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ARBEITERSTIMME/290: Eine kommunistische (Partei-)Zeitung feiert sich selbst


Arbeiterstimme Nr. 185 - Herbst 2014
Zeitschrift für die marxistische Theorie und Praxis
Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiter selbst sein!

Eine kommunistische (Partei-) Zeitung feiert sich selbst.

Eindrücke vom 18. uz-Pressefest der DKP in Dortmund



"Zehntausende feierten mit der DKP", so lautete die eigene optimistische Schlagzeile in der uz vom 4. Juli 2014, eine Woche nach der Großveranstaltung im Revierpark Wischlingen in Dortmunds Westen. Vom größten linken Kulturfest ist die Rede, vom traditionellen Treffen "Linker unter Linken" (junge Welt). Lassen wir die genaue Zahl der BesucherInnen mal außer Acht. Nach diesmal drei statt wie üblich zwei Jahren Pause gab es Ende Juni an drei Tagen wieder das große Pressefest der Sozialistischen Wochen-Zeitung unsere zeit der DKP mit mehreren Tausend Teilnehmenden.

uz als Partei-Organ und Forum

Was oder wer wurde da eigentlich genau "gefeiert"? Eine linke politische Partei-Zeitung kommunistischer Richtung (die die Konkurrenz durch die Rote Fahne der MLPD nicht fürchten muss), die es geschafft hat, dieses Jahr im 46. Jahrgang zu erscheinen. Als Chefredakteurin fungiert seit 2012 Nina Hager (Jg. 1950), stellvertr. DKP-Parteivorsitzende und Tochter des letzten für Fragen der Ideologie und Programmatik zuständigen Sekretärs im Politbüro des ZK der SED, Kurt Hager. Für manche (der Verfasser nicht ausgenommen) ist die uz (Auflage lt. eigener Angabe 2012 bei 6.000) neben ihrem kommunistischen Profil eine echte und günstige Alternative zu für sie kaum erschwinglichen linken Tageszeitungen wie junge Welt, Neues Deutschland oder die tageszeitung (taz). Sie bietet auf jeweils 16 Seiten (= 48 i. Monat) aktuelle Infos und Berichte aus der herrschenden Weltordnungsrealität, über wichtige wochenpolitische Ereignisse und Entwicklungen, liefert dazu auf achtbarem Niveau sowohl Analyse-, Kommentar- als auch Dokumentarbeiträge, hat fotografisch illustrierende Qualität und widmet sich auch engagiert kulturellen Themen. Dabei hält sie ihr ideologisches Profil als Partei-Organ in etwa in der Waage mit dem Merkmal, auch Forum sein zu können für alle jene, die sich mit einer kommunistischen Weltanschauung identifizieren, ohne gleich Mitglied der DKP werden oder sein zu wollen. Diesen offen zugänglich angelegten Charakter sollte sich die uz auch künftig bewahren, will sie einen Beitrag dazu leisten, interessierte Menschen auf kommunistische Inhalte und Positionen aufmerksam zu machen, wie die DKP sie programmatisch vertritt und so mobilisierend zu wirken.

Pressefest, ein Kraftakt

Der zweijährige Turnus nach 2011 war diesmal nicht einzuhalten, weil 2013 auch der 20. Parteitag stattfand, zwei solche Großveranstaltungen konnte auch die früher finanziell noch besser ausgestattete, schwächelnde DKP nicht mehr gleichzeitig im selben Jahr stemmen. Ohnehin ist es erstaunlich, wie mit den gerade mal noch etwa 3.000 Parteimitgliedern (P. Köbele, Parteivorsitzender, gegenüber jW), darunter viele deutlich über 60 und 70, eine solche mehrtägige Veranstaltung in dieser Dimension im Vorfeld organisiert und durchgeführt werden kann. Allein die Miete für das grüne Parkgelände am künstlichen See samt überdachter Eishalle soll 210.000,- Euro betragen haben. Das war allein aus dem Verkauf der "freiwillig" zu erwerbenden Eintrittsbuttons zu je 5,- Euro nicht zu bestreiten. Vor dem Fest hatte man sich deshalb ein aus Spenden zu erbringendes minimales Limit von 30.000,- Euro als Voraussetzung für einen Austrag der Veranstaltung gesetzt, das dann laut uz-Bericht weit übertroffen wurde. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, mag man sich gedacht haben und so fiel die Entscheidung für das diesjährige Fest aus. Freilich ist dann immer noch eine Kostendeckung nicht vorstellbar ohne die Zuschüsse aus den einzelnen Bezirken/Landesverbänden und manch großzügig unterstützende Zuwendungen privater Spender und Freunde der Partei. Nun, wie auch immer, es war wieder mal mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Mitglieder und fachlich versierter HelferInnen geschafft worden. Bei manchen Verbänden reichte es allerdings nicht mehr für einen eigenen Auftritt und so tat man sich zusammen beim Programm und den Essens- und Getränkeangeboten im gemeinsamen Zelt wie im Fall der Hessen und Baden-Württemberger. Schwäbische Maultaschen und verdauungsstrapazierender hessischer Handkäs' mit Musik waren damit garantiert.

