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MALEREI/040: Deutscher Preis für Vogelmaler - "Silberner Uhu" 2007 (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2008

KUNST
Deutscher Preis für Vogelmaler: "Silberner Uhu" 2007

Von Frank-Ulrich Schmidt


Bereits zum dritten Mal nach 2003 und 2005 wurde in diesem Jahr der "Silberne Uhu" für den besten Vogelmaler Deutschlands vergeben. Der Preis - eine Initiative des Förderkreises Museum Heineanum e.V. - wird durch eine Jury bestimmt. 2007 erhielt ihn Christopher Schmidt für sein Bild "Zwergseeschwalben". In einer großen Ausstellung im Museum in Halberstadt waren die eingereichten Werke zu sehen. Jeder Ausstellungsbesucher konnte sich außerdem an der Wahl eines Publikumssiegers beteiligen.


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Der Optimismus und die einhellige Zustimmung zur zweiten Ausstellung "Moderne Vogelbilder" (MoVo) und zur Preisvergabe 2005 waren kein Strohfeuer. Ein noch breiteres Angebot und wieder zahlreiche herausragende und interessante Darstellungen wurden bei der insgesamt erst dritten MoVo-Präsentation gezeigt. Bewarben sich 2003 bei der ersten Veranstaltung 32 Vogelmaler, von denen damals 103 Werke präsentiert wurden, so waren es 2005 bereits 44 aktive Teilnehmer mit 144 Werken. 2007 gab es eine weitere Steigerung: Es beteiligten sich 55 Vogelmaler, und es waren von Juli bis Anfang Oktober 2007 insgesamt 184 Bilder zu sehen.

"Silberner Uhu" - Sieger 2007

Die Entscheidung für den Sieger des Deutschen Preises für Vogelmaler fiel der fünfköpfigen Jury (je ein Vertreter des Förderkreises und des Museums Heineanum, ein Künstler, zwei Mitglieder der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft) wieder einmal nicht leicht. Zur Wahl standen diesmal mehr als 100 von den Malern für die Bewertung jeweils selbst bestimmte Werke. Den "Silbernen Uhu" 2007 erhielt Christopher Schmidt für sein Bild "Zwergseeschwalben".

Während 2003 und 2005 die Preisträger erst zum Abschluss der Ausstellung bekannt gegeben wurden, fiel die Entscheidung in diesem Jahr vor der Eröffnung. So konnte die Preisverleihung bereits bei der Eröffnungsveranstaltung erfolgen. Diese fand am 7. Juli 2007 im Rahmen einer Festveranstaltung im Großen Saal des Halberstädter Rathauses statt: Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister Andreas Henke sprach der bekannte Künstler Prof. Karl Oppermann zum Thema "Vogelmalerei - vorgestern und gestern". Musikalisch hervorragend begleitet wurde die Veranstaltung von der Gruppe "StringArt". Anschließend wurden die fast 200 Teilnehmer und Gäste von einer künstlerischen Performance der "Werkstatt für Textiles & Theater" überrascht und mit fantastischen Vogelkostümen und Musik zur Ausstellung ins Museum geleitet.

MoVo - Publikumspreis 2007

Alle ausgestellten Bilder standen gleichzeitig zur Wahl für einen Publikumspreis, den die Besucher bestimmen konnten. Auf einem Stimmzettel benannten sie dazu jeweils ihre drei "besten" Bilder. Wieder nutzten viele Ausstellungsbesucher dieses Angebot, mehr als 780 Teilnehmer wurden gezählt. Den Publikumspreis erhielt Eugen Kisselmann für das Bild "Feldspatzen am Schuppen". Mehr als 16% der Stimmen fielen auf dieses Werk. Der Künstler ist den meisten FALKE-Lesern ebenfalls schon bekannt: Kisselmann war bereits Publikumssieger 2003 und erhielt 2005 den "Silbernen Uhu" (FALKE 2006, H. 1). Außerdem wurde er in dieser Zeitschrift vor kurzem näher vorgestellt (FALKE 2007, H. 1).

Auf den nächsten Plätzen folgten in der Besucherwertung: Bernd Hanrath ("Krähen-Mischling"; 12%), Harro Maass ("Schau mir in die Augen, Kleines"; 11%), Gottfried Karl ("Rotkehlchen im Dezember"; 7%) sowie Michael Sprinckstub ("Rauhfußkauz"; 6%).

