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WISSENSDURST/028: Himmelsleiter Wissenschaft - es liegt in unserer Hand ... (SB)


Himmelsleiter Wissenschaft - es liegt in unserer Hand ...


Stefan und Ben hatten herausgefunden, dass es möglich ist, technische Geräte zu bauen, die robust sind und sehr lange benutzt werden können. Aus irgendeinem Grund legen die Hersteller anscheinend keinen Wert mehr auf die Langlebigkeit ihrer Produkte. Vielmehr kann man den Eindruck gewinnen, als wären heutzutage viele Geräte störanfällig und würden ziemlich schnell kaputtgehen. Sie haben sich vorgenommen, das zu überprüfen.



Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Grafik: © 2012 by Schattenblick

Ben: "Wir kaufen uns eine Waschmaschine, einen Fernseher, einen Kühlschrank, verschiedene Küchengeräte, Staubsauger und was wir sonst noch in einem Haushalt gebrauchen können."

Stefan: "Aha, wir gründen eine spitzenmäßig ausgestattete WG? Gut dass du mich rechtzeitig darüber informierst."

Stefan und Ben lachten beide und machten sich einen Spaß daraus, sich auszumalen, was sie für ihre Wohngemeinschaft alles anschaffen würden.

Ben: "Wenn wir uns bei den Firmen oder in den Läden erkundigen, müssen wir schon sehr ernsthaft auftreten, ansonsten geben sie uns keine Auskunft."

Stefan: "Genau. Ich denke sogar, wir sollten uns die Informationen lieber per Telefon oder per Internet erfragen, denn ehrlich gesagt, finde ich nicht, dass wir wie Erwachsene aussehen. Die Verkäufer denken vielleicht, wir würden sie veräppeln."

Ben: "Stimmt. Also, wie wollen wir anfangen? Einfach eingeben: 'Fernsehgerät kaufen - Angebote?' - oder so ähnlich?"

Stefan: "Warum nicht, so etwas wie 'Haltbarkeit von Fernsehern' oder 'Lebensdauer von Haushaltsgeräten' so in der Art hatte ich gedacht."

Ben nickte und sie setzten sich vor den Computer, tippten 'Haltbarkeit von Fernsehgeräten' ein und erhielten eine ganze Reihe von Informationen, aus denen hervorging, dass Flachbildfernseher nur über eine relativ kurze Zeit gut funktionieren. Nach 3 bis 5 Jahren weisen viele Geräte Störungen auf oder haben ihren Geist ganz aufgegeben. Röhrenfernseher hielten in der Regel viel länger und konnten durch den Austausch einzelner Bauteile wieder repariert werden. Sie erfuhren auch, dass die Reparatur eines Flachbildfernsehers heutzutage oft so teuer ist wie ein neues TV-Gerät.

Ben: "Hast du das hier gesehen? Es gibt den Verdacht, dass von den Herstellerfirmen extra Schwachstellen in die Geräte eingebaut werden, damit sie nur eine bestimmte Zeit lang funktionieren. Dafür gibt es sogar einen Namen: 'Geplante oder gewollte Obsoleszenz'. Einige sind der Meinung, es sei längst bewiesen, dass Herstellerfirmen die Schwachstellen einbauen. Hier lies mal":

'Oft ist es kein Zufall, dass ein Gerät frühzeitig den Geist aufgibt. Geplante Obsoleszenz nennt man das bewusste Einbauen von Schwachstellen in Produkte, um deren Lebensdauer zu verkürzen. In Extremfällen werden extra Mechanismen konstruiert, die ein Gerät nach einer genau festgelegten Anzahl von Betriebsstunden außer Funktion setzen. Bei manchen Druckern wurden zum Beispiel eingebaute Chips entdeckt, die das Gerät nach einer bestimmen Anzahl gedruckter Seiten vorzeitig in den Ruhestand schicken.' - 'Bei Grafikkarten in Laptops treten immer häufiger Defekte auf, die sich durch besseren Einbau und bessere Kühlung der Grafikkarte leicht vermeiden ließen.'[1]

Stefan: "Das ergibt doch gar keinen Sinn. Die Rohstoffe sind knapp, der Strom ist teuer und die Stromerzeugung ist an hohen Rohstoffverbrauch und enormer Umweltzerstörung gebunden. Logisch wäre doch, dass man alle Geräte so baut, dass sie möglichst lange in Betrieb bleiben können."