"Wein, Wurst, Widerstand" (uz-Programmüberschrift zur DKP Saarland/Rheinland-Pfalz)

Für nicht wenige ist das Pressefest in erster Linie Kultur- und Musikfest, Massenspektakel, Gelegenheit zum Wiedersehen mit Freunden und GenossInnen, Anlass, miteinander zu sprechen und sich auszutauschen in anderem lockererem Rahmen als dem arbeitsintensiven eines stressigen Parteitages. Das gibt diesem linken Treffen auch seinen besonderen ungezwungenen Reiz und Charakter und lädt auch mal eher Parteiferne zum interessierten Kommen ein. Der bunte vielgestaltige Kultur- und Volksfestcharakter (das Ganze hatte etwas von einem politischen "Feldlager") mit zahlreichen Getränke- und Verpflegungstheken am Weg, oft gut besetzten Bänken an Tischen vor einladend offenen Zelten (wenn's mal nicht regnete), international Kulinarischem, Lostombola, Kinderfest der Roten Peperoni, Filmvorführungszelt, großem Bücher- und Kunstbasar mit Gemälde/Objekte-Auktion in der Eishalle, AutorInnenlesungen zu Büchervorstellungen (u.a. die Ex-Grüne Jutta Ditfurth mit Familienbiografischem, die frz. kommunistische Feministin Florence Herve mit ihrem Buch über das Oradour-Massaker der deutschen Wehrmacht und SS in Frankreich), antiquarischen Büchertischen unter Zelten u.v.m. war unübersehbar, unüberhörbar und riechbar. Immer wieder stachen einem Schwaden von Braten- und Grilldünsten in Nase und Augen und schwappten Lautsprecherwellen übers Gelände, störten sich z.T. gegenseitig. Auch Seltenes gab es zwischendurch zu bestaunen: so die kleine Schalmeienkapelle Schwäbisch Hall, die am Samstagmittag instrumental zu traditionellen und modernen Arbeiterliedern aufspielte. Die mehrtönige, 5- bis 16-hörnige Signaltrompete (auch Martins-Trompete genannt, wovon sich das bekannte Martinshorn ableitet), die ähnlich wie eine Oboe oder orientalische Flöte klingt und wie eine Bündelung von unterschiedlich großen Hupen aussieht, fand in den 1920er Jahren u.a. Verwendung bei Demonstrationen und Veranstaltungen der Arbeiterbewegung, weshalb sie ab 1933 von den Nazis verboten wurde. Traditionell natürlich auch die internationale Präsenz, allen voran das immer noch größte Zelt der Casa Cuba, wo es neben politischen Diskussionen, Besuchen hochkarätiger politischer Repräsentanten Kubas in der BRD, Filmen und Musikauftritten zu flotten Folklorerhythmen auch die obligatorischen scharfen Karibikcocktails zu probieren gab, die im auf Umsatz zielenden Massenausschank (1 x ca. 0,3 l Cuba libre mit viel Eis für 4,50 Euro) wenig sensationell schmeckten.

Politisch' Lied gar garstig Lied?

Undenkbar dieses Pressefest ohne anspruchsvolles Musik- und Kulturprogramm gemäß dem Anlass mit viel Raum für das politische und Arbeiterlied. Sei es nun im bedächtig professionellen Vortrag wie vom Osnabrücker Liedermacher Achim Bigus (im Zelt der Niedersachsen und Bremer) oder von der ungestümen Art des Kölner Originals Klaus der Geiger, der auf der Freiluftbühne der Rheinländer ("Komm Rhein") mit vertraut gröhlender Stimme seine bekannt anarchischen Spott- und Schmählieder mit erwartet wildem Violinspiel über Herrschende und bourgeoise Klasse ausgoss. Gleich im Anschluss daran berichtete ein Mitglied der SSH - Sozialistische Selbsthilfe Mülheim über den Alltag und die Arbeit in einem der ältesten linken Alternativprojekte im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Mülheim. Kai Degenhardt, multiples Gesangs- Ton- und Musikertalent (manche sehen in ihm den "Retter des politischen Liedes", Süddeutsche Zeitung), hatte neben seinen eigenen Stücken in nostalgischer Reminiszenz an seinen 2011 verstorbenen Vater und treuen Pressefestgast "Väterchen Franz" Josef Degenhardt auch einige Songs aus dessen Repertoire parat. Mit am bekanntesten vielleicht die frech-frivole Ballade von "P.T. aus Arizona vom Stamme der Apachen...", die locker erzählte Geschichte eines desertierenden GI der us-Army in "K-Town Germany", der sich vor seiner Abkommandierung nach Vietnam über "Frankreichs grüne Grenze" absetzt und bei einer Bauernwitwe als ihr neuer Liebhaber fortan Futtermais anbauend hängenbleibt (tja, welches "Schicksal" ist da von Degenhardt hintergründig angedeutet, das schwerere? d. Verf.). Ein unter dem Motto von Tracy Chapmans Song "Talkin' Bout a Revolution" von jW zusammen mit der Musikzeitschrift "Melodie 8: Rhythmus" per vorab-Umfrage aus einer Liste von 50 ermitteltes "Top Ten der Revolutionslieder", ergab Platz eins für "Die Internationale", gefolgt von Eisler/Brechts "Solidaritätslied" und "Bella Ciao" auf Platz drei (weitere Platzierungen siehe M&R, Heft 3/14: Class War). Die Veranstalter wollten dies jedoch nicht als qualitative Rangfolge gewertet wissen, allenfalls als Beweis für den Bekanntheits- oder Beliebtheitsgrad eines platzierten Liedes. Die zehn "Beliebtesten" wurden dann von Interpreten wie Achim Bigus, Erich Schaffner, Bernd Köhler, Frank Viehweg u.a. im jW-Zelt vorgetragen. In einer unmittelbar vorausgegangenen Veranstaltung an gleichem Ort u.a. mit K. Wecker und der M&R-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl war "Politisch engagierte Musik" Thema der Diskussion.

