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MALEREI/045: Deutscher Preis für Vogelmaler - "Silberner Uhu" 2009 (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2009

Deutscher Preis für Vogelmaler: "Silberner Uhu" 2009

Von Bernd Nicolai


Die vierte große Ausstellung mit Vogelbildern von Künstlern, die sich für den Deutschen Preis für Vogelmaler "Silberner Uhu" 2009 beworben hatten, setzte die 2003 begonnene Tradition fort. Der Preis - eine Initiative des Förderkreises Museum Heineanum e. V. - wurde entsprechend der Satzung durch eine Jury vergeben. In diesem Jahr erhielt ihn Francesca Mailandt für ihr Bild "Lappenkiebitz - Vanellus miles". In der Ausstellung im Museum in Halberstadt war ihre Zeichnung neben weiteren 134 ausgewählten Werken anderer Künstler vom 4. Juli bis 11. Oktober zu sehen.


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Mit jeder Ausstellung "Moderne Vogelbilder" (MoVo) gewinnt diese Veranstaltung an Attraktivität und Anerkennung. Eine steigende Anzahl der Bewerber und eingereichten Bilder sowie mehr Besucher, die ganz gezielt wegen der MoVo 2009 ins Museum nach Halberstadt kamen, machten dies deutlich. Bereits an der Eröffnungsveranstaltung nahmen über 100 Besucher und 35 ausstellende Künstler teil, und allein an jenem Wochenende sahen mehr als 600 kunstinteressierte Museumsbesucher diese vierte MoVo.

2009 bewarben sich in Halberstadt 62 Vogelmaler, darunter auch alle bisherigen Preisträger, mit insgesamt mehr als 250 Bildern. Eine Jury wählte daraus dann 135 Werke von 51 Künstlern aus, die in der Ausstellung präsentiert wurden. Diese vor allem aus Platzgründen notwendige Auswahl fiel zwar nicht leicht, sie führte andererseits aber doch zu einer Qualitätssteigerung. Die Bestätigung dafür brachten einige Besucher, die auch die vorangegangenen MoVo-Ausstellungen sahen, in Gesprächen zum Ausdruck. So entscheidet also nicht eine große Anzahl gezeigter Bilder über die Attraktivität der MoVo, denn zwei Jahre zuvor waren in den gleichen Räumlichkeiten noch bedeutend mehr Bilder ausgestellt (siehe Bericht in FALKE 1/2008).



Zweck von Ausstellung und Wettbewerb

Die Satzung zum Jury-Preis "Silberner Uhu" formuliert das Ziel der MoVo als "Förderung der Vogelmalerei im Sinne von 'wildlife artists', die künstlerische und traditionell fachliche Darstellungen vereinen". Es geht also um naturrealistische Darstellungen von Vögeln. Das schließt die künstlerische Umsetzung und Einbettung in eine Bildgeschichte keineswegs aus. Gerade das Inszenieren von Beobachtungen und die Kombination von Naturerlebnissen in gezeichneten, gemalten oder mit anderen grafischen Techniken dargestellten Bildern machen diese für die Künstler wie Betrachter besonders interessant und reizvoll. Durch die MoVo bieten wir sowohl etablierten Künstlern als auch bisher weniger bekannten oder noch nicht an die Öffentlichkeit getretenen Vogelmalern die Chance der gemeinsamen Präsentation ihrer Werke. Weiterhin wird der Anreiz des Wettbewerbes um den attraktiven Jury-Preis geboten. Auch die Ausstellungsbesucher sind angehalten, durch die Wahl ihres persönlichen Lieblingsbildes einen Publikums-Preisträger zu bestimmen. Somit ist ein weiteres Ziel darin zu sehen, mit einer vielfältigen Schau und zahlreichen schönen Bildern eine möglichst breite Öffentlichkeit für diese Form der Naturmalerei zu begeistern.