Ben: "Das sehe ich auch so. Aber, Moment mal, ich habe hier unten noch etwas entdeckt: 'Immer mehr Geräte schon nach fünf Jahren defekt' und dann: '... tauschte aber nur ein Drittel der Verbraucher ein funktionierendes Gerät gegen ein besseres ein - zwei Drittel kauften ein neues, weil das alte kaputt war. Wir können sagen, dass mehr Waschmaschinen, Kühlschränke und Wäschetrockner innerhalb von fünf Jahren defekt sind als noch vor 10 Jahren', teilte das Umweltbundesamt dazu mit'." [2]

Stefan: "Der Mixer von deiner Mutter, der war doch schon uralt. Es scheint also möglich zu sein, bessere Geräte herzustellen. Ich gebe mal 'langlebige Haushaltsgeräte' ein. Mal sehen, ob wir da etwas finden. Einverstanden?"

Ben: "Ja, gute Idee."

Stefan: "Ben, sagte deine Mutter nicht, sie hätte den Mixer von einer Freundin, die ihn aus der DDR mitgebracht hatte, irgendwann 1990 oder so?"

Ben: "Ja, warum fragst du?"

Stefan: "Hier gibt es einen Artikel: 'Warum die Küchengeräte aus dem Osten heute noch funktionieren'."

Ben: "Und der Osten ist dasselbe wie die DDR?"

Stefan: "In diesem Zusammenhang wohl schon, aber ob das immer so genannt wird, weiß ich nicht. Das war ja alles lange vor unserer Zeit. Aber jedenfalls geht aus dem Text hervor, dass ein Küchengerät mit Namen 'Mulitboy', Baujahr 1979, Nüsse, Zwiebeln und vieles andere noch heute zuverlässig zerkleinert. Eine Bohrmaschine mit Namen 'Multimax HBM' funktioniert ebenfalls noch heute und wird vermutlich bei guter Behandlung auch mit 50 Jahren ihren Dienst tun, genau wie ein unverwüstliches DDR-Radiogerät."



Ein Küchengerät zum Zerkleinern von beispielsweise Obst, Gemüse und Nüssen - Foto: 2014, by Cosinus (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Foto: 2014, by Cosinus (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Ben: "Es ist also möglich! Steht da irgendwo, warum die Menschen in der DDR langlebige Geräte hergestellt haben und die in der BRD nicht. Wenn ich den Geschichtsunterricht richtig verfolgt habe, lebten auf beiden Seiten des Landes Deutsche."

Stefan: "Wir haben Glück, hier, Moment ich fasse mal zusammen: Hier wird davon ausgegangen, dass es im Westen seltener Rohstoffknappheiten gab und man sozusagen aus dem Vollen schöpfen konnte. Im Osten herrschte eher Mangel an vielen Dingen. Ressourcen wurden sehr sparsam verwendet. Die Geräte sollten so konstruiert werden, dass sie möglichst lange halten. Falls sie doch mal Schaden genommen haben, sollten sie leicht reparierbar sein."


Ein Küchengerät: roter Handmixer - Foto: 2009, by Der Streckenvogel [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Foto: 2009, by Der Streckenvogel [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Ben beugte sich zu Stefan hinüber und las mit. Stefan lehnte sich etwas zurück und schloss die Augen. Das machte er immer, wenn er sich konzentrierte. Einen Augenblick später stupste Ben ihn an.