Canto General - Poem des Lebens

Nicht anders als mitreißend und begeisternd, und das nicht nur wegen der stehenden Ovationen des etwa 300-köpfigen Publikums nach rund zweistündigem Konzert, war die neue Präsentation des berühmten 'Großen Gesangs" des chilenischen Dichters Pablo Neruda (1904 -1973) erstmals in deutscher Sprache und Bearbeitung für drei Stimmen sowie Keyboard, Querflöte und Gitarre. Das selbstredend aus 'Karl-Chemnitz-Stadt" kommende, schwäbische Maultaschen liebende Trio Quijote (Musik gegen Windmühlen) - eine Frau, zwei Männer - stellte damit seine eigene Interpretation des kongenial von Mikis Theodorakis während seines chilenischen Exilaufenthaltes zu Zeiten der griechischen Militärdiktatur vertonten Dichtertextes vor. Normalerweise wird der Canto von mehrstimmigen Chören unter orchestraler Begleitung gesungen, am bekanntesten vielleicht ist die Konzertaufnahme mit der griechischen Sängerin Maria Farantouri. Aber was die drei kreativen Chemnitzer mit ihren künstlerischen Mitteln sehr gekonnt boten, stand dem trotz des etwas zu aufgedrehten Lautsprechertunings in nichts nach. Die drei hätten ungeachtet schlechter Raumakustik auch ohne Mikros gut hörbar klasse gesungen und gespielt! Es gab sogar noch eine Eigenkomposition als Zugabe, die im tonalen und inhaltlichen Stil des Canto eine politische Vision für die Zukunft entwirft.

Wie wohl kaum ein anderes literarisches Zeugnis - außer vielleicht jenen von E. Cardenal oder E. Galeano - verkörpert der Große Gesang in hunderten von freien lyrischen Versen die politische und Naturgeschichte des lateinamerikanischen Kontinents, angefangen von der spanisch-portug. Conquista und Zerstörung indigener Kulturen, über die Nationenbildung und Unabhängigkeitskämpfe des 19. Jahrhunderts bis zu den revolutionären Erhebungen und Diktaturen des 20. Jahrhunderts. In starken mythisierenden Bildern beschreibt der nur wenige Tage nach dem Militärputsch in Chile verstorbene Neruda in seinem Poem überdies die magischen Symboliken von Pflanzen, Tieren und Landschaften Südamerikas. Wo, wenn nicht bei einem solchen Fest einer kommunistischen Linken hat dieser einmalige Canto General seinen gebührenden Platz! Das Trio Quijote will seine Canto-Bearbeitung demnächst auch auf CD anbieten (am Besten als Live-Aufnahme!). Dem leidenschaftlich gesungenen und gespielten Canto gelingt es mitunter sogar, einen mit seiner mal kraftvoll, mal zärtlich anklingenden melodischen "Gewalt" innerlich zu erschüttern und zu Tränen zu rühren. Es sind immer wieder solche tief ins empathische Gemüt eingehenden ästhetischen Erlebnisse in Verbindung mit aussagekräftigen Inhalten, aus denen Kraft geschöpft und Zuversicht gewonnen werden kann für das eigene aktive Wirken für eine grundlegende soziale und politische Veränderung. Erfahrungen, die neben jeder ideologischen Bildung Geist und Seele begleitend stärken.