"Silberner Uhu" - Sieger 2009

In diesem Jahr beriet eine siebenköpfige Jury (je ein Vertreter des Förderkreises und des Museums Heineanum, ein Künstler, ein Kunstwissenschaftler, drei Ornithologen der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft) über ein auszuzeichnendes Kunstwerk. Zur Wahl standen diesmal 90 von den Malern für die Bewertung jeweils selbst bestimmte Werke. Den "Silbernen Uhu" 2009 erhielt schließlich Francesca Mailandt für ihr Bild "Lappenkiebitz - Vanellus miles". Wie schon zur letzten Veranstaltung 2007 fiel die Entscheidung diesmal wieder vor der Ausstellungseröffnung, sodass die Preisverleihung bereits zur Eröffnungsveranstaltung am 4. Juli im Rahmen einer Festveranstaltung erfolgen konnte. Im weiteren Programm hielt Dr. Frank Steinheimer einen interessanten thematischen Vortrag mit dem Titel "Die versteckten Fakten - Ornithologisches Wissen aus der Kunst".



MoVo - Publikumspreis 2009

In diesem Jahr beteiligten sich insgesamt 740 Ausstellungsbesucher an der Wahl des beliebtesten Werkes. Der Publikumspreis 2009 ging an Bernd Hanrath für das Bild "Bussard". Mit 14,2 % der Stimmen lag er damit nur knapp vor dem Bild "Seidenschwänze" von Harro Maass, auf das 13,9 % Besucher-Stimmen entfielen. Auf den weiteren Plätzen folgten diesmal Hans Christoph Kappel mit "Vor dem Sturm - Tropikvögel" (9,9 %), noch einmal Bernd Hanrath mit "Wanderfalke" (8,9 %) und Willi Herr mit "Möwen" (6,4 %). Bernd Hanrath - Jahrgang 1957 - ist freiberuflicher Maler und Illustrator. Er hat sein künstlerisches Schaffen der realistischen Natur-Darstellung gewidmet. Obwohl er auch Portraits und Stillleben malt, ist die Darstellung der heimischen Tierwelt und damit der Vögel seine Passion.



Künstlerische Fähigkeiten und Naturverständnis

Es ist ausgesprochen erfreulich, dass inzwischen auch in unserem Lande eine ganze Reihe Profi- und Hobby-Künstler im Genre "künstlerische und traditionell fachliche Naturdarstellung" aktiv sind. Da der Darstellung von Natur und natürlichen Objekten bzw. Lebewesen - in unserem Falle vorzugsweise von Vögeln - deren intensive Begegnung und Beobachtung vorausgeht, spiegelt sich in den Bildern zwangsläufig das gezielte Interesse daran wider. Um wirklich herausragende bildliche Darstellungen entstehen zu lassen, sind meines Erachtens neben der reinen Naturbeobachtung bis ins Detail und den eigentlichen künstlerischen Fähigkeiten großes Naturverständnis, Einfühlungsvermögen, Empfindungen, innere Ruhe und Ausgeglichenheit sowie eine Portion Liebe zum Beobachtungsobjekt erforderlich. An diesen positiv besetzten, lebensbejahenden Eigenschaften mangelt es in der Hektik unseres Alltages viel zu oft.


Dr. Bernd Nicolai ist Biologe und arbeitet seit 29 Jahren am Heineanum in Halberstadt; seit Juli 1991 ist er Direktor dieses spezifischen Museums für Vogelkunde.


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Preisträgerin: Francesca Mailandt

geboren 1975 in Bonn, lebt und arbeitet in Hennef. Nach Abschluss ihres Studiums zur Grafikdesignerin und Illustratorin an der Rhein-Sieg-Kunst-Akademie in Hennef 1999 folgte die Arbeit als Grafikerin in verschiedenen Werbeagenturen im Kölner Raum. Bereits während der Ausbildung entwickelte die Künstlerin im Bereich Wissenschaftliche Illustration großes Interesse für die detailgetreue Darstellung zoologischer, botanischer und mineralischer Naturobjekte. Seit 2003 arbeitet sie freiberuflich und ist u. a. als Dozentin für Wissenschaftliche Illustration und Malerei an der Rhein-Sieg-Kunst-Akademie tätig.



