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TIERE/140: Berberaffen, eine friedliebende Art ... (SB)



Affen in Deutschland? Sind nicht Länder in Asien oder Afrika die typischen Lebensräume dieser Tiere? Aber wie gelangten diese Berberaffen, wie sie genannt werden, hierher?

Sie gehören zur Gattung Makaken und sind die einzigen Primaten, die im nördlichen Afrika, und zwar im Atlasgebirge in Marokko und Algerien, beheimatet sind. Vor langer Zeit wurden einige dieser Tiere nach Gibraltar gebracht, wo sie sich vermehren konnten. Heute leben dort ungefähr 200 Tiere.

Übrigens ist ein auffälliges Merkmal dieser Affen, die zu den Meerkatzenartigen gehören, dass sie keinen Schwanz haben. Ausgestattet sind sie allerdings mit Backentaschen, in denen sie Nahrung "hamstern" können. Ihr bevorzugter Lebensraum ist in Zedern- oder Eichenwäldern. Aber sie kommen auch in felsigen Umgebungen gut zurecht und leben in Wäldern im flachen Land oder selbst noch in Hochlagen bis zu 3300 Metern. Die Witterungsverhältnisse im Winter sind für Berberaffen dank ihres dichten, dicken Winterfells gut zu bewältigen; monatelang können sie beispielsweise in schneebedeckten Regionen im Freien überwintern. All diese Eigenschaften ermöglichen ihnen das Überleben auch in nördlicheren Umgebungen.


Berberaffenweibchen mit einem kleinen Affenkind - Foto: 2014, by Hamza-sia / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

Berberaffenweibchen mit Jungtier
Foto: 2014, by Hamza-sia / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), unverändert, via Wikimedia Commons



Wie die Berberaffen nach Deutschland kamen

Es heißt, dass der Graf Martin Ernst von Schlieffen 1763 eine Affengruppe mitbrachte und sie in den Wäldern seines weitläufigen Gutsgeländes frei ließ. Bald hatten sie sich an ihre neue Umgebung gewöhnt und passten sich problemlos an die vorherrschenden klimatischen Bedingungen an. Sie vermehrten sich und gediehen prächtig. Doch leider lebten sie dort nur bis 1784. Ein tollwütiger Hund infizierte die Tiere und schließlich sah man keine andere Lösung, als die Erkrankten zu töten. Ein Grabstein für 60 dieser Affen erinnert an ihr Leben im Wald von Windhausen. Auch wenn diese Tiere ein trauriges Ende fanden, war doch erwiesen, dass die Berberaffen mit den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen bestens zurechtkommen.


Der Affenberg Salem am Bodensee

Auch heute leben Berberaffen in unserem Land. Viele von ihnen in Zoologischen Gärten oder in richtigen Naturanlagen, wie beispielsweise im Zoopark Erfurt, im Tierpark Neumünster oder im Vogelpark Steinen und im Tierpark Ueckermünde. Wir wollen uns einen Einblick über das Leben der Affen in der Anlage "Affenberg Salem" verschaffen. Dort werden sie von einem Forscherteam genau beobachtet und ihre Verhaltensweisen und ihr Zusammenleben studiert. Das nämlich weist einige Besonderheiten auf.

Ungefähr 200 Berberaffen leben auf dem bewaldeten Gelände frei in mehreren Gruppen, in der jeweils ein Männchen die Rolle des Chefs einnimmt. Auffällig bei dieser Makakenart ist, dass neben dem Gruppenchef auch noch viele andere erwachsene Affenmännchen friedlich miteinander leben. Oft ist es bei Affen nämlich so, dass weitere Männchen nicht mehr geduldet sind und sie die Gruppe verlassen, um selbst eine zu gründen, beziehungsweise im Kampf einen anderen Gruppenchef vertreiben. Hier scheint alles etwas anders zu sein. Diese Affen entwickelten ein Verhalten, dass Freundschaften unter den Tieren ermöglicht, ja sogar erforderlich macht.