Konstantin Wecker und Freunde im Hauptprogramm

Wie um dies auch aus der anderen Sicht des Künstlers zu bestätigen, bekennt Konstantin Wecker im Interview freimütig: "Mein Publikum bewahrt mich davor zu verzweifeln". (junge Welt v. 28./29.6.14). Nicht zum ersten Mal beim uz-Pressefest und nicht zu aller Begeisterung traten Konstantin Wecker & Band zusammen mit einer der letzten bekannten Überlebenden des "Mädchenorchesters von Auschwitz" und Akkordeonistin, Esther Bejarano (Jg. 1924) und der Gruppe Microphone Mafia am Samstagabend beim großen Widerstandskonzert "Gegen Krieg und Krise - Gemeinsam gegen rechts!" auf der Hauptbühne auf. Über Wecker braucht man nicht viel Worte zu verlieren, entweder mag man seine engagierten Lieder und Texte oder nicht. Gegenüber junge Welt (siehe oben) gab er im Interview auch ausgiebig Auskunft über seine Motivation und Einstellung als Liedermacher und engagierter politischer Mensch, der sich keinesfalls vereinnahmt in der Nähe zur DKP verortet sehen will: "Dass ich beim uz-Pressefest spiele - und das seit langer Zeit - ist auch ein Zeichen meinerseits. Ich bin kein Kommunist, ich bin nie in der DKP gewesen, sondern fühle mich nach wie vor eher dem Anarcholager verbunden" (jW, ebd.). Es gibt heute hierzulande freilich nicht gerade viele Prominente, die sich wie er noch immer so vehement deutlich und entschieden gegen Kapitalismus und Imperialismus, gegen Krieg für die Stärkung der Friedensbewegung und gegen alle rechtsextremen und faschistischen Tendenzen in Politik, Gesellschaft und Kultur aussprechen.

Letzte Tage der Menschheit

Zwar nicht im Trend liegend, dafür aber in notwendige Erinnerung gebrachte literarische Satire-Kultur vom Besten waren die kurz gespielten, szenischen Sketche mit rezitierten Textauszügen aus dem umfangreichen dramatischen Antikriegs-Zyklus von Karl Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit". Der aus Mörfelden bei Frankfurt stammende Schauspieler und Kabarettist Erich Schaffner machte mit seiner Auswahl von 40 Szenen aus insgesamt 200 des Originals ausschnittsweise wahr, was als Ganzes zumeist als unspielbar und unaufführbar gilt, nicht nur wegen der vom Original geforderten ungefähr 500 Schauspieler, zwölfhundert gräflichen Pferde und ganzen Kohorten zerlumpter Soldaten. Karl Kraus (1874-1936) schrieb sein Opus Magnum mit über 800 Seiten sozusagen parallel zum Zeitkriegsgeschehen zwischen 1915 und 1917 und veröffentlichte es fortlaufend in der von ihm hrsg. Zeitschrift "Die Fackel". Zur Klavierbegleitung von Georg Klempp wurde von Schaffner, sich ständig umkostümierend und spärliche Bühnenkulissen verschiebend, wortschwallend kolportiert, collagiert, spottgesungen und sittengemalt. Alle kamen dabei unters scharfe Messer Krausscher Wort-und Satzhiebe: Generäle, Kriegsgewinnler, Scheinheilige, Heuchler, Deutsch- und k.u.k.-Zackige, Hurrapatrioten, böse Kinder, Wohlfahrtsnachmittagstanten, Kriegsfrontreporter, die Soldaten heldenhafte Worte in den Mund legen, sie fotografisch für die Vaterlandspresse verewigen und dann sterben lassen (Infos z.T. zit. nach uz Nr. 24 vom 13.6.14). Ein leider nur spärlich präsentes Publikum verfolgte am Samstagnachmittag bei ermüdend stickiger Raumluft das fast zwei Stunden dauernde Spektakel mit aufmerksam ausharrendem Sitzfleisch. Schaffner hätte für seine virtuose beispiellose Ein-Mann-Inszenierung fürwahr weit mehr zustimmende Resonanz und Applaus verdient!

Welt- und Innenpolitisches

Zentrales und über die drei Tage in allen Zelten anzutreffendes Programmelement: die politischen Diskussionsrunden, Foren und Gesprächskreise, ob nun aktuell oder grundsätzlich thematisch ausgerichtet. In der von Heinz Stehr, von 1990 bis 2010 Parteivorsitzender, Mithrsg. der M.BL., auf der Website kommunisten.de/Nachrichten vorgenommenen Zusammenfassung "uz-Pressefest - Aspekte zu einzelnen Diskussionsrunden" heisst es einleitend: "Spannend war die Frage, wie sich die politische Neuordnung durch die Führung der DKP nach dem 20. Parteitag auf dem Pressefest widerspiegelt. Sie zeigte sich an der Auswahl der Themen und an dem Konzept der Diskussionen, an der Auswahl der für das Podium eingeladenen Diskutanten und an den Positionen einiger Vertreter des Sekretariats des Parteivorstands der DKP". Und Stehrs Fazit weiter unten: "Ein vorläufiges Fazit aus dem Erleben der Veranstaltungen ist, dass es in dieser Zeit der nicht stabilen Verhältnisse in der Welt viele Gründe gibt, offen, solidarisch und wo notwendig auch kontrovers zu diskutieren. Die grundlegende Herausforderung ist, Antworten auf komplizierte Fragen und Problemstellungen zu erarbeiten. Das verlangt auch Respekt und Solidarität im Umgang miteinander." Dem wird man kaum widersprechen können oder wollen.

