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GRASWURZELREVOLUTION/1891: CaRabA - Ein fiktionaler Film über eine Welt ohne Schulen


graswurzelrevolution Nr. 440, Sommer 2019
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Leben ohne Schule
Ein fiktionaler Film über eine Welt ohne Schulen: CaRabA

von Bertrand Stern


"CaRabA #LebenohneSchule" ist ein von Bertrand Stern initiierter Spielfilm von Joshua Conens unter der Regie van Katharina Mihm und dem Textbuch von Andreas Laudert. Für die GWRLeser*innen schreibt Bertrand Stern über die Hintergründe des Filmprojekts. (GWR-Red.)


Plakat zum Film - 5 Halbporträts der Protagonist*innen in unterschiedlichen Umgebungen in Streifen untereinander und der Filmtitel - filmprojekt CaRabA - Zwischenzeit e.V.

© filmprojekt CaRabA - Zwischenzeit e.V.


Seit Ewigkeiten "streiten" sich Menschen darum, welche die beste Schulform sein könnte, die sie unter dem Vorwand des Wohlmeinens ihrem Nachwuchs aufdrängen möchten. Werden sich die Töchter und Söhne wirklich freiwillig ihrer schulischen Abrichtung hingeben?

Seit ebensolchen Ewigkeiten wird an dieser Schule Kritik geübt, doch leider führte diese Kritik zumeist zu einer bloßen Verankerung, vielleicht Reform der Beschulungsideologie, nicht jedoch zu ihrer grundlegenden Infragestellung.

Allein just dieser Radikalität bedarf es mehr denn je angesichts des immer offensichtlicheren und dramatischeren Scheiterns der Institution Schule. Vonnöten ist die Vision, um sich ein Leben ohne zwangsweise Beschulung vorzustellen: eine Lebens- und Kulturform, in welcher der Mensch als Subjekt respektiert wird und seine - übrigens verfassungsmäßig garantierten - Eigenschaften: Selbstbestimmtheit, Würde und Kompetenz in den Mittelpunkt gerückt werden. Es geht um einen grundlegenden Wandel: vom bloßen Objekt, das brav, wohlerzogen, angepaßt sich den zivilisatorischen Zielen unterwirft; hin zum Subjekt, das aktiv und kreativ sein Leben gestaltet. Von den normativen Institutionen hin dazu, was das Leben unmittelbar, also ohne künstliche Mittel und Mittler, gibt, gar schenkt. (Als andere Beispiele hierfür: von der Medizin hin zur Gesundheit; vom Verkehr hin zur eigenen Mobilität; vom Militär hin zum Frieden; usw.)


In welcher Weise läßt sich eine solche Vision darstellen?

Nach fünf Jahrzehnten der kritischen Auseinandersetzung mit der Beschulungsideologie über die verschiedensten Mittel der wortzentrierten Publizistik wurde mir der filmische Weg nahegelegt. Fünf Jahre waren nötig, um aus der Idee einer Vision einen Spielfilm zu machen!

Nach der am 4. Mai 2019 in Berlin stattgefundenen Premiere wird der Film nun in deutschsprachigen und anderen Ländern gezeigt.

"CaRabA #LebenohneSchule" ist kein Film, der die schrecklichen Mißstände an unseren Schulen dokumentiert; und auch keiner, der angesichts glücklicher "Kinder" in idealen Schulen die elterlichen Herzen höher schlagen läßt. Vielmehr werden in diesem fiktionalen Film vor allem fünf Menschen in einer Welt jenseits der Zwangsbeschulung gezeigt: mit all den Nöten und Problemen in ihrem Leben, aber auch mit den Chancen, die es birgt, wenn dem Menschen vertraut wird. Fünf Menschen, die mit anderen Menschen unterschiedlich interagieren.

Nun erhebt der Spielfilm "CaRabA #LebenohneSchule" nicht den prätentiösen Anspruch, allgemeingültige Antworten (Paul Watzlawick hätte hier von "Pat-Endlösungen" gesprochen!) anzubieten auf Fragen, die ohnehin sich nicht so lösen lassen; vielmehr ist er darauf angelegt, emotional zu berühren und einen Dialog zu initiieren, der endlich die bisherigen Sackgassen verläßt, sie überwindet, aus ihnen ausbricht.

Die ersten Vorführungen des Films mit anschließendem Publikumsgespräch zeigen: die Menschen sind dafür dankbar, dass ihnen die Möglichkeit geschenkt wird, sich mit ihren liebenden Potentialen und emotionalen Fähigkeiten kreativ einzubringen.


Übrigens:

Gerade Menschen mit einer anarchischen Sichtweise und Einstellung werden sich freuen, dass der Ausbruch aus dem wohlerzogenen Objektstatus hin zum Subjekt zügleich für einen Wandel in der Definition von Staatlichkeit steht: Mündige, kompetente, kreative, selbstwirksame Menschen unterwerfen sich keiner behördlichen Gewalt; allenfalls nutzen sie die Infrastrukturen einer öffentlichen Hand: Weil die Aufgabe des von ihnen gebildeten subsidiären Gemeinwesens primär darin besteht, sie zu unterstützen. Auch darauf bezieht sich dieser besondere Film.

"CaRabA #LebenohneSchule" wurde mit geringen finanziellen Mitteln, aber mit viel Herzblut und ehrenamtlicher Arbeit realisiert.

Erst wenn viele Menschen an vielen Orten fordern, dass dieser fiktionale Film auch in ihrem örtlichen Programmkino gezeigt wird, könnte er das werden, was einige ihm prophezeit haben: der Auslöser einer Flutwelle, nach welcher das eigentliche Grundproblem, insbesondere der sich aus der zivilisatorischen Beschulungsideologie ergebende Schulanwesenheitszwang, ein für allemal passé ist: Weil Menschen sich selbstverständlich dem widmen, was für sie eben zum gattungsmäßigen Selbstverständnis gehört: nämlich frei sich zu bilden.

Wenn nun dies Normalität geworden ist, werden die Menschen erstaunt sich fragen, weshalb wider besseres Wissen diese obsolete Institution Schule überhaupt sich so lange hat halten können - so ähnlich, wie manche sich verwundert fragen, wie es möglich war, dass soviele Menschen einem verrückten massenhaften Hexenwahn zum Opfer fallen konnten.


CaRabA #LebenohneSchule. Ein von Bertrand Stern initiierter Spielfilm von Joshua Conens unter der Regie von Katharina Mihm. Länge: 92 Minuten. Kinostart Deutschland: 9. Mai 2019. Sprache: Deutsch. Untertitel in der im Sommer erscheinenden DVD: Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch, Russisch, Arabisch. Barrierefreie Fassung: Audiodeskription vorhanden.

Bei Interesse: Auf der InternetSeite www. caraba.de sind viele Informationen zum Film, der Trailer, die Termine der Aufführungen usw. aufgeführt. Wer mehr erfahren oder den Film zeigen möchte, nehme Kontakt auf mit: "Filmprojekt CaRabA", Zwischenzeit e.V., Niemetzstr. 15, 12055 Berlin. Mail: kontakt@caraba.de

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Quelle:
graswurzelrevolution, 48. Jahrgang, Nr. 440, Sommer 2019, S. 16
Herausgeber: Verlag Graswurzelrevolution e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2019

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