Ben: "Stell dir vor, Stefan, sie hatten in der DDR ein Gesetz, in dem festgehalten wurde, dass die Geräte alle eine lange Lebensdauer haben sollten. Da gibt es noch ein Beispiel. Die Glühbirnen bei uns hielten im Durchschnitt 1000 Stunden im Osten dagegen bis zu 2500 Stunden. Und mir fällt gerade noch etwas ein. Ich habe mal etwas über Glühbirnen gelesen, als wir uns mit der Energiesparlampe befasst haben. Warte mal, da ging es um eine Kohlefadenlampe, die seit 1901 irgendwo brennt. Moment, ich geh mal an den Laptop und sehe in meinem Archiv nach. Ah, ja, hier: 'Das 'Centennial Light', das bedeutet auf deutsch etwa 'hundertjähriges Licht'. Es handelt sich dabei um eine 4-Watt-Kohlefadenlampe, die seit 1901 mit nur ganz kurzen Unterbrechungen in der Feuerwache von Livermore, das befindet sich in Kalifornien, fast ununterbrochen leuchtet. Über sie sagt man, sie sei die dienstälteste Glühbirne der Welt."

Stefan: "Das ist ja Wahnsinn. Aber ich kann das nicht verstehen. Es ist technisch möglich, langlebige Produkte herzustellen, aber es geschieht nicht. Was zur Folge hat, dass der Elektroschrott-Berg anwächst, die Meere mit Plastikmüll belastet werden und viele Tiere an den aller kleinsten Plastikteilen verenden. Man schaufelt riesige, tiefe Löcher in die Erde, um Kohle abzubauen, bohrt nach Öl in großen Tiefen der Erde oder der Meere, baut Atomkraftwerke, die ein hohes Risiko bleiben und für deren Müll immer noch kein sicheres Endlager errichtet wurde. Und Unmengen dieser Energie wird dafür genutzt, dass Geräte gebaut werden, die innerhalb kurzer Zeit wieder durch neue ersetzt werden müssen. Das ist doch, tut mir leid, aber das ist doch Irrsinn! - Obwohl, ich glaube meine Mutter würde jetzt sagen: 'Das, mein Junge, ist das Prinzip der Wirtschaft. Es muss ein steter Mangel erzeugt werden, damit immer weiter produziert werden muss ...' Oder so ähnlich. Ich kann sie förmlich hören."

Ben: "Ja, ja, aber warte, da fehlt noch was, die Geschichte mit dem Profit. Sie schimpft doch immer auf den Kapitalismus und dass die Unternehmen auf Teufel komm raus Gewinne machen müssen ..."

Stefan: "... und das geht nur, wenn sie viel verkaufen. Und viel verkaufen können sie nur das, was die Käufer noch nicht haben oder was eben kaputt ist ..."

Ben: "... und damit ihnen andauernd etwas fehlt, hält zum Beispiel eine Waschmaschine eben mal gerade 3 oder 5 Jahre und dann wird wieder eine neue gekauft."

Stefan: "Also, aus Sicht eines Herstellers ist das verständlich."

Ben: "Ja, verständlich ist das schon, aber aus meiner Sicht, sollte da schleunigst etwas geändert werden."

Stefan: "Das sehe ich genauso. Fragt sich nur, wie das zu schaffen ist."

Ben: "Was hältst du davon, wenn wir uns mal in anderen Ländern umsehen, ob die alle so wie bei uns produzieren?"

Fortsetzung folgt ...


Anmerkungen:

[1] http://www.reparaturnetzwerk.at/start.asp?ID=42427

[2] http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article137954842/Viele-Geraete-sind-ploetzlich-nach-fuenf-Jahren-kaputt.html



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.t-online.de/lifestyle/besser-leben/id_62366296/verbraucher-warum-technische-geraete-aus-dem-osten-heute-noch-funktionieren.html

http://www.golem.de/news/geplante-obsoleszenz-umweltbundesamt-will-mindestbetriebsdauer-fuer-elektrogeraete-1506-114865.html


6. Februar 2016


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