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CORREOS/064: El Salvador - Gute Erfahrung Wahlbeobachtung


Correos des las Américas - Nr. 157, 27. April 2009

EL SALVADOR
Gute Erfahrung Wahlbeobachtung

Von Bruna Campanello, Marco de Carli, Dieter Drüssel


Phantastisch an den beiden Wahlbeobachtungen im Januar und März war, dass unsere Seite gewonnen hat. Doch wir haben auch wichtige Kontakte knüpfen können und es hat "gut gegeigt" in der heterogenen Gruppe. Soliarbeit macht Sinn.


*


In den 80er Jahren war der Guerrillakrieg in Lateinamerika (und womöglich weltweit) nirgends so intensiv wie in El Salvador. Die Älteren von uns skandierten damals auf den Demos: "Sieg der Guerilla in El Salvador!". Das Zentralamerika-Sekretariat unterstützte politisch und finanziell den FMLN. Autonome Gruppen hatten in Anlehnung an die Kampagne in Deutschland Geld gesammelt mit dem Motto "Waffen für den FMLN", das Konto führte die WoZ. Als Jürg Weis vom ZAS 1988 von den Militärs in El Salvador ermordet wurde, kam es während eines Monats zu täglichen Mobilisierungen (Mahnwachen, Strassentheater, Demos), auch gegen das EDA, welches die Mörder erst von jeder Schuld freisprach.

Anfangs Jahr hat diese Solidarität sich wieder manifestiert. Wir waren fast 50 Leute, der Grossteil aus der Schweiz und einige aus Deutschland und Frankreich, die in El Salvador im Januar und März die Wahlen beobachtet haben. Wir waren Alte und Junge, ein ehemaliger Tagi-Journalist, der jetzt für die WoZ schreibt, und ein Mitarbeiter eines alternativen Internetportals, ein ehemaliger Schweizer Botschafter und eine Studentin aus dem Bleiberecht-Kollektiv zur Unterstützung der Sans Papiers in der Schweiz, Kader aus Unia und Geko, Leute aus dem Infoladen und Nationalrätinnen der SP, Menschen mit jahrzehntelanger Bindung an drüben und AktivistInnen aus Latinozusammenhängen hier, NGO-Engagierte und Mitglieder des Zürcher 1. Mai-Komitees - und wir hatten es gut im Land und untereinander.

Wir gingen nicht hin, um Demokratiewerte zu dozieren, sondern um einen bescheidenen Beitrag gegen den eingespielten Wahlbetrug der Rechten beizusteuern. Wir wussten, dass viel auf dem Spiel steht - und waren überwältigt von der Sehnsucht auf cambio, auf gesellschaftliche Veränderung, der wir auf Schritt und Tritt begegneten. Unsere Funktion war, als Teil der internationalen Beobachtung abschreckend auf einige Betrugsmanöver einzuwirken, mit Anwesenheit und Engagement auch den einen oder anderen Betrug im Verbund mit den hervorragenden AktivistInnen des FMLN zu unterbinden und generell den vielen Menschen moralisch den Rücken zu stärken, die wissen, dass die Repression bei Anwesenheit von Internationalen etwas zurückhaltender ist.

Organisiert hat die Delegation das ZAS, unterstützt von GenossInnen von medico international und dem SAH. Im und um das ZAS konzentrieren sich viele Jahre Erfahrung. Die Solidarität nimmt heute natürlich andere Formen an als vor 20 oder 30 Jahren. Wir sehen das an unserer Gruppe. Einige haben lange in El Salvador gelebt und sind heute in Hilfswerken engagiert, ein Mitglied lebt seit Jahren in El Salvador und kämpft in der Sozialbewegung mit, ein weiteres Mitglied, eine Gewerkschafterin, hat während einiger Monate in der salvadorianischen Gewerkschaftsbewegung mitgearbeitet; eine andere machte das Gleiche in einer Frauenorganisation und wieder andere arbeiten eng mit dem FMLN zusammen. Und natürlich stehen einige im "normalen" Berufsleben ohne Verbindung mit Zentralamerika, steuern aber konstant Energien, Knowhow und Zeit für die gemeinsame Sache bei.

Wir sind froh, die Delegation organisiert zu haben und alle Beteiligten sind glücklich, zu diesem befreienden Sieg in El Salvador ein winziges Sandkörnchen beigetragen zu haben. Wir wissen, dass das langsam entstehende neue El Salvador jetzt unsere Solidarität braucht, genau so, wie wir uns vom Enthusiasmus seiner KämpferInnen anstecken lassen. Auch dafür ist die Delegation eine gute Erfahrung, weil wir gesehen haben, wie wir, durchaus von verschiedenen Lagern her kommend, uns für ein gemeinsames Engagement zusammenschliessen konnten. So soll es weiter sein!


Wahlresultate seit 2000


JAHR


WAHLEN


   FMLN


  %  


  ARENA


  %  


ANDERE


 %  

TOTAL
GÜLTIGE
STIMMEN
WAHL-
REGISTER

2000

Abgeordnete
BürgermeisterInnen
426,289
415,003
35.2
34.1
436,169
438,859
36  
36  
347,811
364,134
28.7
29.9
1,210,269
1,217,996


2003

Abgeordnete
BürgermeisterInnen
475,130
471,042
34  
33.6
446,279
491,452
31.9
35  
477,317
440,432
34.1
31.4
1,398,726
1,402,926


2004
Präsidentschaft
812,519
35.7
1,314,436
57.7
150,518
6.6
2,277,473

2006

Abgeordnete
BürgermeisterInnen
785,072
670,711
39.3
33.5
783.230
791,361
39.2
39.6
429,712
538,828
21.5
26.9
1,998,914
2,000,900
4,226,479
2009


Abgeordnete
BürgermeisterInnen
Präsidentschaft
943,936
886,161
1,354,000
42.6
39.89
51.32
854,166
867,272
1,284,588
38.6
39.04
48.7
417,487
468,019

18.8
21.1

2,215,589
2,221,452
2,638,588
4,226,479
4,226,479
4,226,479

Quellen: Wahlen 2009: Homepage TSE; frühere Wahlen: ZAS-Unterlagen
Anmerkung: Unter "Andere" sind 2009 die Parteiein PCN, PDC, CD und FDR gemeint. Der FDR war verschwindend klein und der CD schaffte gerade noch einen Abgeordnetensitz. Wichtiger sind der PDC und insbesondere der PCN, der sich sowohl bei den Kommunal- wie bei den Parlamentswahlen erneut als dritte Kraft etablieren konnte.


*


Quelle:
Correos de Centroamérica Nr. 157, 27. April 2009, S. 15
Herausgeber: Zentralamerika-Sekretariat, Zürich
Redaktion: Röntgenstrasse 4, 8005 Zürich, Schweiz
Tel.: 0041-(0)44/271 57 30
E-Mail: zas11@sunrise.ch

Correos erscheint viermal jährlich.
Abonnement: 45,-- CHF


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2009