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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/012: Peter Iljitsch Tschaikowsky. Sein Leben (SB)


P J O T R   I L J I T S C H   T S C H A I K O W S K Y

Teil 1

Sein Leben



Was denkt ihr, wo ist das Land der Zwiebeltürme? Von dort stammt auch Pjotr Iljitsch Tschaikowky, der nächste Komponist, von dem ich euch erzählen werde. Bei uns in Deutschland wird er Peter Tschaikowsky genannt. Er kommt aus Wotkinsk in Rußland, tief im Innern des Landes, wo sich das Uralgebirge erstreckt. Am besten schaut ihr euch das einmal auf einer richtigen Landkarte an.

In Wotkinsk, tief im Innern Rußlands, wurde Peter im Mai 1840 geboren. Er war durch und durch Russe und hat sein Land sehr geliebt, was man genau merken kann, wenn man seine Musik hört - aber davon später.

Von vielen Musikern wissen wir, daß sie bereits als Kind starke Neigungen zur Musik zeigten und auch schon Instrumente spielen konnten. Von Peter erzählt man, er habe im Alter von vier Jahren stundenlang dem Opernprogramm des Orchestrions gelauscht (der damaligen Möglichkeit, Musik abzuspielen, ähnlich zu benutzen wie später das Grammophon) und habe danach mit zwei Fingern am Klavier versucht, die gehörten Stücke nachzuspielen. Da Peter jedoch die meiste Zeit des Tages mit seinem französischen Kindermädchen (seine Mutter war französischer Abstammung) verbrachte und diese nicht sehr interessiert an Musik war, fiel Peters Neigung nicht auf. Seine Eltern fanden ihn sogar einfach zu klein, um ihn ein Instrument erlernen zu lassen. Statt dessen sprach der kleine Peter dann mit sechs Jahren fließend französisch und dichtete. Es waren Gedichte, in denen er seine Liebe zu Rußland zum Ausdruck brachte. Zum Musiker wurde er erst viel später.

Statt die ersehnte Musikausbildung machen zu können, besuchte er mit zehn Jahren auf Wunsch seiner Eltern, eine `Schule für Rechtswissenschaften'. Peter, der sehr an seiner Familie hing, litt unter der Trennung durch den Schulbesuch in St. Petersburg, auch wenn seine Mitschüler ihn gern zu mögen schienen. Seine Vorliebe, sich ans Klavier zu setzen und Koloraturarien (eine Melodie, die der Sänger selbst ausschmückt) zu singen, wenn er sich unbeobachtet meinte, fanden sie jedoch etwas seltsam. Auch an dieser Schule erkannte niemand sein Talent und seine Liebe zur Musik.

Obwohl Peter immer davon träumte und fest überzeugt war, daß er einmal ein Komponist werden würde, beendete er tatsächlich sein Studium an der Justizakademie. Zunächst arbeitete er erst einmal als Sekretär im Finanzministerium, bis er sich im Alter von 21 Jahren endgültig entschloß, trotz seines für einen Musiker schon fortgeschrittenen Alters im neu gegründeten Konservatorium (Schule, die Musiker ausbildet) von St. Petersburg, Komposition und Harmonielehre zu studieren. Mit 25 Jahren schloß er dieses Studium ab und ging nach Moskau, wo er am dortigen Konservatorium eine Stelle als Lehrer für Musiktheorie angeboten bekommen hatte.

Peter war von klein auf ein unruhiger Geist, der nie die Erfüllung dessen fand, wonach er sich sehnte. Als seine Mutter 1854 starb, war das ein erschütterndes Ereignis für ihn. Er hing sehr an seiner Familie und besuchte immer wieder seine Schwester Sascha und deren Kinder. Selbst gründete er keine Familie. Er reiste viel, zum Beispiel nach Italien, Frankreich und Deutschland. Aber kaum hatte es ihn dorthin gezogen, plagte ihn schon das Heimweh nach Rußland. War er in Rußland, wollte er bald wieder verreisen.

Obwohl er eigentlich keine Geldsorgen hätte haben müssen, er verdiente genug, gab er doch viel für das Reisen aus, oder er verschenkte sein Geld einfach, so daß er immer wieder in Engen geriet. 1876 lernte Peter die reiche Witwe Nadjeschka (Nadescha) Filaretowna von Meck kennen, die, begeistert von Peters Werken, ihm den Auftrag für eine Komposition erteilte und diese sehr gut bezahlte. Daraufhin begann ein lebhafter Briefkontakt. Sowohl Peter als auch Nadescha von Meck wußten, daß eine solche Freundschaft zwischen ihnen nur aufrecht zu erhalten war, wenn sie sich niemals wirklich begegneten. Nadescha unterstützte Peter von da an finanziell, und so hatte er in dieser Hinsicht keine Sorgen mehr. Am Ende ihrer Freundschaft hatten die beiden sich 1300 vertrauliche Briefe geschrieben und vieles, was wir heute über Peter Tschaikowski wissen, stammt aus diesem Briefwechsel.

Auch wenn diese Freundschaft für Peter sehr wichtig war, so schien ihm doch eine enge Beziehung zu fehlen. In der Gesellschaft von damals war es verpönt, daß ein Mann einen anderen liebt. Peter hatte diese Neigung. Er hoffte, dem Geschwätz der Gesellschaft entgehen zu können, indem er heiratete. So ging er eine Ehe mit Antonia Iwanowna Miljukowa ein. Das ganze endete dramatisch, weil Peter ihre so dichte Anwesenheit nicht ertragen konnte. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch, reiste schleunigst von dannen und wurde später auch wieder geschieden.

Der Wunsch nach einer engen Freundschaft und vielleicht auch nach einer Familie, der sich für ihn nie erfüllen würde, und die Notwendigkeit seine Neigung geheim zu halten, um nicht in Verruf zu geraten, warfen sein Leben lang dunkle Schatten auf sein Dasein. Man weiß nicht sicher, ob Peter Tschaikowski im Alter von 53 Jahren absichtlich mit Cholerabakterien verseuchtes Wasser trank und daran starb oder ob sein Tod unwissentlich infolgedessen erfolgte.

14. März 2014