Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3533: Eine außergewöhnliche Bande - Teil  8 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



"Danke, daß ihr meinen Badelatschenfreund aus dem Korb befreit habt", sagt der eine Latschen. Der andere schmollt noch ein wenig. Zwar scheint ihm das Pflaster aus Bonbonpapier ganz gut zu tun. Doch wie unsanft er aus dem Korb getreten wurde, mag der Badelatschen den Stiefeln nicht verzeihen. "Bestimmt hätte es auch eine sanftere Methode zu meiner Rettung gegeben", versucht der betroffene Badelatschen den goldenen Damenschuhen zu erläutern.

Merkwürdig, daß sich gerade die Badelatschen mit den goldenen Damenschuhen so gut verstehen. Doch vielleicht liegt es daran, daß beide etwas nörgelig sind. Langsam geht die Nacht ihrem Ende zu. Die Schuhparade hat inzwischen in dieser Nacht schon einiges mitgemacht. Erst das Zusammenfinden aller Schuhe, dann der Treff unter dem Holunderbusch und das Ausschauhalten der Wanderschuhe, die dann die durchlöcherten Herrenschuhe mitbrachten; der Entschluß, die verlorengegangenen Herrenschuhe zu suchen, der Vorschlag ins Obdachlosenheim zu ziehen und nun zum Schluß, die Rettung des einen Badelatschens. Das sind doch eine Menge Erlebnisse für diese Nacht.

Alle Schuhe sind erschöpft. Plötzlich geht die Straßenlaterne aus. "Was ist das?", fragen sich die Schuhe. Die Antwort darauf kennt nur das durchlöcherte Herrenschuhpaar. Schließlich verbrachten sie fast ihr ganzes Leben auf der Straße. "Nachts gehen immer irgendwann die Laternen aus. In Städten später, in kleineren Ortschaften schon früher. Nämlich, wenn die meisten Menschen schlafen gegangen sind. "Dann ist auf den Straßen keiner mehr da, der Licht benötigt", meinen die Herren von der Ortsverwaltung. Daß es auch noch Menschen gibt, die die ganze Nacht draußen auf der Straße leben, daran denken sie nicht. Doch denen, wie meinem alten Willi, ist es auch ganz recht, wenn die Laternen ausgehen. Dann werden sie nämlich nicht so leicht gesehen. Ihr müßt wissen, Landstreicher und Obdachlose sind nicht gern gesehen. Die anderen Menschen bekommen oft ein schlechtes Gewissen, daß sie denen nicht helfen. Deshalb schauen sie am Tage einfach an ihnen vorbei und helfen ihnen nicht. In der Nacht aber, wenn sie auf der Bank ein kleines Nickerchen machen, dann werden sie leicht von der Polizei aufgegriffen und mitgenommen." - "Ist euch das auch schon einmal passiert?", fragen die Stiefel. "Viele Male", erinnern sich Willis Schuhe.

"Aber, was machen wir jetzt?", fragen die Sandalen. "Ins Obdachlosenheim schaffen wir es heute Nacht nicht mehr", da sind sich die durchlöcherten Herrenschuhe sicher. "Dann brauchen wir ein Versteck", sagen die Stiefel. Jetzt wissen die Badelatschen einen heißen Tip. "Hier hinter dem kleinen Hügel. Da ist ein ganz versteckter Platz. Da kommen nur wenige Kinder zum Spielen hin, und die interessieren sich nicht für uns Schuhe. Wir können dort getrost bis zur nächsten Nacht bleiben." Alle Schuhe sind einverstanden. Sie wollen jetzt endlich einen Schlafplatz finden. Der Platz hinter dem Hügel ist dafür hervorragend geeignet. Hier gibt es sogar eine Matraze, auf der alle einen Platz zum Schlafen finden. Nur die Stiefel wollen Wache halten und wünschen allen anderen eine:

Gute Nacht




zum 2. März 2012