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GUTE-NACHT/3577: Der kleine Nachtwächter vor dem Rapsteppich (SB)


Der kleine Nachtwächter vor dem Rapsteppich

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Von einem Niesen erwacht der kleine Nachtwächter. Rebell schüttelt sich. "Das gerade warst wohl du?", meint sein Herrchen, erhebt sich, gähnt und streckt sich. In seinem Nachthemd tritt er an das offene Fenster heran.

Ein angenehmer Duft steigt ihm in die Nase. Es kitzelt ihn und schon beginnt auch er zu niesen. Dann schweift sein Blick über die Wiesen und Felder unten vor der Burg. Als ob ein Riese dort gelbe Teppiche ausgebreitet hätte, liegen die blühenden Rapsfelder da. Wie herrlich sie duften, bis hinauf in die Burg.

Der kleine Nachtwächter gähnt noch einmal. Rebell folgt seinem Beispiel und gähnt ebenfalls. Das ist auch kein Wunder, denn Gähnen steckt an.

"Wir sind wohl beide noch mächtig müde", stellt der kleine Nachtwächter fest, und schlägt vor, "am besten wir legen uns dort unten auf einen der gelben Teppiche in die Abendsonne. Da können wir herrlich weiterträumen und mit dem Teppich durch die Lüfte segeln wie in 'Tausendundeine Nacht'."

Rebell wufft, als wollte er vermelden: "Das ist ein famoser Vorschlag!" Eigentlich aber fordert er den kleinen Nachtwächter auf: "Komm in die Küche, ich habe Hunger und danach auf in die lange Nacht. Im Dorf wartet meine Freundin. Ihr Geruch steigt mir bis hier herauf in die Nase. Ich kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen." Und schon ist er in Richtung Küche unterwegs. Der kleine Nachtwächter folgt ihm.

Kurz darauf nimmt er seine Laterne und die Taschenlampe, die er beide weder entzünden noch anzuknipsen braucht, denn um diese Stunde ist es noch immer hell dort draußen. Langsam schlendern er und Rebell in Richtung Dorf und zu dem nächsten Rapsfeld hin. Das strahlend leuchtende Gelb zeigt jetzt aus einer anderen Perspektive einen leicht grünlichen Hauch. Das sind die Blätter und Stengel die unter den Blüten durchschimmern. Je näher der kleine Nachtwächter dem Rapsfeld kommt, um so weniger gleicht es einem Teppich. Es ist nicht einmal so weich wie ein kurzer Rasen.

"Sich hier in das Rapsfeld hinein zu legen ist keine gute Idee", stellt der kleine Nachtwächter fest, als er die harte Erdkruste mit all den Erdklumpen und Steinen sieht. "Aber zum Schlafen ist jetzt sowieso keine Zeit. Laß uns weiter ins Dorf gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen." Das braucht der kleine Nachtwächter Rebell nicht zweimal zu sagen.

Gute Nacht



zum 19. Mai 2012