Vorne an standen die gegenwärtigen brennenden Konflikt- und Kriegsherde (Syrien, Ukraine, erneut Nahost/Gaza), das (traurige) 100-jährige Weltkriegsjubiläum 1914-2014, das geplante Freihandelsabkommen TTIP oder die derzeitige Verfassung der EU. Hierbei zeigte sich auch die Präsenz von Linken außerhalb der DKP. Die linke Tageszeitung junge Welt und die Partei Die Linke waren mit eigenen Zelten und inhaltlichen Veranstaltungen vertreten. Die Naturfreundejugend NRW hatte sich im Jugendbereich beim Jugendverband der DKP, SDAJ, angeschlossen. Ebenfalls im Jugendbereich gab es ein "Rotes Zelt" antifaschistischer und antikapitalistischer Gruppen und Organisationen. Dort war u.a. die Veranstaltung "Imperialismus im 21. Jahrhundert - wie stellt er sich konkret dar" ein Schwerpunkt u.a. mit VertreterInnen der Antikapitalistischen Linken (AKL) Hamburg, dem DKP-Parteivorstand und der Interventionistischen Linken (IL). Conrad Schuhler (ISW), Walter Baier (KPÖ) und Leo Mayer (DKP Bayern) diskutierten im Südbayernzelt zum Thema: "Wo bitte geht's zum Winterpalais? Widerstand - Information - Transformation". Die innerparteilichen Kontrahenten, Patrik Köbele und Leo Mayer, trafen nur einmal im Eishalle-Forum direkt aufeinander beim Thema "EU - überwinden oder neugründen?" Im Filmzelt wurde u.a. der Film "Verboten - Verfolgt - Vergessen" (D 2012), von Daniel Burkholz gezeigt über das KPD-Verbot und die Unterdrückung Andersdenkender in der Adenauerzeit, als der Antikommunismus in der BRD quasi zur ständig präsenten Staatsreligion avancierte (und es z.T. bis heute ist!). Dem von der Rosa Luxemburg Stiftung NRW geförderten Film folgte eine Gesprächsrunde mit betroffenen Zeitzeugen. Mit dem derzeitigen DKP-Vorsitzenden Patrik Köbele (Jg. 1962), durchgängig DKP-sozialisiert, ehem. SDAJ-Vorsitzender, sprachen R. Rupp und A. Schölzel, beide von junge Welt, über "Schöne neue Weltkriegsordnung. Pläne - Gegenentwürfe - Akteure". Hier kann fast nur aufgezählt, nicht im Einzelnen von den Veranstaltungsinhalten näher berichtet werden. Die uz wird in ihren nachfolgenden Ausgaben sicher die eine oder andere Nachlese zu einzelnen Veranstaltungen liefern. Weitere bearbeitete Themen waren natürlich arbeits-, gewerkschafts- und klassenpolitische Fragestellungen, die andauernde weltweite Wirtschafts- und Finanzmarktkrise (derzeit teilw. etwas abgeschwächt), Folgen der Überproduktion, Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung, Dauer- und Jugendarbeitslosigkeit u.a.m., Themen, die in der uz fortlaufend wöchentlich analysiert und kommentiert werden. Vom Frauenarbeitskreis der DKP war unter dem Titel "Von Frauen für Frauen" eine Reihe mit vier thematisch verschiedenen Veranstaltungen vorbereitet worden, darunter eine musikalisch Akkordeon-begleitete Modenschau "Frauen in (emanzipierten) Hosen" über den Mut von Frauen, in der Geschichte gegen alle (männlichen) Vorurteile, Widerstände und sogar Bestrafung, Männerkleidung zu tragen, angefangen bei Jeanne d'Arc bis zu Marlene Dietrich (und nicht zuletzt politisch kritischen Hollywood-Schauspielerinnen wie Katherine Hepburn oder der mit Humphrey Bogart liierten Lauren Bacall, d. Verf.). Gefehlt hat eigentlich kaum etwas, vielleicht eine Veranstaltung zur 40. Wiederkehr der "Nelkenrevolution" in Portugal, bei der die portugiesische kommunistische Bewegung eine beachtliche Rolle gespielt hat.

