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GUTE-NACHT/3467: Der kleine Nachtwächter am Teich (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter am Teich



Gestern noch in der Kade der beiden alten Leute, sind der kleine Nachtwächter und sein Hund Rebell heute wieder unterwegs. Sie durchqueren eine Gegend, in der sie sich nicht auskennen. Aber es gibt ja Landkarten, Straßenschilder und zuguterletzt kann der kleine Nachtwächter am Tage auch nach dem Weg fragen. Die grobe Richtung, wohin es geht, haben ihm die beiden freundlichen, alten Leute gezeigt.

Den Rucksack auf den Rücken geschnallt und die Laterne in der Hand geht es voran. Rebell läuft nebenher und schnüffelt wie üblich an jedem Pfosten, jedem Busch und jeder weggeworfenen Abfalltüte.

"Weißt du Rebell, hier auf der Landstraße ist mächtig was los. Der ganze Verkehr und kein Weg für Fußgänger oder Radfahrer, den wir benutzen können, und dazu noch der ganze Müll, den die Leute einfach so wegwerfen. Vielleicht sollten wir einen Seitenweg einschlagen."

Also hält der kleine Nachtwächter Ausschau nach einem solchen Weg und findet ihn auch alsbald. Kaum den Weg eingeschlagen, schnüffelt Rebell schon wieder an einer Papiertüte, die ohne Skrupel einfach aus einem Wagen während der Fahrt hinaus befördert wurde und hier am Anfang des kleinen Weges zum Liegen kam. "Laß das, Rebell", schimpft der kleine Nachtwächter und zieht seinen Hund an der Leine von der Tüte fort.

Je weiter die beiden in dem Seitenweg voran kommen, um so ruhiger wird es. Auch Müll liegt nicht mehr verstreut herum. Am Wegesrand wachsen Brombeeren. Der kleine Nachtwächter pflückt sich eine und befindet sie für gut. Er pflückt sich aber nur die Beeren, die ganz oben am Strauch wachsen. "Man kann ja nicht wissen, was hier unten so alles vorbeistreicht", meint er und reicht seinem Hund auch eine Beere von ganz oben. Rebell frißt sie und wartet auf mehr.

"Komm, weiter geht es", fordert der kleine Nachtwächter ihn auf. Das Grün ringsum wird üppiger. Doch ein Trampelpfad ist zu erkennen. Dem folgen die beiden und erreichen bald, hinter einer großen Hecke versteckt, einen See mit einer Insel darin. Darauf scheinen Enten zu wohnen.

Rebell stolziert sofort in den See hinein, wagt sich aber nur so weit vor, daß er noch stehen kann. Der kleine Nachtwächter wirft ein Stöckchen weiter auf den See hinaus. Rebell springt hinterher, aber er bleibt immer noch vorsichtig und behält den weichen Boden unter seinen Füßen. "Du könntest eine Runde schwimmen!", schlägt der kleine Nachtwächter vor, ist aber dann doch ganz froh, daß Rebell kein Draufgänger ist. "Womöglich kannst du gar nicht schwimmen? Schließlich können das auch nicht alle Menschen, ohne es zu lernen."

Jetzt verspürt der kleine Nachtwächter Hunger. "Hier ist ein guter Platz, um die Nacht über zu bleiben", stellt er fest und bereitet ein Picknick; leckere alte Wurst, ein Leib Brot und gekochte Eier, dazu noch eine Flasche Bananenmilch. Alles liebevoll eingepackt von der alten Frau aus der Kade. Zum Glück war es heute nicht besonders heiß, sodaß die Milch nicht sauer geworden ist.

Nach dem Mahl breitet der kleine Nachtwächter eine Plane aus, legt sich mit Rebell darauf und deckt sie beide mit einer Decke zu. Der Sand unter ihnen ist ein annehmbarer Matratzenersatz. "Schlaf gut", wünscht der kleine Nachtwächter seinem Hund und ist bald selbst eingeschlafen.


Früh am anderen Morgen wacht der kleine Nachtwächter durch die Feuchtigkeit und die Kühle des Morgens auf. Rebell ist auch schon wach, hat sich aber nicht von der Seite des kleinen Nachtwächters fort bewegt. "Ein Spaziergang wird uns gut tun und uns aufwärmen." Nachdem der kleine Nachtwächter die Decke und die Plane verstaut hat, geht es weiter, den See entlang.

Nach einer Weile meint der kleine Nachtwächter die Gegend wohl doch schon einmal besucht zu haben. Sie kommt ihm sehr bekannt vor. Doch nicht lange, da stöhnt er auf: "Rebell, wir sind im Kreis gelaufen, im Kreis um den See. Sieh, da ist der Weg zurück zur Straße. Ich glaube, wir müssen dort weiter unser Glück versuchen, an der dreckigen, verkehrsreichen Straße, wo es hier doch so schön verwunschen und vor allem ohne Müllberge ist."

An der Straße angelangt, dreht der kleine Nachtwächter sich noch einmal um in Richtung See. Da entdeckt er ein Schild, das er gestern gar nicht wahrgenommen hatte. "Betreten verboten!", steht da in sonnenausgebleichter Schrift zu lesen. "Kein Wunder, daß es an dem verwunschen gelegenen See so schön war", stöhnt der kleine Nachtwächter leise auf, während Rebell sich schon wieder einer fortgeworfenen Mülltüte widmet.

Gute Nacht

Buntstiftzeichnung: Copyright 2011 by Schattenblick

zum 1. September 2011