Einmalig in Deutschland

Es ist nicht etwa so, dass mit dem Ausstellungsprojekt und der zugehörigen Preisvergabe etwas völlig Neues initiiert wurde. Es gibt derartige Veranstaltungen schon seit Längerem beispielsweise in Großbritannien, Schweden, den Niederlanden und den USA. Neu und einmalig ist das Projekt jedoch für Deutschland.

Anzumerken sind noch zwei erfreuliche Tendenzen: Immer wieder kommen jüngere Vogelmaler dazu und der Anteil der Frauen hat sich von 2003 mit nur rund 19% auf derzeit etwa 39% verdoppelt. Für die Organisatoren und Veranstalter ist es ein Erfolgserlebnis, wenn die Besucher der großen Vogelbilder-Ausstellung die Präsentation mit Freude und Gewinn genießen. Die vielen positiven Einträge in das Besucherbuch bestätigen jedenfalls diese Annahme. Nicht zuletzt deshalb verweisen wir schon jetzt auf die nächste MoVo 2009.

Bernd Nicolai


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Literatur zum Thema:

Garschke, I. (2006): Der Vogel im Lichte der Kunst - von der Anschaulichkeit eines Naturphänomens. Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 24: 109-112.

Holz, R. (2005): Zum zweiten Male deutschlandweite Ausstellung von Vogelbildern im -Heine-anum - Deutscher Preis für Vogelmaler "Silberner Uhu" 2005. Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 23: 129-132.

Nicolai, B. (2006): Deutscher Preis für Vogelmaler: "Silberner Uhu" 2005. Falke 53: 16-21.

Nicolai, B. (2007): Vorwort/Katalog zur Ausstellung MoVo - Moderne Vogelbilder Halberstadt 2007.

Schulze-Hagen, K. (2003): Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Deutschlands beste Vogelmaler" im Heineanum Halberstadt am 2. August 2003. Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 21: 107-109.
www.heineanum.de


Preisträger: Christopher Schmidt

Christopher Schmidt wurde 1965 in Wuppertal geboren, ist in Solingen und Herford aufgewachsen, lebt heute mit seiner Familie in Lebrade (Schleswig-Holstein) und ist beruflich als Lehrer tätig. Er hat schon als Jugendlicher mit dem Zeichnen begonnen. Ende der 1980er Jahre begann er mit ersten Ausstellungen und Reisen. Heute kann er auf unzählige Illustrationen in ornithologischen Fachbüchern und - zeitschriften zurück blicken. Er stellt im In- und Ausland aus und hat gemeinsam mit anderen Künstlern bei "Artists for Nature" oder "Modern Wildlife Painting" mitgewirkt. Aber er hat auch eigene Bücher, wie über die Nordseeinsel Helgoland, über das Leben der Kraniche oder zuletzt über den Harz und das Harzvorland, veröffentlicht. Bekannt sind nicht zuletzt die Titelbilder der "Berichte zum Vogelschutz" (bereits seit 1985!) und seine beliebten Kalender mit Vogelbildern.


Aus der Laudatio:

In der verlesenen Laudatio heißt es unter anderem: "Mit viel Liebe zum Detail hat Christopher Schmidt diese Szene festgehalten. Man merkt dem Bild an, dass er viele Stunden an "seiner" Zwergseeschwalben-Kolonie in der Howachter Bucht an der Ostsee gesessen, beobachtet, miterlebt und skizziert hat. Der diagonale Bildaufbau und die Aquarell-Technik verleihen dem Werk Spannung und Zartheit zugleich, die Genauigkeit in der Darstellung, die teilweise nur angedeuteten Strukturen und die Gestaltung mit den leeren Bildbereichen verbinden Leichtigkeit mit professioneller Beobachtungsgabe. Man spürt förmlich den von der Sonne überstrahlten Sandstrand und die frische Brise. Und nur wer selber einmal solche Küstenlebensräume hat kennenlernen dürfen, nur wer, sozusagen als zeichnerischer Chronist, das Brutgeschäft der Zwergseeschwalben hat wochenlang begleiten können, der ist wohl in der Lage, dem Betrachter eine derartige Szene ästhetisch ansprechend und wissenschaftlich korrekt vermitteln zu können."


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2008
55. Jahrgang, Januar 2008, S. 20-23
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,60 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 47,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2008