Affenfreundschaften

Die Berberaffen lernen schon sehr früh, Freundschaften mit Artgenossen zu knüpfen. Von klein auf tollen sie miteinander, besonders die jungen Männchen messen im Spiel ihre Kräfte. Wichtig ist jedoch, dass sie sich währenddessen immer wieder zu verstehen geben, dass es sich um ein spielerisches Herumtollen und Kräftemessen handelt. Sie blicken sich, sollte es einmal etwas gröber zugehen, mit ihrem sogenannten "Spielgesicht" an, das dem Partner deutlich zeigt, dass sie keine feindlichen Absichten hegen. Ganz im Gegenteil suchen sie sich schon sehr frühe enge Freunde, was unter anderem durch intensives gegenseitiges Lausen erkennbar wird. Das Lausen und die Fellpflege spielen bei diesen Affen eine große Rolle und werden gern betrieben. Sie dienen nicht nur der Sauberkeit, sondern tragen zur Entspannung und zum Wohlgefühl bei. Es wurde beobachtet, dass jene Tiere, die eine besondere Bindung zueinander entwickelt haben, sich recht häufig Lausen.

Die Forscher beobachteten und schlussfolgerten, dass bei den Berberaffen dasjenige Männchen die besten Aussichten hat, einmal die Rolle eines Gruppenchefs zu übernehmen, das besonders beliebt ist, also besonders viele Freunde hat. Sicherlich spielen auch Stärke, Alter, Erfahrung und Schlauheit eine Rolle, um eine Affengruppe leiten zu können. Es herrschen allerdings verschiedene Ansichten darüber vor, wie ein solcher Kampf um den Posten des Chefs aussieht. An dieser Stelle wollen wir allerdings nicht auf die unterschiedlichen Ausdeutungen von Affenverhalten eingehen.

Denn wie dem auch sei, es ist gut vorstellbar, dass sich dieses friedliche Zusammenleben für die freilebenden Berberaffen als vorteilhaft erwiesen hat, wenn es darum ging, sich gegen Feinde zur Wehr zu setzen. Als geschlossene Gruppe mit vielen Männchen sind sie sicherlich besser in der Lage, ihre Widersacher zu vertreiben. Damit hat ihr Streben nach Freundschaften nicht nur den Zweck, einmal Boss zu werden, sondern kann als sinnvolles Verhalten zum Schutz und zur Verteidigung der gesamten Affengruppe gesehen werden.


Im Hintergrund ist das Meer, lässig hockt der Affe auf dem Stein und blickt in die Ferne - Foto: 2008, by Olaf Tausch / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0), unverändert, via Wikimedia Commons

Berberaffe auf einem Felsen auf Gibraltar
Foto: 2008, by Olaf Tausch / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0), unverändert, via Wikimedia Commons


Viele Väter für die Kleinen

Ein weiter Grund für das überwiegend friedfertige Verhalten der Berberaffen liegt in der Versorgung und Bekümmerung der Kleinsten. Da ein Weibchen sich mit mehreren Männchen paart, ist nie sicher welches der Vater des Affenbabys ist. Neben den Müttern kümmern sich auch die Männchen einer Affengruppe um die Babys. Dieses Verhalten wirkt sich positiv auf das Miteinander aus. Geraten Männchen doch einmal in Streitigkeiten, wird oftmals ein Affenkleinkind oder -baby auf den Arm genommen und dem Gegenüber gereicht. Gibt es auch manchmal noch Gerangel um das Kleine, so scheint doch der eigentliche Streit schon vergessen, denn beide kümmern sich nun um das Affenbaby. Auf diese Weise tragen die Kleinsten bereits zum allgemeinen Wohlgefühl in der Affengruppe bei und sorgen für einem geringen Stresspegel.

Leider sind die Berberaffen vom Aussterben bedroht. Es wird davon ausgegangen, dass nur noch ungefähr 9000 Tiere leben. Sie verloren durch das Eingreifen des Menschen ihren Lebensraum und damit auch ihre Nahrungsquellen. Zudem bedroht auch der illegale Handel mit den kleinen Äffchen, die in Europa als Haustiere gehalten werden, die Existenz dieser Tierart.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/sozialverhalten-gesunde-m%C3%A4nnerfreundschaften-bei-affe
http://zoogast.de/tierlexikon-berberaffe/11607
https://wildlife-travel.com/de/berberaffen-auf-dem-affenberg-salem
https://www.prowildlife.de/tiere/affen/berberaffe/


24. August 2020


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