100 Jahre Erster Weltkrieg 1914 - 2014

Gleich mehrmals im Programm und z.T. unterschiedlich thematisch gewichtet und aufgegriffen, das Jahrhundertthema 1914-2014, Ursachen, Hintergründe, Ziele. Wichtig war dabei die gleichzeitige Verbindung mit 100 Jahre Antikriegs- und Friedensbewegung. Vom DKP-Parteivorstand wurde dazu das Forum mit T. Pflüger (Die Linke), P. Strutynski (Bundesausschuss Friedensratschlag), H. Schmitthenner (IG Metall) und C. Haydt (Infostelle Militarisierung IMI) im leider viel zu kleinen Zelt angeboten. Dabei ging und geht aus auch darum, den neuerlich wieder aufkommenden Versuchen, einer geschichtsrevidierenden, personalisierenden und mythisierenden bürgerlichen Historiographie entgegenzuwirken. Diese wird uns in aktuellen Veröffentlichungen wie des australischen Historikers C. Clark (Die Schlafwandler) oder des deutschen Politikwissenschaftlers H. Münkler (Der Große Krieg) u.a. wieder unterzujubeln versucht (nachdem es die Historikerzunft im Zuge der sog. Fischer-Kontroverse der frühen 60er Jahre schon mal genauer zu verstehen lernen musste), denen es kritisch mit dialektisch-materialistischer Analyse der kriegsvorbereitenden und -treibenden Bestrebungen der herrschenden Klassen und unleugbaren Fakten einer aufklärenden Geschichtsforschung zu antworten gilt. Hier sei mit Nachdruck auch verwiesen auf einige vertiefende Arbeiten dazu im neuen "Antikriegsheft 1914-2014" der Marxist. Blätter (M.Bl.), Nr.3/2014. Darin weist z.B. der österreichische Autor und Historiker Hans Hautmann, Wien (S. 33 ff), im Kontrast zu den erwähnten episch aus- und z.T. abschweifenden Werken bürgerlicher Historiker auf eine diesen in der Kürze (200 S.) überlegene, ältere Studie des DDR-Historikers Willibald Gutsche hin, dem es gelungen sei, die Ergebnisse der marxistischen Forschung dazu in komprimierter Form darzulegen (siehe W. Gutsche, Sarajevo 1914 = Schriftenreihe Geschichte, Berlin 1984).

Internationale Solidarität

Wie stets bei den Pressefesten in den Jahren zuvor, waren auch diesmal wieder an die etwa 40 Delegationen und VertreterInnen kommunistischer Parteien und sozialistischer Organisationen aus ganz Europa und Übersee zusammengekommen, um in Diskussionen und Gesprächen aus ihrer politischen Arbeit und über die Situation in ihren Ländern zu berichten. Ihre Gruß- und Solidaritätsadressen fanden Eingang ins Programm der großen Abschlusskundgebung am Sonntagnachmittag in der Casa Cuba.

Linkes Pressefest, aber nicht aller Linker

Dass man aus teilnehmender Sicht ein so breites Kultur- und politisches Themenprogramm wie das des diesjährigen uz-Pressefestes überwiegend als gelungen, gut besetzt und ausgeführt bezeichnen muss, ist an sich noch kein Beweis für die Qualität der DKP, allenfalls zuerst der beteiligten KünstlerInnen, engagierten ReferentInnen und Vortragenden, dafür also, dass die Verantwortlichen und Anreger eine kluge Wahl getroffen und ein gutes Händchen bewiesen haben. Auch stünde der "Lohn" von lediglich 23 unmittelbar im Zusammenhang mit dem Pressefest zu verzeichnenden Neueintritten in die Partei, wie es die OrganisatorInnen hinterher in der uz berichteten, in keinem vertretbaren Verhältnis zum betriebenen Aufwand.

Unbestritten ist der DKP die turnusmäßige Ausrichtung des Pressefestes als Verdienst anzurechnen aus mehreren, hier nur kurz anzusprechenden Gründen: zum einen, weil dazu sonst keine andere linke Gruppierung in der BRD bereit oder fähig ist, sieht man mal von ähnlichen Bemühungen der ungebrochen an Stalin und Mao Tsetung orientierten MLPD ab, die ihre eigenen Partei- und Kulturveranstaltungen (Bsp. 30-jähriges Bestehen 2012 in Dortmunds Westfalenhallen), soweit öffentlich zugänglich, nicht vergleichbar in eher strammer und akklamativer, unzeitgemäßer Form zelebriert, etwa nach dem Motto: Wir marschieren vereint, die Reihen geschlossen, der roten Sonne entgegen! Zum anderen, weil diese Pressefeste trotz aller bisheriger, mehr oder weniger ideologischer Belüftung durch die jeweilige DKP-Programmatik überwiegend einen offenen, diskutierfreudigen Charakter widerspiegeln und damit dogmatischer Enge und Festlegung ausweichen. Das uz-Pressefest ist aber nie eine Feierbühne für die gesamte BRD-Linke gewesen, was es vielleicht selbstredend gerne gewesen oder geworden wäre, obwohl man diese Linke heute mehr denn je überschaubar verorten und politisch umreißen kann.

Gegenüber der konkurrierenden und gleichzeitig als Bündnisorganisation betrachteten Linkspartei ist die DKP bemüht, sich unter den Merkmalen 'marxistisch', 'kommunistisch' zurecht abzugrenzen. Im Interview mit junge Welt hört sich das beim Vorsitzenden P. Köbele so an: "Die Linkspartei ist keine kommunistische Partei; deshalb halte ich uns für unersetzlich. Wenn wir dieses Gesellschaftssystem, den deutschen Imperialismus und die Situation in der Welt analysieren: Ein revolutionärer Bruch mit dem bestehenden System ist notwendig. Ich kenne von der Linkspartei keine Aussage, in der es um Gesellschaftsveränderung geht - in dem Sinn, die politische Machtergreifung der Arbeiterklasse im Bündnis mit anderen voranzutreiben. Das ist die Voraussetzung, um Produktionsmittel des Kapitals vergesellschaften und eine sozialistische Gesellschaft aufbauen zu können. Ich kenne nur schwammige Äußerungen, einen 'demokratischen Sozialismus' erreichen zu wollen." (junge Welt, 28./29.6.14) Gleichzeitig hält man diese ideologische Grenzziehung aus wohlbedachten Gründen durchlässig. Mancherorts, wo es aussichtsreich erscheint und die Absprachen gelingen, kandidieren in der Bevölkerung "verankerte" oder angesehene DKP-VertreterInnen bei kommunalen und anderen Wahlen neben eigenen auch auf offenen Listen der Linkspartei.