Aus der Laudatio:

Die Entscheidung der Jury ist gewiss für viele hier eine Überraschung. Als Preisträger bekommen sie ausgerechnet fast den kleinsten und unscheinbarsten Wettbewerbsbeitrag präsentiert. Es handelt sich nicht einmal um ein Gemälde, das man als die vornehmste Art der Malerei anzusehen geneigt ist, sondern nur um eine Handzeichnung, ein Aquarell genauer gesagt. Künstlerisch allerdings gilt die Handzeichnung dem Gemälde nicht als untergeordnet. Im Gegenteil: sie ist sogar in gewisser Hinsicht höher einzuschätzen, insofern sie nämlich der Idee, dem Konzept, dem Geistigen näher steht als die spätere materielle Umsetzung. ...

Die Preisträgerin der MoVo zeigt, wie auf jeden Effekt, auf alles Virtuosentum, auf Äußerlichkeiten verzichtet werden kann, wie in der Vogelmalerei auch sichere Könnerschaft im Zeichnerischen, teilnehmende Beobachtung (Sympathie genannt) und Lauterkeit in der Umsetzung herrscht. Das diesjährige Siegerbild hat die Jury durch die Stimmigkeit zwischen würdigender Zuneigung zum Objekt und den eingesetzten malerischen Mitteln überzeugt. ...

Die Zeichnerin gibt an, gerade durch das "eigenartige Aussehen" zu dieser Arbeit angeregt worden zu sein; gerade die "außergewöhnliche Form, die auffallend gelbe Farbe und Beschaffenheit des Lappens und die Stofflichkeit des Lappens im Gegensatz zu dem - da haben wir es wieder - schlichten, unauffälligen Federkleid" haben sie gereizt. ...

Ein Lappenkiebitz ist also ein Kiebitz mit einem Lappen und Francesca Mailandt hat beides wundervoll gemalt, die Weichheit des Gefieders, Charakteristik in der Haltung, anatomische Korrektheit, sensibel abgestimmtes Kolorit. Das Blatt zeichnet sich durch eine hohe Präzision im Detail aus, ohne dadurch pedantisch zu wirken. ...

Die Zeichnerin setzt nicht auf irgendwelche Effekte, sie zeigt den Vogel nicht nur als Spezies, nimmt nicht nur die Perspektive des Betrachtens ein, sondern begegnet dem Vogel in diesem Blick. Damit geht die Zeichnung über die wissenschaftliche Illustration, die zweckgebundene Kunst weit hinaus, denn aus dieser Perspektive, aus diesem Blickkontakt spricht eine tiefe Achtung der Kreatur, zumal dieser Blick völlig unsentimental ist. Und damit wiederum ist dieses Blatt nicht nur für den Ornithologen und nicht nur für den Kunsthistoriker interessant, sondern für den Menschen."
(Dr. Raimar Lacher)


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Literatur zum Thema:

Holz, R., & B. Nicolai (2007): Dritte deutschlandweite Ausstellung Moderne Vogelbilder (MoVo) im Heineanum - Deutscher Preis für Vogelmaler "Silberner Uhu" 2007. Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 25: 113-117.

Nicolai, B. (2008): Deutscher Preis für Vogelmaler: "Silberner Uhu" 2007. Falke 55: 20-25.

Nicolai, B., R. Holz & S. Sawall (2009): Katalog zur Ausstellung MoVo - Moderne Vogelbilder. Museum Heineanum; Halberstadt.

www.heineanum.de


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 12/2009
56. Jahrgang, Dezember 2009, S. 470 - 475
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
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Internet: www.falke-journal.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,80 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 49,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2009