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BUNTE NATUR/0445: Lernen, für die Natur und füreinander einzustehen (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 156 - Juni/Juli 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Ökologisch und sozial
Wo Kinder lernen, für die Natur und füreinander einzustehen - egal woher sie kommen

Von Sabine Fesenmayr


Ich wollte einen Ort schaffen, an dem nachhaltige Entwicklung endlich erlebbar ist", sagt Claudia Günther. Auf einem Gelände, das lange brach lag, hat sie eine außergewöhnliche Bildungsstätte geschaffen, in der sie Kinder und Jugendliche an den Umweltschutz heranführt. "Denn die Natur ist unser bester Lehrer", fügt die Naturschützerin hinzu.

Claudia Günther hat sich der tatkräftigen Umwelterziehung verschrieben. Vor sieben Jahren begann mit der "Naturwerkstatt Gerswalde" ihr ehrgeizigstes Projekt. Als die Diplomgartenbauingenieurin auf das nach der Wende dem Verfall preisgegebene Gelände einer alten Schlossgärtnerei in Gerswalde bei Potsdam stieß, entdeckte sie vieles, was die Herzen von Naturschützern höher schlagen lässt: Laubfrösche, Rotbauchunken, Störche und viele weitere Arten, die es sonst kaum noch zu sehen gibt. Seltene Pflanzenarten hatten das 10.000 Quadratmeter große Areal erobert. Angesichts der üppigen Vielfalt hatte sie die Idee, hier eine Stätte für den Schutz der Natur zu schaffen. Die "Naturwerkstatt" war geboren.


Eigene Ideen gemeinsam umsetzen

Gemeinsam mit jungen Menschen arbeitet Claudia Günther in der Natur. Sie legt auf dem terrassierten Gelände Gemüse- und Kräuterbeete an, pflanzt mit Kindern und Jugendlichen saisonale Nutzpflanzen, Obstbäume und auch Sträucher und Büsche, deren Früchte und Holz vielfältig verwendet werden. Die Jugendlichen gestalten die Naturwerkstatt selbst und setzen eigene, zum Konzept passende Ideen zum Umwelt- und Artenschutz partnerschaftlich um. So entstand zum Beispiel ein Insektenhotel, als im Zuge von Sanierungsarbeiten die einstigen Brutplätze der Insekten wegfielen.

Die Naturwerkstatt von Claudia Günther ist auch ein soziales Projekt. Die rund 3.000 Teilnehmer/-innen der letzten Jahre kommen aus Berlin und dem strukturschwachen Brandenburg, aber auch aus dem ganzen Bundesgebiet und dem östlichen Ausland, um hier Natur hautnah zu erleben und kennen zu lernen. Mit unermüdlichem Engagement wirkt die 45-Jährige der zunehmenden Naturentfremdung entgegen und bietet Umweltbildungsseminare und Kindersommercamps an. Sie motiviert Kinder und Jugendliche aus verschiedenen familiären Hintergründen dazu, sich in der Naturwerkstatt einzubringen und diese stetig weiterzuentwickeln.

Bei den Veranstaltungen müssen sich die Teilnehmer um die Dinge des täglichen Lebens selbst kümmern, wie zum Beispiel das Kochen des selbst angebauten und geernteten Gemüses. Es ist Claudia Günther wichtig, dass die Jugendlichen direkt erfahren, wie vielfältig und schützenswert die Natur ist. Die Förderung sozialer Kompetenzen spielt eine große Rolle, das Füreinander und Miteinander von Kindern aus unterschiedlichen sozialen Schichten wird gestärkt.

Im März erhielt Claudia Günther für ihr außergewöhnliches Engagement einen mit 3.000 Euro dotierten Preis der Umweltstiftung "Fondation Yves Rocher". Die "Trophée de femmes" wird jährlich an Frauen in verschiedenen Ländern verliehen, die Menschen für den Naturschutz motiviert haben. Preise gingen in Deutschland auch an Sandra Altherr aus München und Noemi Stadler-Kaulich aus Freiburg für ihre Waldschutzprojekte in Kamerun und Bolivien.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Gärtnerin Claudia Günther


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 156, Juni/Juli 2010, S. 21
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Telefon: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2010