DKP, inwändig - dünnwändig - dickwändig

Auch hinsichtlich des für viele BeobachterInnen in und im Umfeld der DKP offenen Geheimnisses innerer Fraktionierung und Zerstrittenheit nicht nur unter ihren maßgeblichen FunktionsträgerInnen und ParteirepräsentantInnen, sondern auch an der Parteibasis in teils rüdem Umgangston (in den Augen Einzelner geht der Riß da inzwischen sogar schon zu tief, um noch gekittet zu werden), hält sich Köbele an gleicher Stelle bedeckt, äußert sich eher ausweichend und glattbügelnd: "Von Spaltung spreche ich erst einmal nicht und mit Generationenstreit hat das nichts zu tun. 75jährige und auch 18jährige vertreten die eine oder andere Position. Unsere kommunistische Partei stellt gerade unter Beweis: wir führen unseren Streit, stellen aber dennoch Großveranstaltungen auf die Beine. Dass wir uns bei der Gelegenheit inhaltlich auseinandersetzen, wird unsere Stimmung nicht beeinflussen." (junge Welt, ebd.). Das klingt ein wenig nach Antritt in eine Flucht nach vorne. Demgegenüber ist kritisch festzuhalten, dass dem erst vor kurzem gegründeten Verein der "Marxistischen Linken" ("Parteiopposition", so P. Köbele) per mehrheitlichem Parteivorstandsbeschluss ein eigener Stand beim Pressefest verweigert wurde (8. Tagung des PV am 17./18.5.14). Fast schon in "parteisäuberndem" Stil nimmt sich der Sprachtenor eines ebenso bei mehreren Gegenstimmen beschlossenen "Appells des Parteivorstands an alle Mitglieder" aus, endend mit den Worten: "Es muss erreicht werden, dass die Partei ideologisch geschlossen auftritt und politisch einheitlich handelt und die Positionen von Aktivisten des Internetauftritts kommunisten.de als falsch und schädlich entlarvt" (6. PV-Tagung am 25./26.1.14). Und "das Entlarven", so ein kommunistischer Genosse, Beobachter von außen, "spielte in der kommunistischen Tradition bekanntermaßen eine wichtige Rolle". Es ist, neben der früheren unkritischen KPdSU-Gefolgschaft und einstigen Abhängigkeit von (inoffiziellen) finanziellen Zuwendungen der DDR seit jeher das Ausweichen und Lavieren angesichts von Problemen und Widersprüchen, was der DKP schon immer die Sympathien kritischer Linker und größeren Zuspruch im linken Spektrum sowie der deutschen ArbeiterInnenschaft gekostet hat. Nicht von außen sondern von innen kam schließlich die kritische Analyse und Feststellung des beginnenden Niedergangs und Scheiterns der DKP bereits ab der frühen 70er Jahre, wie sie der Marburger Politikwissenschaftler Georg Fülberth, selbst bis heute treues DKP-Mitglied und uz-Kommentator, in seiner Untersuchung "KPD und DKP 1945-1990. Zwei kommunistische Parteien in der vierten Periode kapitalistischer Entwicklung" (Heilbronn 1990) vorgetragen hat. (Fülberth hatte diesmal beim Pressefest einen kleinen Auftritt im MASCH-Foyer mit einem Vortrag zum I. Weltkrieg).

Noch immer blinde Flecke?

