möglich ist - an die mit Stoff schön weich gepolsterten Knöpfe an. Auch an diesem Abend konnten die drei zukünftigen Abenteurer noch einmal den anderen Knöpfen in der Knopfkiste etwas wünschen, nämlich eine: "Gute Nacht."

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 31. Juli 2011