Fragwürdig und irritierend sind noch immer Positionen wie die von Willi Gerns (Jg. 1930), ehemals DKP-Präsidiumsmitglied, redaktionelles Mitglied und Mitherausgeber der M.Bl., im jüngsten "Antikriegsheft 1914-2014" (Mai-Juni): Bei allem Verständnis für die Sicherheitsbedürfnisse einer mehrheitlich russischen Krimbevölkerung angesichts rechtsextremistischer Tendenzen und profaschistischer antirussischer Umtriebe in der Ostukraine, scheint hier bei Gerns eine Art heimliche Genugtuung anzuklingen über die international widerrechtliche Annexion der Krim durch das russische Putin-Regime (siehe W. Gerns, "Die Krim gehört wieder zu Russland", M.Bl. 3/14, S. 21 ff.). Diese wird von ihm offenbar unter dem Aspekt der "Reintegration unter russischer Führung" gesehen und eingeordnet. Seit wann aber billigen oder zeigen Internationalisten Verständnis für die Belange und Ziele nationaler Herrschaftseliten, selbst wenn sie wie im Fall Putins auch personell in der Nachfolge der SU auftreten? Demgegenüber auffallend im Kontrast stehen Gerns' "Überlegungen für eine marxistische Analyse der russischen Politik" (siehe uz vom 27.6.14, S. 12), deren differenzierten Ausführungen in vielen Punkten durchaus zuzustimmen ist. Der ideologische Kunstgriff aber, dabei zwischen Innen- und Außenpolitik zu unterscheiden, stellt einen Rückfall dar in alte Zeiten der früher unselbständigen Befürwortung sowjetischer, heute unkritischen Tolerierung russischer Hegemonialinteressen im geopolitischen Nahbereich. Gerns zeichnete einst zusammen mit dem Parteiphilosophen und Publizisten Robert Steigerwald in den 80er Jahren verantwortlich für die eng mit der Moskauer KP-Führung abgestimmte "Strategie des antimonopolistischen Kampfes" (Stamokaptheorie) der DKP in der westlichen Hemisphäre, die noch heute von gestandenen Alt-Genossen als nach wie vor gültiges Parteidokument angesehen und gehandelt wird. Und was - um diese wenigen anzusprechenden Punkte hier abzuschließen - muss man von einer eher peinlichen Äußerung eines Mitglieds der DKP-Geschichtskommission halten, wenn wie vor nicht langer Zeit bei einem Seminar in der Karl Liebknecht-Parteischule der DKP die einst in kaum kritischer Gefolgschaft gelesene und verteidigte "Geschichte der KPdSU (B)" mittlerweile als reines "Märchenbuch" deklariert und abgetan wird, was es gelinde festgestellt (manipulatives Machwerk wäre wohl die treffendere Bezeichnung) objektiv auch immer schon war. Wem wollen DKP-Parteifunktionäre "märchenerzählend" damit eigentlich ein X für ein U vormachen?

DKP, wie weiter?

Diese Frage wurde auf dem Fest so offen kaum gestellt, schon gar nicht in diesem pessimistischen Unterton. Lediglich eine Veranstaltung mit dem Vorsitzenden Köbele befasste sich mit der Frage der Notwendigkeit einer kommunistischen Partei. In vielen Gesprächen am Rande dürfte sie jedoch durchaus eine bestimmende Rolle gespielt haben und intern in den Gremien als Sorge um eine ungewisse politische Zukunft weiter spielen, wie auch ein Bericht vom Jugendpolitischen Ratschlag von DKP und SDAJ in Köln in der uz vom 10.4.14 zeigt. Da gibt angesichts des "Mitgliedersterbens" etwa B. Schmidt vom PV Niedersachsen zu bedenken, dass zwar vielerorts Verluste zu verzeichnen seien, dass aber dort, wo Partei und Jugendverband an einem Strang zögen, Trendwenden zu beobachten seien. Der fortgesetzte Aderlass des Mitgliederverlusts weniger durch Austritte als durch verstorbene Alt-GenossInnen bleibt bis auf weiteres ein unumstößliches Faktum. Das zwingt bei den gegenwärtigen innerparteilichen Dissensen auch zu Kompromissen, um das Gesamtgebilde nicht noch zusätzlich zu schwächen. Gerade wurde eine Mitgliedsbuchneuausgabe, also quasi eine interne Mitgliederzählung, vorgenommen und erbrachte einen Stand bereits unter der 3.000er Grenze. Dem könnte nur durch eine vermehrte Neuaufnahme jüngerer Mitglieder entgegengewirkt werden. Und genau da hapert es, trotz sich mit neuen Kampagnen und Aktionsplänen rührig darstellender und bemühter Jugendorganisation SDAJ. Auch aus den sozialen, politischen und gewerkschaftlichen Aktivitäten und Kämpfen, an denen sich DKP-Mitglieder nach Kräften beteiligen, ergibt sich nicht mehr sofort jener erhoffte Zuwachseffekt, mit dem zählbar gerechnet werden könnte, ein Problem allerdings, mit dem die DKP als linker Organisation nicht allein dasteht. Die Resonanzen bei eigenen Wahlbeteiligungen sind aktuell angesichts von beträchtlichen Erfolgen für die extreme Rechte (siehe Eurowahl) mit gerade mal 25.200 Stimmen für die DKP mehr als ernüchternd, ja niederschmetternd. Kleinste Erfolge meist in Form von Mandatsbehauptungen bei den letzten Teil-Kommunalwahlen in zehn Bundesländern (25.5.2014) sind sehr überschaubar, es zeigen sich aber auch örtliche/regionale Focuspunkte für weiteres gezieltes Engagement. Die DKP stagniert beträchtlich und verliert weiter substanziell an Grund und Boden. Darüber kann auch ein insgesamt als gelungen anzusehendes Pressefest nicht hinwegtäuschen. Doch wie lange wird es in dieser Form und Qualität noch stattfinden können? In vier Jahren, 2018, wäre 50. uz-Jahrgangsjubiläum und voraussichtlich zum 20. Mal Pressefest.

E.K., Bremen, 23.7.2014

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Quelle:
Arbeiterstimme Nr. 185 - Herbst 2014, Seite 1 bis 8
Verleger: Thomas Gradl, Bucherstr. 20, 90408 Nürnberg
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Internet: www.arbeiterstimme.org
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2014